Eine der besten NHL-Karrieren der Moderne ist vorbei. Patrice Bergeron hat als Center jahrelang die Mannschaft der Boston Bruins und das kanadische Nationalteam geprägt. Nun verkündete er im Alter von 38 Jahren, dass er nächstes Jahr nicht mehr zurückkehren wird.
A statement from Patrice Bergeron.
— Boston Bruins (@NHLBruins) July 25, 2023
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Alleine die Erfolge sprechen für die beeindruckende Karriere Bergerons. Der Kanadier ist Mitglied im Triple-Gold-Club. 2004 gewann er WM-Gold in Prag. 2010 kam Olympiagold vor den eigenen Fans in Vancouver (und 2014 in Sotschi) dazu. Und 2011 gewann Bergeron mit den Bruins auch noch den Stanley Cup.
Der Mittelstürmer heimste aber auch noch andere Auszeichnungen ein. So gewann er mit Kanada auch die U20-WM und während des Lockouts in der Saison 2012/13, als er in Lugano anheuerte, den Spengler Cup. Und er wurde fast unglaubliche sechs Mal mit der Frank J. Selke Trophy als bester Defensivstürmer der NHL ausgezeichnet – zum letzten Mal in diesem Sommer.
Und genau das ist das Erbe, das Bergeron hinterlässt. Er war der beste Zweiwegstürmer, den die Eishockeywelt in diesem Jahrhundert – oder vielleicht sogar jemals – gesehen hat. Wenn der Kanadier auf dem Eis stand, dann dominierte er, egal ob das Geschehen in der eigenen oder der gegnerischen Zone stattfand. Er gewann die Trophäe sechs Mal, aber wurde während mehr als eines Jahrzehnts praktisch immer dafür nominiert. Seit 2011 wurden 1941 Selke-Stimmzettel ausgefüllt und abgegeben. Bergeron wurde auf 1785 von ihnen erwähnt. Der Kanadier war der Inbegriff eines Weltklasse-Defensivstürmers.
From 2011-12 to 2022-23, a span of 12 seasons, 1,941 Selke Trophy ballots were submitted.
— JFresh (@JFreshHockey) July 25, 2023
1,785 of them included Patrice Bergeron. (92%)
937 of them had Bergeron in first place (48%)#NHLBruins pic.twitter.com/BgcqTebsP0
Es geht gar so weit, dass gewisse Kommentatoren nun fordern, dass die Selke-Trophäe in näherer Zukunft nach Bergeron benannt wird. Beeindruckend ist die Karriere des heute 38-Jährigen aber vor allem auch, weil er seine defensive Qualität mit einer enorm guten Offensive kombinierte. Obwohl der Stürmer nie unter den besten zehn Skorern einer Saison war, sammelte er doch immer zwischen 50 und 80 Punkte pro Spielzeit und ist aktuell in der ewigen NHL-Skorerliste in den Top 100 zu finden.
Daneben überzeugte Bergeron als grossartiger Leader innerhalb seiner Mannschaft. Schon mit 21 Jahren wurde er Assistenzcaptain, später dann Captain. Und der Kanadier war einer der wenigen Spieler, der sich lautstark für Minderheiten im Eishockey starkmachte. Kein Wunder adelt Sidney Crosby, Bergerons Teamkollege bei zwei Olympiasiegen, ihn mit den Worten: «Deine Leistungen sprechen für sich, aber deine Persönlichkeit ist das, was am meisten hervorsticht. Für jeden, der mit dir oder gegen dich gespielt hat, gibt es kein besseres Vorbild.»
Bergy,
— Pittsburgh Penguins (@penguins) July 25, 2023
It’s been a pleasure to compete against you and a special honor to be your teammate over the years. Your achievements speak for themselves, but the person you are is what stands out the most. For anyone who has played with or against you, there isn’t a better example to… pic.twitter.com/x3V1F3vb2V
Der Abgang des 38-Jährigen wird in der besten Eishockey-Liga der Welt eine Lücke hinterlassen. Man wird Bergerons Klasse auf und neben dem Eis vermissen. Und die Bruins werden in der nächsten Saison eine komplett andere Mannschaft sein. Gleichzeitig ist es auch eine Chance für andere Spieler, mal eine Selke-Trophäe abzustauben. Vielleicht auch für den Walliser Nico Hischier, der in der vergangenen Saison das Voting auf dem zweiten Rang beendete.
Und für Bergeron? Er schreibt: «Wenn ich heute abtrete, bedauere ich nichts. Ich bin nur dankbar, dass ich meinen Traum gelebt habe, und freue mich auf das, was für meine Familie und mich als Nächstes ansteht.» Was irgendwann anstehen dürfte, ist die hochverdiente Aufnahme in die Eishockey Hall of Fame in Toronto. Im Jahr 2026 wäre das erstmals möglich.