Zwischen dem Bundesliga-Klub VfL Wolfsburg und dem italienischen Erstligisten SSC Neapel steht es 3:1. Dabei hat das Hinspiel des Europa-League-Viertelfinals noch gar nicht angefangen. Gemeint sind aber auch nicht Tore und Ergebnis, sondern die Anzahl der Schweizer in den Reihen der beiden Mannschaften.
Wolfsburg hat Diego Benaglio im Tor, in der Abwehr den seit Wochen bärenstarken Linksverteidiger Ricardo Rodriguez, zudem noch Timm Klose. Und bei Neapel? Dort steht Mittelfeldspieler Gökhan Inler im Kader.
Aus Schweizer Sicht gibt es aber noch einen weiteren Grund, warum die Sympathien bei den Viertelfinal-Partien den Wölfen zufliegen sollten. Denn ein Europa-League-Sieg des Bundesligisten käme auch dem Schweizer Fussball zu Gute.
Denn: Ab der kommenden Saison ist der Sieger in diesem Wettbewerb als Belohnung für die Champions League qualifiziert. Falls sich dieser jedoch auch schon über die Ligaplatzierung sportlich die Startberechtigung erkämpft hat, rückt laut UEFA-Reglement der Meister des bestplatzierten Landes ohne direkten Zugang zur Gruppenphase der Champions League nach. Und das ist die Schweiz, deren Titelträger normalerweise den Umweg über die Qualifikation gehen muss.
Eigentlich ist die neue Regelung für die Schweiz eine Verschlechterung: Denn bislang hatte der hiesige Meister den Gruppenphasenplatz in der Königsklasse schon dann bekommen, wenn der Champions-League-Sieger sich auch über die Liga qualifiziert hatte. Der FC Basel profitierte so in der vergangenen Spielzeit davon, dass CL-Sieger Real Madrid auch Dritter in der Primera División wurde.
In dieser Saison geht der freigewordene Platz des CL-Siegers allerdings erst einmal an den Europa-League-Sieger. Das bedeutet: Nur wenn sich auch dieser im Ligabetrieb für die Gruppenphase der Königsklasse qualifiziert, ist die Schweiz als 13. in der Fünfjahreswertung wieder an der Reihe.
Dass sich die Wölfe einen direkten Startplatz in der Meisterschaft sichern, ist relativ sicher. Das Team von Trainer Dieter Hecking spielt eine starke Saison, liegt derzeit auf Platz zwei in der Bundesliga und hat beruhigende neun Punkte Vorsprung auf den vierten Platz, der lediglich zur Champions-League-Qualifikation berechtigen würde.
Falls es Wolfsburg doch nicht schaffen sollte, können Schweizer Fussballfans ihre Daumen auch für zwei andere Teams drücken: Da wäre zum einen Zenit St. Petersburg, derzeit Tabellenführer in der russischen Premjer-Liga.
Oder Dynamo Kiew, das in der ukrainischen Liga ganz oben steht.
Und wie sieht es bei den restlichen Europa-League-Vertretern aus? Wolfsburgs Gegner Neapel ist nur Vierter der Serie A und hat acht Punkte Rückstand auf einen CL-Platz. Florenz fehlen neun Punkte, dem spanischen Klub Sevilla vier.
Der belgische Vertreter Brügge liegt in der Meisterschaftsrunde zwar auf dem ersten Platz, hat jedoch in Gent und Anderlecht zwei Verfolger mit nur zwei Punkten Rückstand. Der ukrainische Vertreter Dnipro Dnipropetrowsk liegt acht Punkte hinter Spitzenreiter Kiew.
Der künftige Schweizer Meister kann sich also berechtigte Hoffnungen auf einen direkten Startplatz in der Champions League machen. Ganz oben steht momentan der FC Basel mit komfortablen zehn Punkten Vorsprung auf YB.
Rodriguez ist jedenfalls guter Dinge vor der anstehenden Partie gegen Neapel: «Der Titel ist noch sehr weit weg, aber natürlich wäre es schön, wenn wir Schweizer in Wolfsburg der Schweiz helfen könnten», sagt der Aussenverteidiger «20 Minuten». Der VfL hat in der letzten Runde Inter Mailand bezwungen, nun soll in Neapel der nächste italienische Klub aus dem Wettbewerb geworfen werden. Und am Ende würde vielleicht sogar die Schweiz davon profitieren.