Sieben Siege in sieben Spielen, einzig beim 4:3 nach Penaltyschiessen zum Abschluss gegen Deutschland einen Punkt abgegeben, am meisten Tore (34) erzielt, bestes Powerplay (36.36 Prozent) und zweitbestes Boxplay (92.31) – die Bilanz des Schweizer Teams nach der Vorrunde ist beeindruckend und könnte kaum besser sein.
Game 7 ✅
— Swiss Ice Hockey (@SwissIceHockey) May 24, 2022
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Ein grosser Trumpf ist die Breite der Mannschaft. Neun Spieler erzielten mindestens fünf Skorerpunkte, wobei Denis Malgin alle überstrahlt. Der Center der ZSC Lions knüpfte nahtlos an seine starken Leitungen in den Playoffs der National League an und verzeichnete fünf Tore sowie sieben Assists. Auf eine Plus-8-Bilanz brachte es Verteidiger Jonas Siegenthaler.
Positiv stimmt zudem, dass die Schweizer auf schwierige Situationen stets die richtige Antwort fanden. «An Selbstvertrauen mangelt es uns nicht», sagte Pius Suter stellvertretend für das Team. Der Stürmer der Detroit Red Wings feierte am Dienstag seinen 26. Geburtstag. Was sind für ihn die Hauptgründe für die sieben Siege? «Wir agierten mit viel Tempo, spielten schnell hinten heraus, machten vorne Druck.»
In die gleiche Richtung äusserte sich Trainer Patrick Fischer: «Wir spielen in diesem Jahr gradliniger, was wir (der Staff) verlangt haben. Wir sind viel mehr im Slot und machen die Drecksarbeit.» Was stimmt Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel am positivsten? «Dass die angebrachten Verbesserungen die richtigen sind. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Das merkt die Mannschaft und setzt das Geforderte bedingungslos um. Ausserdem verfügen wir über eine eindrückliche Führungsgruppe und treten wir als Einheit auf.»
Nach der missglückten Olympia-Kampagne in Peking mit vier Niederlagen in fünf Partien und dem Scheitern im Viertelfinal gegen Finnland (1:5) wurde das Team massiv verjüngt. «Wir mussten etwas ändern. Der Hunger ist wieder da», sagte Fischer. Er betonte allerdings, dass sie die Gruppe auch dank vielen Spielern, die nun nicht mehr dabei seien, als Sieger beendet hätten.
Mit den USA treffen die Eisgenossen nun auf eine Mannschaft, die im Schnitt noch zwei Jahre jünger ist und unbestritten über eine hohe spielerische Qualität verfügt. Die Schweizer wissen jedoch, dass sie eine sehr gute Chance auf das Weiterkommen haben, wenn sie ihre Stärken konsequent umsetzen und die emotionale Seite ausbalanciert ist.
Die Schweizer erreichten zum fünften Mal seit der Amtsübernahme von Fischer im Dezember 2015 die WM-Viertelfinals, einzig bei seiner Premiere 2016 in Moskau war nach der Vorrunde Schluss. Die erste K.o.-Runde überstanden die Eisgenossen unter Fischers Führung allerdings nur einmal, beim 2. Platz 2018 in Kopenhagen. In den letzten beiden WM-Viertelfinals gaben die Schweizer 0.4 (2019 gegen Kanada) respektive 44 Sekunden (2021 gegen Deutschland) vor dem Ende der regulären Spielzeit eine Führung preis.
Nun ist Fischer überzeugt, dass aus der Vergangenheit gelernt wurde und die Mannschaft auch gegen die USA ihrer DNA, nach vorne zu spielen, treu bleibt und nicht mehr passiv wird. «Wir sind ein Wolfsrudel, wir jagen», sagt Fischer. Es gelte, nicht zu viel zu studieren, sich auf das Handeln und nicht das Resultat zu fokussieren. Genau dies gelang diesmal gegen die Deutschen, welche die Schweizer mit einem Sieg nach 60 Minuten vom 1. Platz in der Gruppe A verdrängt hätten.
Ein erneutes Scheitern der Schweizer wäre gerade auch wegen der bisher gezeigten Leistungen mehr als eine grosse Enttäuschung. Dessen sind sich alle bewusst. «Die sieben Spiele waren cool, wir wissen, was wir daraus schöpfen können, dennoch bleiben wir mit den Füssen am Boden», sagte Weibel. Fischer ergänzte: «Wir sind gut vorbereitet, aber das Turnier fängt erst jetzt an.» (pre/sda)