Playoffs verhiessen damals nur beschränkt Spannung. Der HC Lugano dominierte die Konkurrenz. 1988 stellte das «Grande Lugano» neun Nationalspieler. Es verfügte mit Kent Johansson und Kari Eloranta über die stärksten Ausländer. Begründet wurden Luganos Triumphe vom Geld des Mäzens Geo Mantegazza und von Trainer John Slettvoll, der 1983 als 39-Jähriger nach Lugano kam und erstmals einem Schweizer Klub professionelle Strukturen verpasste.
Profis spielten damals gegen Amateure. Beispiel gefällig? Im letzten Playoff-Final 1987 musste Kloten in der Resega auf Goalie Reto Pavoni verzichten. Der Maurer-Lehrling fehlte wegen der Lehrabschlussprüfung.
1988 hatte sich Lugano längst ans Gewinnen gewöhnt. Vor der Verlängerung im dritten Playoff-Final gegen Kloten wurde das Publikum in der Resega gebeten, das Eis nicht zu betreten. Der Speaker war offenbar der Ansicht, das Siegtor könne sozusagen protokollarisch nur Lugano erzielen. Er behielt natürlich Recht: Thomas Vrabec erzielte schon in der 62. Minute das 4:3 – nachdem Kloten in der 57. Minute noch 3:2 in Führung gegangen war.
Die «Neue Zürcher Zeitung» sprach nach der Titel-Triplette Luganos von der «grossen Kunst eines künstlichen Teams». Der Hockey Club Lugano wurde als künstliches Team bezeichnet, weil mit Bernasconi bloss ein eigener Junior mittat; alle übrigen Spieler zügelten wegen des Profitums (und wegen des Geldes) aus der Deutschschweiz ins Tessin. Nicht alle wurden dabei glücklich: Riccardo Fuhrer wurde schon vor dem ersten Titelgewinn freigestellt, weil er es gewagt hatte, John Slettvoll zu kritisieren.
Der schwedische Coach machte im Tessin aber gewiss wenig falsch: In seiner Zeit in Lugano baute er gleich zwei Meisterteams auf, denn vor der Saison 1987/88 wurde die Hälfte des Kaders ausgewechselt.
Unvergessen bleibt aus dem Beginn der Ära des «Grande Lugano», wie 3000 Tessiner Fans im zweiten Playoff-Final von 1986 lange vor der Stadionöffnung den Davoser Eispalast stürmten und jene Rampe besetzten, auf der normalerweise die HCD-Fans standen. Die HCD-Anhänger erhielten in diesem Spiel Unterstützung von zahlreichen Ambri-Fans. Die 8000 Zuschauer bekamen das erste Playoff-Drama überhaupt auf Schweizer Eis zu sehen: Davos führte 4:2 und bis zur 58. Minute 5:4, Lugano setzte sich dank zwei Treffern in den letzten 53 Sekunden aber noch mit 7:5 durch und feierte den ersten Titelgewinn.
Lugano überliess in den ersten Playoff-Jahren der Konkurrenz nicht viel Ruhm und Ehre. Zwei historische Goals erzielte indessen kein Luganese: Der Davoser Thomas Müller erzielte am 15. Februar 1986 in der 3. Minute gegen Kloten das erste Playoff-Tor im Schweizer Hockey. Und zwei Jahre später gelang dem gleichen Spieler im Halbfinal gegen Lugano nach 68:59 Minuten auch das erste Overtime-Goal in der Schweiz. Thomas Müller verstarb 2000 im Alter von nur 36 Jahren an Krebs. (pre/sda)