In der Gegenwart kann man sich den Schlittschuhclub Bern ohne Marc Lüthi nicht mehr vorstellen. Und der CEO weiss, dass der SCB für ihn zur Berufung geworden ist. «Zu Beginn hatte ich einen Satz immer griffbereit: ‹Wenn wir mal Meister werden, höre ich auf.› Dann war die 20-Millionen-Marke beim Umsatz der nächste Moment, um über den Rückzug nachzudenken, dann knackten wir die 50-Millionen-Grenze. Mittlerweile bin ich einfach da. Die Arbeit für den SCB ist in irgendeiner Weise zur Lebensaufgabe geworden – eine unternehmerisch spannende, die sich immer wieder verändert. Langweilig wird es hier nie.»
Aber im Frühling 2009 hing bei Bern der Haussegen schief. «Da kamen mir Gedanken an den Rücktritt. Ich war masslos enttäuscht», so Lüthi. Auch der Verwaltungsrat hinterfragte Lüthis Arbeit – kam aber zum Ergebnis, dass Lüthi weitermachen soll.
Der Grund für die Krise waren die Jahre des Versagens. 2006, 2008 und 2009 gewann der SC Bern die Qualifikation - 2008 sogar mit dem Rekordvorsprung von 22 Zählern. Aber stets scheiterten die Berner in den Playoffs schon in den Viertelfinals. Ein Drama in drei Akten.
Kloten qualifizierte sich im letzten Moment für die Playoffs, weil die ZSC Lions ihr letztes Spiel verloren und weil Fribourg bei Punktgleichheit auch in den Direktbegegnungen über die schlechtere Tordifferenz verfügte. Bern gewann das erste Spiel mit 3:0 und führte in Spiel 2 in Kloten bis zur 53. Minute 1:0. Kloten gewann jedoch 2:1 nach Verlängerung und erzielte in Spiel 3 in der ersten Spielhälfte sechs Goals und gewann auswärts 6:3. Zuvor hatte Kloten mehr als vier Jahre lang in Bern nie mehr gewonnen. Nach dem Ausscheiden mussten Trainer Alpo Suhonen und Sportchef Roberto Triulzi gehen.
Die Serie begann ähnlich wie jene zwei Jahre vorher. Bern gewann souverän das erste Heimspiel und führte auswärts bis kurz vor Schluss mit 1:0. Es folgte eine der dramatischsten Wenden in der Playoff-Geschichte: 17 Sekunden vor Schluss gelang Benjamin Plüss doch noch der Ausgleich. Aber Schiedsrichter Brent Reiber annullierte den Treffer und entschied stattdessen auf Penalty. Die Menge zu Gottéron tobte. Das Eis musste gereinigt werden. Julien Sprunger wartete und wartete. Nie hat einer so lange auf einen so entscheidenden Penalty gewartet. Mehr nervliche Belastung ging nicht, dennoch traf Sprunger zum 1:1. In der Verlängerung bereitete Sprunger auch noch Plüss' Siegestor zum 2:1 fest.
In den folgenden Spielen war Sprunger (gesperrt) ebenso nicht mehr dabei wie Andrej Bykow (verletzt). Dennoch gewann Fribourg noch dreimal in der Verlängerung. Einmal unterlief Berns Christian Dubé (jetzt Trainer in Freiburg) ein Eigentor, Spiel 5 entschied Verteidiger Antonio Rizzello, der zuvor die ganze Saison kein Tor erzielt hatte und von den Lakers und Langnau abgeschoben worden war, und das sechste Spiel entschied ausgerechnet Gil Montandon, eine Berner Playoff-Legende. Trainer John van Boxmeer durfte bleiben, mit der Auflage, den Titel im nächsten Jahr holen zu müssen.
Wieder nahm die Serie einen ähnlichen Verlauf: Bern führte 1:0 und 2:1 und stand im ersten Auswärtsspiel im Schlussabschnitt kurz vor dem Sieg. Aber wieder verloren die Berner die Nerven; sie waren der Favoritenrolle nicht gewachsen. Der EV Zug hatte fast acht Jahre lang nie mehr in Bern gewonnen. Im wegweisenden Spiel 5 gewannen die Innerschweizer aber dank drei Goals im zweiten Drittel innerhalb von zwölf Minuten mit 3:2. In Spiel 6 warf Zug mit einem 3:1-Erfolg den SC Bern wieder aus dem Meisterrennen. Trainer John van Boxmeer wurde einen Tag nach dem Ausscheiden gefeuert.
Im Frühling 2009 durften die SCB-Spieler nach dem schmählichen Ausscheiden nicht in die Ferien gehen: CEO Marc Lüthi verordnete wochenlanges Straftraining. Gleich neun Spieler erlebten alle drei Viertelfinal-Schlappen mit: Goalie Marco Bührer, David Jobin, Thomas Ziegler, Beat Gerber, Christian Dubé, Sébastien Bordeleau, Ivo Rüthemann, Marc Reichert und Daniel Meier. Die meisten erlangten bei Bern später noch Kult-Status.
Vor den drei Pleiten des SC Bern scheiterte nur Lugano 2005 als Qualifikationssieger in der ersten Playoff-Runde. Nach Bern unterlief ein derartiges Missgeschick noch den ZSC Lions 2016. Auch an diesen zwei Serien war Bern beteiligt – als Sieger.
(kza/sda)
Im letzet Spiel in Zug, war dann das Fass voll. Wir besangen die Spieler mit „Scheiss Millionäre“, weil sich auf dem Eis einfach keiner sichtbar gegen das Ausscheiden den Arsch aufriss.
1. Plätze in der Quali interressieren einfach nicht. Es ist kein Problem in den Viertelfinals auszuschheiden, wenn man mit Kampf und Leidenschaft für seine Farben spielt, aber so...
Zum Glück kam es ja später besser