Damien Brunner hat in seinem Einweg-NHL-Vertrag (fünf Millionen Dollar für zwei Jahre) keine Ausstiegsklausel für Europa. Das bedeutet: Will er aus dem NHL-Vertrag aussteigen, ist viel Büroarbeit zu erledigen. Er sagt, New Jerseys Manager Lou Lamoriello sei sehr fair zu ihm und die Auflösung des Vertrages sei eine Möglichkeit. «Was auch immer die Lösung sein wird, für mich ist wichtig, dass ich Spass am Eishockey habe.» Um Geld gehe es für ihn nicht. Die Entscheidung werde in den nächsten Tagen fallen.
Wenn der noch bis Ende Saison laufende Zweijahresvertrag tatsächlich aufgelöst wird, dann würde Damien Brunner auf 70 Prozent des Lohnes dieser Saison verzichten (70 Prozent von 2,5 Millionen). Er sagt, das sei denkbar.
Um aus dem NHL-Vertrag herauszukommen, muss Damien Brunner allerdings noch einmal für 24 Stunden auf die Waiver-Liste. Ab heute um 18 Uhr Schweizer Zeit wird Damien Brunner nun für 24 Stunden auf die Waiver-Liste gesetzt. D.h. alle NHL-Teams haben dann noch einmal die Möglichkeit, ihn ohne Transfer-Gegenleistung zu verpflichten.
Die zwei Optionen für Damien Brunner – sollte wieder keines der 29 anderen NHL-Teams Interesse haben – sind klar ersichtlich: Die KHL und in der NLA Lugano. In der KHL kommen gleich mehrere Topteams in Frage, allen voran der ZSKA Moskau. Geschäftsführer Sergei Fjodorow hat sich sogar persönlich via Handy bei Brunner gemeldet. Was für ihn keine Option ist: Den Rest der Saison in der Farmteamliga AHL zu verbringen.
In der NLA hat wohl nur Lugano, nicht aber der EV Zug die budget-technische Elastizität, um Damien Brunner im Falle eines Falles während der Saison verpflichten zu können. Interessant ist die Frage, was Damien Brunner in Lugano bewirken könnte. Sportlich sehr viel.
Die Rückversetzung ins Farmteam täuscht darüber hinweg, dass er in sehr guter Form ist. Selbst in seiner letzten NHL-Partie mit New Jersey in Toronto war er ein dominierender Flügel. Bis zum Zeitpunkt, als er bei einem Gegentreffer in Überzahl auf dem Eis stand und dafür zu Unrecht als Sündenbock erst unter die Wolldecke und anschliessend ins Farmteam gesteckt worden ist.
Aber würde Damien Brunner überhaupt zu Lugano passen? Spielerisch auf jeden Fall. Lugano ist zurzeit offensiv zu schwach um ein Titelkandidat zu sein: 88 Tore. Ganz klar weniger als Davos (111), die ZSC Lions (94) und der SCB (97) – und über diese drei Titanen läuft die Titelentscheidung. So gesehen könnte Damien Brunner das fehlende Teilchen zu Luganos «Meister-Puzzle» sein.
Aber Eishockey ist auch der letzte wahre Mannschaftsport. Geld und grosse Namen garantieren den Erfolg nicht. Das ist der Grund, warum Lugano seit dem letzten Titel von 2006 zwar über 100 Millionen ausgegeben, aber nie mehr eine Playoff-Serie gewonnen hat.
Die Frage ist vielleicht meisterschaftsentscheidend: Welchen Einfluss hätte ein Spieler wie Damien Brunner auf die Chemie eines Teams? Trainer Patrick Fischer hat bei der Zähmung der vielen Alphatiere in seiner Kabine Wunder vollbracht und es gibt in Lugano wieder eine Hierarchie im Team und damit auch eine Leistungskultur.
Damien Brunner hat ein grosses Hockey-Ego. Auch deshalb ist er der beste Skorer mit Schweizer Pass. Einer wie Damien Brunner steigt bei einem NLA-Team nicht unten in der Hierarchie ein. Sondern ganz oben. Und dort macht niemand freiwillig Platz.
Damien Brunner in Lugano wäre ein garantiertes Doppelspektakel. Beste Unterhaltung auf und neben dem Eis. Aber eigentlich ist Damien Brunner für Lugano zu gut. Wenn schon nicht in der NHL, dann müsste er eigentlich einen Versuch in der KHL wagen.