Die Ausgangslage: Robert Mayer hat in Davos einen Vertrag bis 2025. Aber er wird nicht mehr für Davos spielen. Manager Marc Gianola bestätigt: «Er trainiert nach wie vor mit uns. Aber er gehört nicht mehr zum Team.» Der HCD setzt auf Sandro Aeschlimann (26) und Rückkehrer Gilles Senn (25). Das Trio belastet die HCD-Lohnbuchhaltung im Jahr mit mehr als einer Million Franken.
Seit Wochen arbeiten Gianola und sein Sportdirektor Jan Alston an einer Lösung. Nach wie vor ist eine Vertragsauflösung das Ziel. Aber die kostet wegen der biblischen Vertragsdauer (bis 2025) mehr als eine Million Franken. Denkbar ist auch ein leihweiser Transfer. Der HCD würde dann weiterhin den Lohn zahlen.
Aber das Problem wäre für Davos mit einem Leihtransfer nicht dauerhaft vom Tisch. Deshalb sagt Marc Gianola, man hoffe, den Vertrag mit dem Goalie im gegenseitigen Einvernehmen auflösen zu können. Denn es gibt inzwischen auf den Kartentischen der Hockey-Generäle den Entwurf einer Strategie. Robert Mayer wechselt für die kommende Saison zu Aufsteiger Ajoie und anschliessend im Frühjahr 2022 mit einem Mehrjahresvertrag – im Idealfall bis 2025 – zu den ZSC Lions.
Tatsächlich bestätigen die drei Klubs mehr oder weniger diese Gedankenspiele. Gianola sagt: «Ajoie hat uns ein Angebot gemacht und die ZSC Lions könnten ab übernächster Saison interessiert sein.» Grund: Der Vertrag von Lukas Flüeler (32) in Zürich läuft im nächsten Frühjahr aus. Ludovic Waeber (24) soll, wenn er die hohen Erwartungen erfüllt, verlängern. Robert Mayer könnte dann der zweite ZSC-Torhüter sein. ZSC-Sportchef Sven Leuenberger mag das nicht dementieren, bleibt aber vage: «Wenn Mayer auf dem Markt sein sollte, könnte er für uns für übernächste Saison interessant sein.»
Leuenberger gibt aber auch zu bedenken, dass durch die Erhöhung der Anzahl Ausländer ein ausländischer Goalie für übernächste Saison eine Option sei. Ab 2022/23 sind fünf Ausländer erlaubt und wenn Pius Suter in der NHL bleibt, dürfen die Zürcher sogar sechs Ausländer beschäftigen.
Konkret ist hingegen nach wie vor das Interesse von Ajoie. Trainer Gary Sheehan bekräftigt: «Ja, wir suchen nach wie vor einen Torhüter, der sich mit Tim Wolf die Arbeit teilen kann und wir haben Davos eine Offerte gemacht.» Die Suche des Aufsteigers nach einem zweiten Torhüter war bisher erfolglos: Sandro Zurkirchen (31) ist als neue Nummer 1 in Kloten gelandet, Stefan Müller (25) als Nummer 3 in Ambri und Lausanne verlangt für die vorzeitige Freigabe aus dem laufenden Vertrag nach wie vor zu viel Geld für Victor Östlund (26).
«Wir hoffen auf eine Einigung und eine gute Lösung für alle Parteien», sagt HCD-Manager Gianola. Und er wäre froh, wenn die Angelegenheit noch vor Saisonanfang geregelt werden könnte. Aus gutem Grund: Beginnt die Saison und Robert Mayer hat nach wie vor kein neues Team, wird in Davos Unruhe aufkommen. Denn ohne Spielpraxis sinkt der Marktwert des Torhüters und wie soll auf Dauer einer täglich mit dem Team trainieren, der nicht mehr erwünscht ist?
Und doch könnte sich für den klugen Manager Marc Gianola Geduld lohnen. Die Erfahrung lehrt uns, dass im August gemachte Pläne der Klubs nach ein paar Spieltagen schon im Oktober zu Makulatur werden und laufend neue Situationen entstehen. Was, wenn auf einmal Ambri oder Bern oder Langnau oder Lugano oder Servette einen zusätzlichen Torhüter brauchen, weil die aktuelle Nummer 1 die Erwartungen nicht erfüllt oder durch Verletzungen ausfällt?
Eigentlich gilt für alle Sportchefs:
Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten. SCB-Sportchef Andrew Ebbett hofft, mit Verteidigungsminister Ramon Untersander noch vor dem Saisonstart um vier oder fünf Jahre verlängern zu können. Das Thema steht zuoberst auf der To-Do-Liste des neuen SCB-Sportchefs.
Der 30-jährige Nationalverteidiger spielt seit 2015 in Bern, längst ist Untersander dort einer der wichtigsten Spieler geworden. In der ganzen Liga schultert kein anderer Abwehrspieler so viel Eiszeit. Eigentlich kann sich der SCB einen Abgang des Verteidigungsministers gar nicht leisten. Sein Vertrag läuft im nächsten Frühjahr aus.
Ebbett bestätigt auf Anfrage: «Ja, wir hoffen noch vor dem Saisonstart auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung.» Er habe gute Gespräche mit Ramon Untersander gehabt. «Wir haben ein Interesse, dass er bleibt, und er sieht seine Zukunft in Bern.» Dieses gegenseitige Interesse dürfte zu einem langjährigen Vertrag führen – je länger die Vertragsdauer, desto grösser die Sicherheit für den Spieler und desto tiefer das Jahressalär, das die Klublohnbuchhaltung belastet. «Ä gfröiti Sach» für beide Parteien also.
Gut möglich, dass die neue sportliche SCB-Führung mit Raeto Raffainer und Andrew Ebbett das grösste SCB-Problem noch vor dem Saisonstart löst: den Neuaufbau der Verteidigung. Wenn Ramon Untersander bleibt und die Verpflichtung von Luganos Romain Loeffel (30) mit einem mindestens vier Jahre laufenden Vertrag ab übernächster Saison gelingt – sie ist nur noch Formsache – dann ist der SCB in der Defensive für einen neuen Anlauf auf den Titel gerüstet.
Luganos Trainer Chris McSorley bestätigt bereits den Abgang des Nationalverteidigers: «Er wird uns nach dieser Saison verlassen.» Loeffels Rückkehr über den Gotthard habe weder sportliche noch finanzielle, sondern familiäre Gründe. Der SCB muss sich finanziell nicht überheben, um sich die Dienste von Untersander und Loeffel mit Mehrjahresverträgen zu sichern. Mit Wilhelm Busch dürfen wir sagen: Lange war der SCB in der sportlichen Führung krank, jetzt regt er sich wieder, Gottseidank.
Die Chancen auf eine Rückkehr von Eric Blum (35) sind gemäss Ebbett gut. Die letzte Saison war für den Verteidiger nach 19 Partien (2 Tore/10 Assists) und dem Brutalo-Check von Fabrice Herzog zu Ende.
Seine phänomenale Spielintelligenz und die Erfahrung aus 762 Partien (281 Punkte) in der höchsten Liga werden Blum beim Comeback helfen. Der Sportchef macht keine Prognose (die bei einer Gehirnerschütterung sowieso schwierig ist), hofft aber auf Einsätze noch im Laufe des Septembers.