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Eishockey

National League: Wie der EHC Kloten von 1993 bis 1996 zur Dynastie wurde

Der Eishockeyspieler Peter Schlagenhauf vom EHC Kloten und andere Mitglieder der Mannschaft und Fans feiern am 23. Maerz 1993 mit dem Meisterpokal den Gewinn der Schweizermeisterschaft. Links am Bildr ...
Der Titel, der den Stein ins Rollen brachte: Die Spieler des EHC Kloten feiern 1993 den Meistertitel.Bild: KEYSTONE

Die Dynastie Kloten: «Wir galten als die ewigen Zweiten, viele haben gespottet»

25.03.2020, 16:3325.03.2020, 16:33
rolf bichsel / keystone-sda

Vier Titel in Serie! Der EHC Kloten legte von 1993 bis 1996 die beeindruckendste Siegesserie in der Geschichte der Schweizer Playoffs hin. Nur der SC Bern unter Kari Jalonen schaffte es in die Nähe dieser Bestmarke.

Und vorher, in der Hockey-Steinzeit, schafften nur Davos, Arosa und La Chaux-de-Fonds vier oder mehr Titel hintereinander.

Vier Meistertitel hintereinander tönt nach Kontinuität. In den vier Saisons werkelten in Kloten aber vier Trainer: Conny Evensson (1993/94), Putte Carlsson, Lars Falk (als Duo bis zur Entlassung vor den Playoffs 1995) und Alpo Suhonen (1995/96). Die Unterschiede zwischen den Übungsleitern war riesig: Wenn Evensson den Spielern befahl, um 6 Uhr morgens aufzustehen, stellten sie den Wecker auf halb sechs. Später unter Suhonen wurde Kloten der erste antiautoritäre Meister unseres Eishockeys.

Legendäres Jubelfoto: Roman Wäger und Felix Hollenstein feiern 1995 den dritten Titel.Bild: KEYSTONE

Das bedeutet: Kloten verdankte seine Dynastie primär der Selbständigkeit, dem Verantwortungsgefühl und der Begeisterungsfähigkeit der Spieler. Der Leitwolf damals: Captain Felix Hollenstein, das Klotener Urgestein.

«Der Klub war in zwei Lager gespalten – auf der einen Seite wir, auf der anderen der Vorstand.»
Felix Hollenstein

Mit den vier Meistertiteln verbindet Fige Hollenstein die schönsten Erinnerungen und «vor allem den ersten und den vierten Titel». Warum der erste? Hollenstein: «Der erste war speziell, weil wir sieben, acht Jahre gebraucht hatten, um Meister zu werden. Wir galten als die ewigen Zweiten. Viele hatten gespottet: Die Klotener sind zu wenig hart und zu wenig kämpferisch. Die werden nie Meister. Doch dann haben wir das Gegenteil bewiesen und von Anfang bis Schluss eine souveräne Saison gespielt. Der Final gegen Fribourg war etwas vom Besten, was ich erlebt habe. Als es dann geschafft war, herrschte eine unglaubliche Freude, der Schluefweg war total überfüllt.»

Serie: Playoff-Highlights
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Und der vierte? «Der vierte Titel blieb auf emotionaler Ebene unerreicht. Wir konnten nicht nachvollziehen, weshalb Alpo Suhonen nach der Saison gehen muss und wollten ihm ein Abschiedsgeschenk machen. Auch einige Spieler wussten, dass sie nicht bleiben durften. Der Klub war in zwei Lager gespalten – auf der einen Seite wir, auf der anderen der Vorstand.»

Alpo Suhonen, Trainer des EHC Kloten, unterhaelt sich am 23. Maerz 1996, beim Spiel gegen den SC Bern mit dem Captain Felix Hollenstein. Der EHC Kloten gewinnt das Spiel gegen den SC Bern mit 5:1 und  ...
Captain Felix Hollenstein unterhält sich 1996 mit Trainer Alpo Suhonen.Bild: KEYSTONE

Der Schlüsselmoment auf dem Weg zur Dynastie war Klotens Halbfinal gegen Lugano im Frühling 1993. Gegen die Tessiner hatte Kloten vorher vier Serien und zweimal den Playoff-Final und 13 von 14 Partien verloren. Wieder verlor Kloten als Qualifikationssieger gegen Lugano das erste Spiel (1:3) und in Spiel 2 in der Resega führte Lugano bis zur 59. Minute mit 2:1. Dann gelang Hollenstein der Ausgleich, und nach einer torlosen Overtime siegte Kloten im Penaltyschiessen.

Mit diesem dramatischen Sieg wurde der Lugano-Fluch besiegt: Kloten gewann die Serie in vier Spielen, «Grande Lugano» war endgültig vorbei. Bei jedem Klotener Titelgewinn führte der Weg in den Playoffs über Lugano.

Es brechen alle Dämme: Der EHC Kloten feiert 1996 den vierten Meistertitel in Serie.Bild: KEYSTONE

In Erinnerung bleiben aus dieser Zeit auch die wichtigen Goals von Roman «Limi» Wäger, die Paraden von Goalie Reto Pavoni und die brillanten Ausländer Anders Eldebrink und Mikael Johansson.

Unvergessen bleibt auch, dass beim ersten Titelgewinn die letzten elf Sekunden offiziell nie gespielt wurden. Schiedsrichter Bertolotti warf den Puck noch ein, der Zeitnehmer war wohl aber schon am feiern, und weil Chomutow und Bykow die eingeworfene Scheibe einfach liegen liessen und ihre Klotener Gegner umarmten und ihnen gratulierten, spielte das keine Rolle mehr.

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5 Kommentare
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flying kid
25.03.2020 18:40registriert August 2017
Hach waren das schöne Zeiten...
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