Steingruber zeigt in der Arena in Montpellier eine fantastische Leistung und holte mit 57,873 Punkten überlegen Gold. Sie siegt am Ende mit mehr als 0,7 Punkten Vorsprung vor der erst 16-jährigen Russin Maria Charenkowa, der Qualifikationsbesten vom Mittwoch, und tritt damit die Nachfolge von Aliya Mustafina (Russ) an, die in Montpellier wegen Rückenproblemen fehlt. Bronze geht an die Britin Elissa Downie.
Vor den Augen ihres Fanklubs nimmt Steingruber nach dem Wettkampf die Goldmedaille entgegen. «Es ist wunderschön, ich hatte Hühnerhaut», meint eine überglückliche Steingruber im SRF-Interview. Realisiert, was sie gerade erreicht hat, habe sie noch nicht: «Im Moment bin ich noch ein wenig am schweben und habe einfach mega Freude.»
Steingruber ist die erste Schweizer Mehrkampf-Europameisterin und erst die zweite Schweizerin überhaupt, die an internationalen Titelkämpfen eine Medaille im Mehrkampf gewinnen konnte. Ariella Kaeslin hatte 2009 in Mailand mit Bronze für die erste weibliche Schweizer Mehrkampfmedaille der Geschichte gesorgt. Steingruber selbst hatte an ihren vorherigen EM-Teilnahmen 2011 in Berlin Platz 9 und zwei Jahre später in Moskau Platz 4 belegt.
Steingruber zeigt sich im Vergleich zur Qualifikation noch einmal verbessert und liefert eine nahezu perfekten Wettkampf ab. Bereits der Auftakt in den Final glückt der Gossauerin hervorragend. Am Schwebebalken, wo sie in der Qualifikation noch gestürzt ist, setzt sie mit einem fehlerfreien Vortrag und 14,375 Punkten gleich eine erste Marke.
Auch am Boden weiss sie sich im Vergleich zur Qualifikation noch einmal zu steigern. Und am Sprung bringt sie den Tschussowitina wie gewohnt ohne Probleme in den Stand. Und auch an ihrem letzten und nominell schwächsten Gerät, dem Stufenbarren, lässt sich Steingruber mit Gold vor Augen nicht mehr aus dem Konzept bringen.
«Ich wusste nach dem Sprung, dass ich einfach eine gute Barren-Übung machen muss und es dann irgendeine Medaille geben wird», so Steingruber im SRF-Interview. «Aber, dass es gleich Gold wird, damit habe ich nicht gerechnet.»
Am Wochenende bieten sich Steingruber noch drei weitere Gelegenheiten, ihr Medaillen-Palmares zu erweitern. Am Samstag tritt sie am Sprung, wo sie 2013 und 2014 den Titel gewonnen hat, als haushohe Favoritin an, zudem steht sie auch am Stufenbarren im Final. Am Sonntag hat sie zum Abschluss der Titelkämpfe auch am Boden als Qualifikationsbeste ausgezeichnete Medaillenchancen. (pre/si/cma)