Die Adventszeit ist nicht nur jene, in der Häuser und Strassen mit hübschen Lämpchen verziert werden. Sie ist auch jene, in der viele von uns ein Kilogramm oder zwei zunehmen, weil Weihnachts-Guetzli, Erdnüssli, Schokolade oder Glühwein locken. «Eishockey-Profi müsste man sein», denkt sich vielleicht manch einer, der gerade fröhlich Mailänderli und Zimtsterne mampft. Schliesslich sind das Kleiderschränke, die einen so hohen Kalorienverbrauch haben, dass sie bestimmt essen können, was sie wollen.
«Es ist auf keinen Fall egal, was und in welchen Mengen die Profis essen», entgegnet Philipp Sacherer, Teamarzt beim EHC Kloten. Martin Schär, der dieses Amt beim SC Bern bekleidet, bestätigt seinen Kollegen: «Von den Kalorien her betrachtet, könnte ein Profi sicherlich reinhauen. Aber auch er muss darauf achten, was er isst. Es gibt solche, die schneller zu Übergewicht neigen als andere.» Guetzli bestünden grösstenteils aus Fett und Zucker. «Nicht optimal», urteilt Fachmann Schär.
Die richtige Ernährung geniesst im Profisport mittlerweile einen hohen Stellenwert. Beim Schweizer Meister aus Bern wurden einst Ernährungsberater eingeladen, welche ein, zwei Stunden zu den Spielern sprachen. «Das hat sich aber nicht bewährt», so Schär. Eishockey sei zwar ein Mannschaftssport, doch jeder Spieler müsse letztlich für sich schauen. Heute gäbe man beim SCB vor allem den Junioren Tipps, denn die meisten wollten in diesem Alter an Gewicht zulegen. «Das sollten sie mit viel Eiweiss und weniger mit Fett erzielen.» Schliesslich soll die Muskelmasse grösser werden und nicht der Bauch.
Beim SC Bern gibt es nach dem Morgentraining ein gemeinsames Mittagessen im Stadion. «Dieses Menü sollte auf die Bedürfnisse von Sportlern angepasst sein», sagt Schär. Grundsätzlich setzen bei den Profis sowohl die Berner wie die Klotener auf Eigenverantwortung. «Die Spieler wissen schon, was gut für sie ist», sagt Philipp Sacherer. Sein Kollege Schär gibt indes zu bedenken: «Viele junge Spieler wohnen alleine und essen dann nicht immer so, wie sie sollten.»
Verbote, so wie es einst Fussballtrainer Gilbert Gress beim Gurkensalat aussprach, gebe es dennoch nicht. «Aber Fast Food kommt bei uns vor dem Spiel sicher nicht auf den Tisch», so Sacherer. Auch Gemüse, das aufbläht, beispielsweise Broccoli oder Sauerkraut, ist vor einer Partie tabu.
Während des Spiels sieht man, wie Eishockey-Spieler fast nach jedem Einsatz zu einem Bidon greifen und trinken. Bei manchem Akteur kann es zu einem Gewichtsverlust von vier bis fünf Kilogramm kommen, je nachdem, wie stark er schwitzt. Deshalb muss ständig getrunken werden. Sowohl in Bern wie in Kloten sind die Bidons entweder mit Wasser, mit isotonischen Getränken oder mit einem Mix davon gefüllt.
«Getrunken wird je nach Vorliebe», sagt SCB-Teamarzt Schär, «aber wer besonders stark schwitzt, dem empfehlen wir, zumindest einen Teil der Flüssigkeit durch isotonische Getränke zu sich zu nehmen.» Um Krämpfen vorzubeugen, werde den Getränken manchmal Magnesium hinzugefügt.
Ist das Drittel vorbei, wird in der Garderobe auch gegessen. Wobei es Spieler gibt, die regelmässig etwas zu sich nehmen und andere, welche darauf verzichten. Hoch im Kurs stehen Energie-Gels, welche vom Körper rasch aufgenommen werden können. «Manchmal wird auch eine Banane verdrückt», verrät Martin Schär und in Klotens Kabine werden mundgerecht zugeschnittene Früchte angeboten. «Dafür sind unsere Masseure zuständig, die das mit grosser Leidenschaft vorbereiten», so Teamarzt Sacherer.
Nach der Schlusssirene gibt es dann mehr als Apfelschnitze. Dann gilt es, die Energiespeicher rasch wieder aufzufüllen. «Unmittelbar nach dem Spiel wird in der Garderobe, so schnell wie möglich, ein Shake mit vielen Kohlenhydraten und Proteinen getrunken», erläutert Berns Martin Schär. Spätestens eineinhalb Stunden nach Spielende sollte dann «richtig» gegessen werden; das geschieht in der Kabine oder im Car. Noch einmal geht es darum, viel Kohlenhydrate zu sich zu nehmen: Teigwaren mit Geschnetzeltem etwa stehen auf dem Speiseplan, oder Reis mit Poulet.
«Das ist wichtig, da vor allem bei Doppelrunden nur wenig Regenerationszeit zur Verfügung steht», führt Kloten-Teamarzt Sacherer aus. Er ist überzeugt: «Die richtige Ernährung ist ein entscheidender Faktor für eine schnelle Regeneration.» Gewinnen lässt sich mit der richtigen Ernährung zwar nichts. Zu verbreitet ist mittlerweile das Wissen, grosse Geheimnisse gibt es nicht. «Aber mit einer falschen Ernährung kann man Spiele verlieren», gibt Philipp Sacherer zu bedenken.
Korrigiert für die Amateurliga:
«Unmittelbar nach dem Spiel wird in der Garderobe, so schnell wie möglich, ein Bier getrunken»
Das ist auch isotonisch, imfall!