Bayern München ist national und international das Team, das es momentan zu schlagen gilt. In der Champions League werden sich noch maximal drei Teams daran machen können, die scheinbar unaufhaltsamen Münchner zu stoppen. In der Bundesliga ist es dafür bereits zu spät. Zum ersten Mal in der Geschichte der höchsten deutschen Fussballliga sichert sich ein Team im März, ganze sieben Runden vor Schluss , den Meistertitel. Mittendrin: das Schweizer Kraftpaket Xherdan Shaqiri.
Doch nicht alle Schweizer haben Grund zum Jubeln. Gleich neun Eidgenossen plagen andere Sorgen als die vorzeitige Planung der Meisterfeier. Am Tabellenende der Rangliste bahnt sich ein spannender Kampf um den Abstieg an. Mittendrin: die Schweizer Orhan Ademi, Salim Khelifi, Josip Drmic, Martin Angha, Johan Djourou, Gelson Fernandes, Admir Mehmedi, Pirmin Schwegler und Tranquillo Barnetta.
Neben den Bayern hat auch Eintracht Braunschweig gestern einen wichtigen Sieg einfahren können. Das Tabellenschlusslicht kann dank dem 3:1-Sieg gegen Mainz drei wichtige Punkte einfahren und bleibt somit in Tuchfühlung mit den Nichtabstiegsplätzen. Mit einem Spiel mehr auf dem Konto bedeuten die 21 Punkte zwei Zähler Rückstand auf die vorletzten Nürnberger, drei Zähler Differenz sind es auf den rettenden 15. Rang.
Im Kader der Niedersachsen stehen mit Orhan Ademi und Salim Khelifi zwei Schweizer. Für den schweizerisch-mazedonischen Doppelbürger Ademi ist die Saison 2013/14 bereits das zweite Jahr bei Braunschweig. Der 23-Jährige kämpft aber immer noch um einen Stammplatz. Die letzten sechs Partien begann Ademi allesamt auf der Bank und musste dabei immer wieder dem Sturmduo Kumbela/Nielsen den Vorrang gewähren. Die Bilanz nach 21 Einsätzen: 1 Tor, 1 Assist.
Salim Khelifi hingegen konnte noch keinen Einfluss auf das Abschneiden Eintrachts nehmen. Der Schweizer mit tunesischen Wurzeln wechselte auf die Rückrunde von Lausanne in die Bundesliga. Dort droht Khelifi nach drei Spielen ohne Einsatz wegen einer Sprunggelenksverletzung das vorzeitige Saison-Aus.
Bei Nürnberg herrscht ebenfalls Licht und Schatten. Hinten macht Braunschweig gehörig Druck und verkürzte auf zwei Punkte. Nach vorne winkt dem Team von Trainer Gertjan Verbeek ein kleiner Lichtblick. Mit einem Sieg am heutigen Abend gegen Stuttgart können die «Unabsteigbaren» die Schwaben überholen und die Abstiegsplätze vorerst hinter sich lassen.
Die Hoffnungen im Abstiegskampf der Nürnberger ruhen auf einem Schweizer Nationalspieler: Josip Drmic, auch für die WM in Brasilien ein Hoffnungsträger, heisst der Mann der Stunde. Der Mittelstürmer hat mit 13 Toren in dieser Saison einen grossen Anteil daran, dass Nürnberg nicht noch tiefer in der Klemme steckt. Sein Torriecher soll im Spiel gegen Stuttgart das Team nach vier Niederlagen in Serie wieder auf die Siegesspur zurückholen.
Der zweite Schweizer beim «Club» ist Martin Angha. Der 20-Jährige genoss seine Ausbildung beim FC Zürich und wechselte im Sommer 2010 zu den Junioren des FC Arsenal. Bei den «Gunners» gelang ihm in drei Jahren der Sprung ins Fanionteam nie, so sicherte sich Nürnberg diesen Sommer die Dienste des Jungtalents. Einsätze waren bis im neuen Jahr jedoch Mangelware. Und nach sechs mässigen Leistungen stand der schweizerisch-kongolesische Doppelbürger im letzten Spiel gegen Frankfurt nicht mehr im Aufgebot.
Der HSV erlebte diese Rückrunde einen historischen Tiefpunkt. Sieben Niederlagen in Folge hiess die Bilanz im Jahr 2014. Genug für den Verein: 16 Punkte nach 21 Runden (Minusrekord beim HSV) veranlassten die Funktionäre, den Trainer Bert van Marwijk zu entlassen. Mit dem neuen Trainer Mirko Slomka kommt in Hamburg dank zwei Siegen und einem Unentschieden wieder ein wenig Hoffnung auf. Trotzdem belegen die Blau-Weissen den drittletzten Rang, punktgleich mit Nürnberg.
Johan Djourou wurde während dem Tiefpunkt des Hamburger SV ebenfalls hart in die Kritik gezogen. In 18 Partien holte der 27-Jährige sich laut dem Fachmagazin kicker ganze sieben Mal die Tiefstnoten 1 oder 2 ab. Unter dem neuen Trainer Slomka läuft es auch dem Schweizer Innenverteidiger – wie dem ganzen Team – wieder ein wenig besser. Der Stammspieler des HSV wird heute Abend eine wichtige Rolle spielen, wenn es gegen den Direktkonkurrenten aus Freiburg um eine Position ausserhalb des Relegationsplatzes geht.
Momentan stehen die Freiburger mit 25 Punkten auf Platz 14. Doch der Abstand auf das vor ihnen platzierte Werder Bremen ist gleich gross, wie der Vorsprung auf das Schlusslicht aus Braunschweig. Nämlich vier Punkte. Auf die hervorragende vergangene Saison, als die «Breisgau-Brasilianer» den fantastischen fünften Rang belegten, können sie nicht anknüpfen.
Im Kampf um den Abstieg dürfen die auf Rang 14 liegenden Freiburger mit Unterstützung von zwei Schweizer Kräften zählen. Acht Volltreffer und damit die Auszeichnung als Top-Torschütze in Freiburg zeigen die Wichtigkeit, die sich der ehemalige FCZ-Spieler Admir Mehmedi erkämpft hat. Der Stürmer verhalf seinem Team zuletzt mit dem Tor zum 3:0 gegen Werder Bremen zu einem wichtigen Heimsieg.
Mittelfeldstratege Gelson Fernandes überzeugt nicht mit Toren und Assists, dafür mit seinem energischen Zweikampfverhalten, wie wir es aus der Zeit in der Nationalmannschaft kennen. Gegen Werder noch gelb gesperrt, wird der Schweizer den Breisgauern in den letzten acht Partien mit neuer Power weiter Energie geben können.
Noch nicht ganz von der Abstiegsgefahr verabschieden darf sich Eintracht Frankfurt. Der zwölfte Tabellenrang trügt ein wenig, da der Abstand auf den Relegationsplatz lediglich sechs Punkte beträgt. In den acht Partien können immerhin noch 24 Punkte gewonnen werden.
Nach einer bisher mässigen Saison erlöste sich Tranquillo Barnetta gegen Nürnberg gleich selbst. Im Spiel gegen das ebenfalls abstiegsgefährdete Drmic-Team gelingt dem St. Galler nach 39 Monaten endlich wieder einmal ein Tor in der Bundesliga. Sein Führungstreffer ebnete den Frankfurtern den Weg zum 5:2-Erfolg. Ein Achtungserfolg, der den Adlern wichtige Punkte beschert und für den Rest der Saison den nötigen Auftrieb verschaffen kann. Bricht die Eintracht nicht ein, sollte der Ligaerhalt gesichert sein.
Die Leaderrolle in der Schlussphase wird ebenfalls ein Schweizer übernehmen. Pirmin Schwegler ist sogar Kapitän bei der Eintracht. Seine guten Leistungen blieben auch der Konkurrenz nicht verborgen. Speziell Wolfsburg und Schalke buhlten um den Mittelfeldstrategen, doch der Luzerner lehnte alle Angebote ab und erlangte so im Verein und bei den Fans noch mehr Kultstatus. Bleibt zu hoffen, dass dieser Entscheid nicht mit dem Abstieg in die zweite Bundesliga bestraft wird.