Zuerst einmal die Klärung einer Frage, die in Ajoie und Kloten in den letzten Tagen viele umgetrieben hat: Ja, es stimmt. Jonathan Hazen und Philip-Michaël Devos werden im Falle eines Aufstieges nächste Saison für Kloten stürmen.
Im Rahmen der Sendung «TheHockey Week» hat Gaëtan Voisard offiziell bestätigt, dass die beiden Kanadier nächste Saison nicht mehr für Ajoie, sondern für Kloten stürmen werden. Sofern Kloten aufsteigt.
Gaëtan Voisard ist durch und durch Jurassier. Gleich neben der Eisbahn in Pruntrut aufgewachsen. Nach einer langen Karriere ist er heute ein angesehener, international tätiger Spieleragent. Unter anderem vertritt er NHL-Star Nico Hischier.
Ajoie kann mit einem Sieg gegen Kloten heute Abend im eigenen Stadion in die höchste Liga aufsteigen. Ein «Jahrhundert-Spiel». Für Ajoie. Für Pruntrut. Für den Jura. Für die welsche Hockeykultur. Für unser gesamtes Hockey.
🏒 HC Ajoie - @EHC_Kloten_1934
— Hockey-Club Ajoie (@HC_Ajoie_off) April 28, 2021
🏟️ RAIFFEISEN Arena
📅28 avril 2021
🕞19h45
Championnat suisse de hockey sur glace - Swiss League
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Aber Gaëtan Voisard wird nicht beim Spiel sein. Er hat – ebenfalls im Rahmen der Hockeysendung «The Hockey Week» – erklärt, warum er zu Hause bleibt: «Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass Ajoie im Falle eines Falles auf den Aufstieg verzichten und diesen Verzicht schon vor dem Spiel der Liga mitteilen wird. Das bricht mir das Herz. Wie kann man so etwas gegenüber den Spielern verantworten? Ich weiss ja nicht, ob es tatsächlich so ist. Aber nur, dass so etwas diskutiert wird, hat mir die ganze Freude genommen.»
Tatsächlich ist es so, dass Ajoie für einen Aufstiegsverzicht von der Liga nur dann nicht bestraft wird, wenn VOR dem entscheidenden Spiel auf die Promotion verzichtet wird.
Die Frage geht natürlich an Liga-Direktor Denis Vaucher: Ist es denkbar, dass Ajoie verzichten wird und dies schon vor dem Spiel mitteilt? Wäre der Sport wahr und klar, dann wäre die Antwort: «Nein» oder «Ja». Aber er sagt nur, dass er nichts sagen darf.
Es ist unfassbar: Nicht einmal am Tag des Spiels, das über den Aufstieg entscheidet, kann die Liga sagen, ob es einen Aufsteiger gibt.
Dass überhaupt solche Diskussionen geführt werden, ist ein Skandal. Weil sie auf der Ebene der Spieler, Agenten und Funktionäre laufen. Weil sie ein Thema in der Kabine sind. Sie verfälschen den Sport. Sie schaden der Glaubwürdigkeit des Sports. Wenn Kloten die Wende mit zwei Siegen doch noch schafft, dann bleibt unter diesen Voraussetzungen ein seltsames Gefühl zurück. Und was wären dann die tatsächlichen Hintergründe für den Verzicht? Es wäre dann auch zu untersuchen, welche Rolle die Liga-Funktionäre im Falle eines Falles gespielt haben.
Seit Anfang der Saison wird verkündet: Der Meister der Swiss League wird aufsteigen und die National League nächste Saison 13 Mannschaften umfassen. Weil es keinen Absteiger gibt. Einzige Einschränkung: Nur Olten, Visp, Ajoie und Kloten haben aus wirtschaftlichen, administrativen und infrastrukturellen Gründen die Aufstiegsberechtigung.
Nun ist der grosse Moment da: Gewinnt Ajoie heute gegen Kloten ist Ajoie der 13. Klub der National League. Und nun ist eben doch nichts klar.
Wir können den Unsinn dieser ganzen Aufstiegsbewilligungen, der Voraussetzung von Budgets und Wirtschaftlichkeit für eine Promotion – dieses Theater ist ja die Ursache der ganzen Unsicherheit – etwas polemisch mit einem Beispiel aufzeigen. Für die Polemik entschuldigt sich der Chronist.
Der SC Bern als grösste Hockeyfirma im Land löhnt einen Obersportchef, eine Untersportchefin und ein Nebensportchef. Kosten: gut eine halbe Million Franken.
Ajoie kommt mit einem halben Sportchef aus: Vincent Léchenne, einer der besten der Branche, ist nämlich auch noch Assistent des Trainers. Er ist also nur halbtags Sportchef und der Kostenaufwand auf eine Halbtagesstelle heruntergerechnet dürfte nicht einmal 100'000 Franken betragen. Der SCB gibt für die sportliche Führung mindestens fünfmal mehr Geld aus.
Damit sind wir beim Kern der Sache: Was nützt denn ein Budget einer Sportfirma, wenn das Geld in der Administration verprasst und nicht in den Sport investiert wird? Was sollen diese Reglemente, die ein bestimmtes Budget für einen Aufstieg vorschreiben? Sie sind nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind.
Die Hockeyklubs sind Aktiengesellschaften. Das Aktienrecht reicht bei weitem aus. Es reicht zu prüfen, ob die Löhne und die Lohnnebenkosten bezahlt werden. Weil ausstehende Lohnzahlungen den Sport beeinflussen. Alles andere regelt das Gesetz und hat die Liga nicht zu interessieren. Darum: Wer die Swiss League gewinnt und ein taugliches Stadion hat – und Ajoie hat eines – steigt auf. Punkt.
P.S. Verzichtet Ajoie, dann gibt es keinen Aufsteiger. Kloten kann nicht nachrutschen.
unterschwellig überstellig
Im Anschluss kommt dann aus, dass die Ajoie-Verantwortlichen im Vorfeld des Spiels auf den Aufstieg verzichtet haben (und dies gegenüber der Mannschaft möglicherweise gar nicht kommuniziert haben).
Und so wären die beiden eingangs erwähnten Stars die Bestraften: sie hätten den Aufstieg geschafft, steigen aber nicht auf.
Fazit: Sie müssten also heute verlieren um aufzusteigen...
Rumpelstilzchen
Elpampa