Bei einem Penaltyversuch im Fussball spielen die Nerven meist verrückt. Schliesslich ist der Elfmeterschuss ohne Einwirkung der gegnerischen Feldspieler die bestmögliche Chance, gegen den Torhüter zu treffen. Es lastet also eine grosse Verantwortung auf den Schultern des Schützen, den Strafstoss verwerten zu müssen. Diese Nervosität ist auch den gegnerischen Fans bewusst, was sie völlig schamlos auszunutzen versuchen.
Jüngstes Beispiel dafür am vergangenen Wochenende beim Spiel von Atlético Madrid: Diego Costa hat in der 66. Minute die Chance, sein Team gegen Getafe per Penalty mit 2:0 in Führung zu bringen. Doch Costa sieht seinen Schuss vom Schlussmann Getafes pariert. Da hat ihn der Vollmond hinter dem Tor wohl zu stark geblendet.
Dass die Fans nicht nur mit prächtigen Choreografien und originellen Fangesängen ihr Team unterstützen wollen, beweisen folgende Beispiele:
Im Viertelfinale der Europameisterschaft von 2012 zeigt ein England-Anhänger, wie britischer Humor aussieht. Als Alessandro Diamanti zum entscheidenden Penalty zwischen Italien und England antritt, lässt der Fan seine Hosen fallen. Ohne jegliche Scham präsentiert er dem Schützen seine Kronjuwelen und hofft, Italiens Juwel Diamanti damit abzulenken. Es bleibt beim Versuch. Italien gewinnt und qualifiziert sich für die Halbfinals.
Nicht nur im Fussball haben Menschen Methoden entwickelt, den Spielern die Konzentration zu rauben. Im Basketball gehört es in Auswärtsstadien zum Alltagsbild. Schon fast zu einer Legende ist Patrick King aufgestiegen, Student des Colleges von Duke. Der «Speedo-Man» bittet beim Freiwurf der Gegner die restlichen Zuschauer sich hinzusetzen, während er oben entblösst und in engen Höschen wilde Akrobatik vorführt.
Ganz skurrile Gestalten sind die grünen Männer der Vancouver Canucks. Neben der Strafbank der Auswärts-Mannschaft tanzen, hüpfen und jubeln zwei in grünen Ganzkörper-Anzügen verkleidete Männer und sorgen dafür, dass es den Spielern in der Kühlbox nicht langweilig wird. Wirklich ablenken lassen sich die harten Männer dadurch natürlich nicht, doch für Unterhaltung ist in der Eishalle von Vancouver gesorgt.
Vielleicht bewirkt im Gegensatz zu den restlichen Fanaktionen diese Albernheit eine willkommenen Abwechslung. Haben die Velofahrer an der Tour de France doch derart zu beissen, lenkt ein Borat-Flitzer eventuell ein wenig vom Schmerz in den Beinen ab – so lange die Jungs neben der Strecke bleiben.
All die Ablenkungsversuche bleiben jedoch nur unterhaltsam, so lange die Fans keinen direkten Einfluss aufs Spiel nehmen oder das Spielfeld betreten.
Ein beliebtes und schwer unter Kontrolle zu bringendes Hilfsmittel ist der Laserpointer. Mit einem dicken grünen Punkt blenden die Fans die Spieler bei Penaltys oder Freistössen und stiften für Unruhe. Im Gegensatz zum Vollmond von Getafe ist diese Blendmethode einiges häufiger zu sehen. Das letzte Mal im Champions-League-Viertelfinal zwischen Barcelona und Atlético Madrid. Als Ausrede für die enttäuschende Leistung Messis gilt es jedoch nicht, schliesslich sind die Superstras an die Unsitte gewöhnt.
Der jüngste Fall von Spielmanipulationsversuchen in der Super League ist dagegen seltener anzutreffen. Im vergangenen Jahr stürmte ein tierischer Anhänger ohne Rücksicht auf Verluste das Thuner Spielfeld. Dabei liess sich der Marder von Thun sogar zu Beiss-Attacken hinreissen. Wild-West-Szenen im Berner Oberland.