Andres Ambühl, nur 1,76 m gross, ist jetzt endgültig einer der Grössten aller Zeiten. Kein Schweizer bestritt mehr WM-Spiele als «Büehli». Mathias Seger (106 WM-Spiele) wird von Ambühl an dieser WM überflügelt.
Nur drei Akteure bestritten noch mehr WM-Partien als der 35-Jährige aus dem Davoser Sertig: Der Deutsche Udo Kiessling (119), der Russe Alexander Malzew (110) und der Tscheche Jiri Holik (109).
In all den Jahren mit dem Schweizer Nationalteam erlebte Ambühl viel. Prag, Wien, Turin, Riga, Moskau, Québec, Bern, Vancouver, Mannheim, Kosice, Helsinki, Stockholm, Sotschi, Minsk, Prag, Moskau, Paris, Pyeongchang waren die Stationen vor der Slowakei. Nur ein grosses Turnier verpasste Ambühl in den letzten 15 Jahren: Vor einem Jahr in Kopenhagen beim zweiten Silbermedaillengewinn innerhalb von fünf Jahren fehlte er angeschlagen.
Ambühl spielte diese Saison mit Davos unter seinen Möglichkeiten. Zeitweise wurde er von Arno Del Curto sogar zum Verteidiger umfunktioniert. Für Patrick Fischer stand indes nie in Frage, dass er Ambühl wieder mit dabei haben will. Fischer: «Ambühl bringt unglaublich viel mit: Energie, Leidenschaft, Tricks, Erfahrung, er kann als Center oder am Flügel spielen, er kann Powerplay und in Unterzahl spielen.» Schon unter Ralph Krueger und Sean Simpson galt Ambühl als der Muster-Nationalspieler.
Den Rekord mit den meisten Schweizer WM-Spielen reisst Ambühl jetzt an sich. Andere jagt er noch. Mathias Seger bestritt insgesamt 305 Länderspiele; Ambühl läuft gegen Kanada zum 267. Mal auf. Seger bestritt 16 Weltmeisterschaften, Ambühl kann diesen Weltrekord in einem Jahr in Zürich und Lausanne egalisieren. Die meisten Schweizer WM-Tore erzielte der grosse Bibi Torriani mit 28. Ambühl gelangen letzte Woche gegen Norwegen die WM-Treffer 20 und 21 und er sagt, «es müsste schon alles perfekt laufen, dass ich noch auf 28 komme».
Aber: «Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich mir um Rekorde nicht gross Gedanken mache. Ich wusste nicht, dass ich gegen Italien mein 100. Spiel an einer WM bestritt. ‹Fischi› (Nationalcoach Patrick Fischer) sprach plötzlich davon. Natürlich ist es speziell und cool, Rekorde zu brechen. Aber Hockey ist ein Spiel. Und ich spiele gerne und habe Spass daran – egal ob es die 50. oder 107. Partie ist. Vielleicht werden die Bestmarken später, wenn ich nicht mehr spiele, wichtiger für mich.»
Nicht mehr spielen? Derzeit ist das noch kein Thema. Beat Villiger (75), langjähriger Klubarzt des HC Davos und Chefarzt von Swiss Olympic und Obmann der medizinischen Kommission des internationalen Eishockeyverbandes IIHF, hält Ambühl für «unzerstörbar». Und Ambühl hofft, dass Villiger Recht behält und er noch die eine oder andere Weltmeisterschaft anhängen kann. Ambühl: «Für die nächsten zwei Jahre stehe ich in Davos noch unter Vertrag. Wenn ich gesund bleibe und weiter Spass habe, möchte ich schon bis 39 oder 40 spielen, wenn möglich auch länger.»
Mathias Seger beendete vor einem Jahr mit 40 seine glanzvolle Karriere. Aber Verteidiger können in der Regel länger auf höchstem Niveau mitspielen als Stürmer. Langfristig schliesst Ambühl selbst einen Wechsel in die Verteidigung nicht aus, zumal er diese Saison von Del Curto schon als Back eingesetzt worden ist. «Zumindest habe ich das Verteidigen schon geübt. Ich will solange wie möglich spielen. Ich habe mir gegen oben keine Grenze gesetzt.» (ram/sda)