Nach der ersten Trainingsbestzeit zeichnete sich der erste Sieg ab. Haben Sie in der Nacht auf den Sonntag gut geschlafen?
Ich bin erst gegen 1 Uhr eingeschlafen weil mir viel durch den Kopf gegangen ist. Das war ungewöhnlich. Aber dann habe ich meine sieben Stunden wunderbar durchgeschlafen.
Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen?
Dass ich jetzt die Voraussetzungen für den ersten Sieg habe.
Und Sie haben nicht geträumt?
Na ja, vielleicht habe ich geträumt. Ich kann mich nur nicht daran erinnern.
Sie haben Mika Kallio in der zweitletzten Kurve gepackt. Was haben Sie besser gemacht als er?
Ich habe später gebremst.
Dieses späte Bremsen ist eine Ihrer Stärken und Sie arbeiten dabei als einer der wenigen Piloten auch mit der Hinterradbremse.
Die Hinterradbremse ist da, damit man sie braucht. Nein, Spass beiseite: Nur mit der Vorderradbremse alleine ist es nicht möglich, so spät zu bremsen. Es gibt Fahrer, die sind nicht dazu in der Lage so spät wie ich zu bremsen.
Wie haben Sie so spät bremsen gelernt?
Man hat mir von allem Anfang an beigebracht, dass ein Rennfahrer später bremsen und früher wieder Gas geben muss als die anderen. Daran habe ich mich gehalten.
Die Art und Weise, wie Sie in der letzten Runde gewonnen haben, erweckt den Eindruck, dass Sie einer Taktik gefolgt sind und die umgesetzt haben.
Durch die Boxensignale wusste ich, dass Kallio und ich einen grossen Vorsprung aufs Feld hatten. Ich habe ihn zum ersten Mal überholt um sicher zu gehen, dass es bei einer Überrundung nicht Probleme gibt. Er hat mich dann wieder überholt und da war für mich klar, dass ich in der letzten Runde in der zweitletzten Kurve angreifen würde. Er machte keinen Fehler, ich machte keinen Fehler, es blieb nur diese eine Möglichkeit in der zweitletzten Kurve. Ich hatte Glück, es ist mir gelungen. Nein, es war nicht nur Glück. Ich habe das Glück auf meine Seite gezwungen.
Sie haben seit dem GP in Assen die Voraussetzungen für den Sieg. Erst in Assen und hier auf dem Sachsenring sind Sie im Training regelmässig so schnell geworden. Wie haben Sie das geschafft?
Wir haben zwischen den Rennen in Barcelona und Assen sehr viel getestet. Zusätzlich fuhr ich in Barcelona auch mit eine MotoGP-Maschine und in Suzuka habe ich für das Acht-Stunden-Rennen getestet. Viel fahren war schon immer gut für mich, ich fühle mich dann viel besser. Zudem konnten wir bei den Tests an der Weiterentwicklung der Maschine arbeiten.
An was oder wen haben Sie gedacht, als Sie über die Ziellinie gefahren sind?
An mich.
Das ist egoistisch und unromantisch.
Nein, ist es nicht. Ich habe mich einfach so sehr gefreut und diesen Moment genossen. Es war einfach geil.
Wie geht es jetzt weiter?
Zuerst rasiere ich meinem Vater in der Box den Schnauz ab. Das ist unsere Wette. Dann bekomme ich fürs nächste Rennen in Indianapolis ein in meiner Lieblingsfarbe gelb gespritztes Motorrad. Das hat mir mein Teamchef schon vor vier Jahren versprochen. Ich kämpfe vergeblich um mehr gelbe Farbe auf meinem Kombi und meinem Helm. Die Farben meiner Sponsoren sind halt nicht gelb.
Dann ist die Maschine nur in Indianapolis gelb?
Ja.
Wann fahren Sie zurück nach Rohrbach?
Am Montag. Dann hoffe ich, dass ich mich etwas erholen kann bevor ich zum Acht-Stunden-Rennen nach Suzuka abfliege.
Sie werden keine Ruhe haben.
Macht nichts. Ich bin sowieso keiner, der ruhig sein kann.
Die Konstanz um Weltmeister zu werden haben Sie schon lange. Nun sind Sie auch dazu in der Lage, Rennen zu gewinnen. Die logische Konsequenz daraus ist nächste Saison den Moto2-Titel zu holen und nicht ein Aufstieg in die MotoGP-Klasse.
Hoffentlich ist der WM-Titel das Ziel. Wie es weiter geht, lasse ich jetzt mal offen. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit als Rennfahrer und mein Manager (Dr. Robert Siegrist – Anm. d. Red.) kümmert sich um den Rest und schaut sich um, was möglich ist. Ich bin in einem Team, das es mir ermöglicht, Rennen zu gewinnen – also habe ich eigentlich keinen Grund, zu wechseln …