Am späten Sonntagabend kam die Meldung, auf die die NHL-Welt gewartet hatte: Erik Karlsson ist nicht mehr Teil der San Jose Sharks. Der Schwede, der vergangene Saison über 100 Punkte skorte und zum besten NHL-Verteidiger des Jahres gekürt wurde, wechselt in einem komplizierten Drei-Team-Trade zu den Pittsburgh Penguins.
Wir schauen uns alle drei Seiten des Deals an und analysieren, was er für den Rest der Liga bedeutet.
WE HAVE BIG TRADE NEWS TO ANNOUNCE 🚨
— Pittsburgh Penguins (@penguins) August 6, 2023
The Penguins have acquired defenseman Erik Karlsson, forward Rem Pitlick, forward Dillon Hamaliuk and a 2026 third-round draft pick in a three-team trade involving the San Jose Sharks and Montreal Canadiens.
* Pittsburgh übernimmt Karlsson zu einem Cap Hit von 10 Millionen US-Dollar. San Jose bezahlt weiterhin 13 Prozent seines Gehalts.
** Montreal übernimmt Petry zu einem Cap Hit von 4,687 Millionen. Pittsburgh bezahlt weiterhin 25 Prozent seines Gehalts.
Den besten Spieler des Trades erhalten natürlich die Pittsburgh Penguins in der Person von Erik Karlsson. Es ist der Versuch des neuen General Managers Kyle Dubas, auch den «Pens» sofort seinen Stempel aufzudrücken. Und der Versuch, der Mannschaft um Sidney Crosby (36 Jahre), Evgeni Malkin (37) und Kris Letang (36) ein letztes Hurra zu ermöglichen.
Natürlich ist das ein Risiko. Karlsson kostet zehn Millionen Dollar für weitere vier Jahre, ist bereits 33-jährig und verletzungsanfällig. Andererseits hat Pittsburgh vergangene Saison die Playoffs verpasst und so wenig zu verlieren. Und ein gesunder Karlsson ist eine massive Verstärkung in der Offensive und im Powerplay. An der Seite eines defensiver orientierten Verteidigungspartners wie Chad Ruhwedel oder Ryan Graves kann er so richtig aufblühen.
Erik Karlsson, traded to PIT, is an elite offensive defenceman coming off one of the greatest offensive seasons we've ever seen from a blueliner. Amazing passer, excellent shot. Also an extremely poor defender who sacrifices a lot to make that offence happen. #LetsGoPens pic.twitter.com/XbShgRF1tk
— JFresh (@JFreshHockey) August 6, 2023
Und Dubas hat nicht nur Karlsson geholt, sondern ist mit Jeff Petry, Mikael Granlund und Jan Rutta auch ungeliebte Verträge seines Vorgängers Ron Hextall losgeworden. Insgesamt sparen die Penguins durch den Deal mit den Sharks und Montreal sogar noch etwas Geld. Da Stürmer Jake Guentzel nach einer Knöcheloperation noch länger ausfällt, dürfte es auch nicht der letzte Dubas-Deal in diesem Sommer gewesen sein. Der Angriff auf Crosbys vierten Stanley Cup ist bereits gestartet.
Auf den ersten Blick ist der «Return» – also was die Sharks im Trade für Karlsson erhalten – eine Enttäuschung. Der Schwede hat eine historische Saison hinter sich und trotzdem erhält San Jose nur einen Erstrunden-Pick und keine Prospects, sondern ältere Kaderspieler. Ein Flop von General Manager Mike Grier?
Nein, diese Betrachtung wäre nicht ganz fair. Natürlich hätte ein Spieler wie Karlsson unter normalen Umständen einen grösseren Gegenwert einbringen müssen. Doch die Umstände waren eben nicht normal. Bis vergangene Saison schien Karlsson ein Schatten seiner selbst, kämpfte immer wieder mit gesundheitlichen Problemen. Er war die 11,5 Millionen pro Jahr, die ihm die Sharks zahlten, schlicht und einfach nicht wert.
Jan Rutta, traded to SJ, is veteran third-pairing defensive defenceman. #SJSharks pic.twitter.com/PnTNFer4w9
— JFresh (@JFreshHockey) August 6, 2023
Karlssons Vertrag war Grier im Sharks-Rebuild ein Dorn im Auge. Deshalb schien es lange so, als müsste er gar noch etwas obendrauf legen und 50 Prozent des Gehalts weiterbezahlen, um den schwedischen Verteidiger loszuwerden. Dank Karlssons 101-Punkte-Saison hat sich dieser Umstand aber nun geändert.
So hat Grier immerhin noch einen Erstrunden-Draft herausgeholt und ist einen teuren, noch vier Jahre laufenden Vertrag losgeworden. Und Spieler wie Granlund, Rutta oder Hoffman können die Sharks vor der Trade-Deadline wiederum für andere Draft-Picks oder Prospects eintauschen.
Montreals Rolle als drittes Team in diesem Trade ist keine übliche. Sie stemmen nicht etwa einen Teil von Karlssons Cap Hit und erhalten dafür Draft-Picks oder Prospects. Stattdessen übernehmen sie einige von Pittsburghs anderen Verträgen und nehmen so gleichzeitig auch etwas Last von San Joses Schultern.
OK, Montreal now.
— JFresh (@JFreshHockey) August 6, 2023
Jeff Petry, traded back to MTL, is a veteran top four defenceman who likes to shoot from the point and has a solid finishing touch for a blueliner. Definitely dipped a bit last season but didn't completely fall off. #GoHabsGo pic.twitter.com/cuvLJ6OQNT
Als Belohnung erhalten die «Habs» Verteidigungs-Routinier Jeff Petry zurück und das zu 75 Prozent seines ursprünglichen Gehalts. Der 35-Jährige spielte bis 2022 bereits acht Jahre lang in Montreal. Er kann der jungen Verteidigung der Canadiens etwas mehr Sicherheit verleihen – oder aber er wird noch vor dem Saisonstart wieder weggegeben, entsprechende Gerüchte sind vorhanden. Casey DeSmith gibt den Kanadiern derweil auf der Goalieposition neben Jake Allen und Sam Montembeault etwas mehr Breite. Ein solider Job von GM Kent Hughes, der aus nichts viel gemacht hat.
Auch bei den restlichen 29 Teams dürfte der Karlsson-Deal einiges auslösen. Denn der Vertrag des Schweden war bislang ein wenig der Sand im Getriebe des restlichen Transfersommers. Bis nicht klar war, was mit Karlsson geschieht und wie die Cap-Situation der verschiedenen Mannschaften nach dem Trade aussehen würde, passierte auch sonst wenig.
Die Teams scheuten sich davor, Geld in Free Agents zu stecken oder Trades durchzuführen, bis die teure Rolex vom Transferwühltisch war. Alles in der Hoffnung, dort vielleicht auch noch auf die eine oder andere Weise profitieren zu können, wie es Montreal getan hat. Nun dürfte wieder etwas mehr Leben in die Sache kommen und namhafte Free Agents wie Patrick Kane, Tomas Tatar oder auch der Schweizer Pius Suter bald neue Verträge unterschreiben.