Als Pius Suter den Saisonstart der Detroit Red Wings von der Tribüne aus verfolgen muss, sind die Meinungen der Schweizer Eishockey-Fans schnell gemacht: Der Zürcher Stürmer kehrt bald in die Schweiz zurück. Wenn nicht im Laufe der Saison, dann spätestens im Sommer, dann läuft Suters Vertrag nämlich aus.
Rund anderthalb Wochen muss sich Suter gedulden, bis er auch zu seinem ersten Auftritt der Saison kommt, und seither steht der Stürmer bei fast jedem Spiel im Einsatz. Die Rolle des Zürchers ist diese Saison allerdings eine andere als in den zwei Spielzeiten zuvor.
Meistens kommt der bald 27-Jährige nur in den hinteren beiden Linien zum Einsatz. Seine durchschnittliche Eiszeit pro Spiel sinkt um mehr als eine Minute auf unter zwölf Minuten. Und auch Suters Produktion bricht deutlich unter einen halben Skorerpunkt pro Spiel ein. Dabei erzielt der Zürcher immer noch rund 0,8 Tore pro 60 Minuten, während die Assists zurückgehen. Das ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass Suter diese Saison mit weniger talentierten Mitspielern in einer Linie spielt.
Auf den ersten Blick scheint es also nicht unwahrscheinlich, dass Suter nach dem Ende dieser Saison seine Zelte in Nordamerika abbrechen könnte. Und trotzdem gibt es gute Gründe, die dagegen sprechen.
Pius Suter ist in dieser Saison nämlich einer der besten Defensivstürmer der Liga. Ohne Suter auf dem Eis lassen die Red Wings gemäss dem Modell von hockeyviz.com Chancen für 2,71 Gegentore pro 60 Minuten zu – das liegt fünf Prozent über dem Ligadurchschnitt. Mit dem Schweizer auf dem Eis sind es noch Chancen für 2,34 Gegentore – was zehn Prozent unter dem Liga-Durchschnitt entspricht. Auch evolving-hockey.com – ein anderes Analytics-Modell – bestätigt: Suter befindet sich in den Top 3 Prozent der besten Defensivstürmer der NHL.
Insbesondere in Unterzahl kann der bald 27-Jährige brillieren. Beim Blick auf die Goals Above Replacement (GAR) – eine Übersichtsstatistik, die den Einfluss eines Spielers in den jeweiligen Spielsituationen wiedergibt – wird klar, dass Suter einer der absolut besten Unterzahlspieler der NHL ist. Nur Pavel Zacha (Boston), Yanni Gourde (Seattle), Sam Reinhart (Florida) und Blake Coleman (Calgary) kommen auf ähnlich gute Werte in Unterzahl bei mehr als 100 Shorthanded-Minuten.
Gegenüber TheScore verriet der Schweizer Stürmer sein Erfolgsrezept. «Du musst versuchen, schon den Zoneneintritt zu verhindern, und den scheibenführenden Spieler immer unter Druck setzen. Wenn die Gegner immer wieder rauf und runter fahren müssen, schnellt ihr Puls in die Höhe und sie machen auch mehr Fehler», erklärt Suter.
Diese defensiven Qualitäten, gepaart mit seiner Flexibilität und seiner Arbeitsmoral, machen Suter so wertvoll. Der gelernte Center kann, wenn es sein muss, diese Rolle selbst in einer Top-Linie übernehmen, ist aber auch auf dem Flügel einsetzbar. Und er hat in dieser Saison gezeigt, dass er auch in einer Rolle als Ergänzungsspieler weiterhin Skorerpunkte sammelt.
Pius Suter lässt im Warm-Up die Scheibe tanzen! 🥰
— NHL Deutsch (@NHLde) April 1, 2023
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So hat das Pendel auch bei den Red-Wings-Fans wieder etwas umgeschlagen. Während zur Saisonmitte noch der Tenor vorherrschte, dass man sich von Suter wohl trennen sollte, scheint sich nun eine Mehrheit doch wieder mit einer Vertragsverlängerung angefreundet zu haben. Zumal der Lohn dieses Mal etwas tiefer ausfallen dürfte als die aktuellen 3,25 Millionen Dollar jährlich.
Sollte sich Detroit dagegen entscheiden, Suter weiterhin zu verpflichten, gäbe es sicher andere interessierte NHL-Teams. Ein Wechsel zurück in die Schweiz dürfte rein sportlich zuunterst auf der Liste der Optionen stehen. Suters Agent Georges Müller sagte dazu gegenüber «TheScore»: «Es gefällt ihm gut in Detroit, aber wir werden nach der Saison schauen, wie es weitergeht.»