Grosse Worte, grosse Taten. Ein wenig Donald Trump. Ein bisschen Christian Constantin. Oft laut und polternd, aber manchmal auch leise und verletzlich. Selbstsicher im Auftreten wie später nicht einmal Marc Lüthi.
Cholerisch im richtigen Moment ist er kein Professor für die Verfeinerung der Sprache und derbe Kraftausdrücke sind ihm wohl vertraut. Und sie werden meistens verstanden. Direkt, undiplomatisch, aber scharfsinnig und wenn erforderlich schlau. Im Hockeybusiness der Zeit voraus. Nonkonformist, Rebell und Visionär: Das war der ungewöhnlichste, eigenwilligste Präsident eines helvetischen Hockeyklubs. Ausgerechnet im beschaulichen Bern.
Fred Bommes führt den SCB von 1987 bis 1991 und von 1993 bis 1995 und feiert die Titel von 1989 und 1991. Am ehesten lässt er sich in seiner Art ein wenig (aber nur ein wenig) mit Zugs ehemaligem Präsidenten Fredy Egli und mit dem aktuellen SCB-Vorsitzenden Marc Lüthi vergleichen. Die beste Bezeichnung für Fred Bommes: ein ganzer Kerl. Ganz im Sinne des gleichnamigen berühmten Romans von Tom Wolfe.
Wie später Marc Lüthi kommt auch Fred Bommes zum richtigen Zeitpunkt, um den SCB zu retten. Der SCB kehrt 1986 am grünen Tisch für das freiwillig in die 1. Liga abgestiegene Arosa in die höchste Spielklasse zurück. Sportlich solide, aber mit einem Minus von 2,1 Millionen nahezu hoffnungslos verschuldet.
Nach seiner Wahl am 27. Januar 1987 rettet Fred Bommes den Verein (der SCB wird erst 1998 eine AG) mit persönlichen Bürgschaften und vollbringt eine unternehmerische Meisterleistung: In vier Jahren wird die Schuldenlast bis auf 660'000 Franken abgebaut. In der Meistersaison 1990/91 gelingt ein Rekordgewinn von 705'000 Franken. Bei einem Budget von 6,5 Millionen.
Kostenkontrolle und ein massiver Ausbau der Werbeeinahmen machen das finanzielle Wunder möglich.
So hat Fred Bommes einmal seine Führungsphilosophie umschrieben. Parallel zum wirtschaftlichen Erfolg kommen die Titelgewinne von 1989 und 1991. Im September 1991 übergibt er einen intakten SCB seinen Nachfolgern und die Berner werden 1992 und 1997 erneut Meister.
Fred Bommes ist ein Pionier. Er weiss, dass er vom Hockey zu wenig weiss, und holt Roland von Mentlen als Manager. Roland von Mentlen ist der Zeit voraus, ein Visionär, der später auch Kloten gross machen wird (Meister 1993, 1994, 1995, 1996). Er holt Bill Gilligan als Trainer nach Bern und orchestriert reihenweise Kaisertransfers.
Die Amtszeit von Fred Bommes beginnt am 27. Januar 1987 im Casino zu Bern mit der spektakulärsten Mitgliederversammlung, die der 1931 gegründete Verein je erlebt hat. Mit wohl gut und gerne 700 Anwesenden ist der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Angst geht um, der SCB könnte untergehen. Und dann betritt ein Mann die Bühne, den kaum einer kennt. Obwohl er bereit seit 25 Jahren Klubmitglied ist.
Fred Bommes hält seine Antrittsrede. Ein Auftritt der auf Berner Boden nur noch mit der legendären «Bierhübeli-Rede» von Rudolf Minger am 24. November 1917 seinesgleichen hat. Rudolf Minger legte damals mit einer feurigen Rede den Grundstein zur bernischen Bauern- und Bürgerpartei, der heutigen SVP. Fred Bommes sozusagen als Rudolf Minger des Hockeys. Aber nicht im «Bierhübeli». Sondern im «Casino».
Fred Bommes betritt als frisch gewählter SCB-Präsident die Bühne. Es wird mucksmäuschenstill im Saal. Dann beginnt er ganz leise:
Verhaltener Applaus. Dann hält er für einen kurzen Moment inne und ruft, ja schreit in den Saal hinein: «U de hole mir dr Chübu! Dr Chübu! Dr Chübu! (den Meisterpokal). Nachär mache mir äs Fescht, dass äs chlöpft und tatäsch.» Die SCB-Anhängerinnen und Anhänger sind wie elektrisiert, springen von den Sitzen auf (zumindest jene, die im überfüllten Saal eine Sitzgelegenheit gefunden haben) und skandieren nun in völlig unbernischer Raserei minutenlang: «Jawoll, dr Chübu! Dr Chübu! Dr Chübu! Dr Chübu!»
Es ist der emotionalste Moment neben dem Eis in der SCB-Geschichte. Nur der Chronist bleibt im Saal ruhig. Wie es die Chronistenpflicht erfordert. Und er wird über die Jahre bestens mit dem impulsiven SCB-Obmann auskommen. Weil er einen Rat eines engen Vertrauten von Fred Bommes beherzigt: «Ruf ihn, wenn Du etwas wissen willst, um 04.30 Uhr im Büro an. Dann akzeptiert er Dich als Frühaufsteher und hart arbeitenden Chronisten und Du gewinnst sein Vertrauen.» So wird es jahrelang sein. Der Chronist hat für sich behalten, dass er sich nach den informativen Telefonaten noch einmal aufs Ohr gelegt hat.
Fred Bommes übernimmt den SCB in einer Zeit, in der sich nach Einführung der Playoffs (1986) das Eishockey zum «Big Business» entwickelt. Im beschaulichen Bern ist er der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt: Er hat die Chuzpe, das Selbstvertrauen und das unternehmerische Geschick, um den SCB durch diese turbulente Zeit zu führen. Mit einem «gewöhnlichen» Vorsitzenden hätte der SCB womöglich den erfolgreichen Übertritt in die Zeit des kommerziellen Hockeys nicht geschafft.
Ohne Fred Bommes gäbe es den SCB, so wie wir ihn heute kennen, nicht. Wir dürfen ihn als Gründer des modernen SC Bern bezeichnen. Er ebnet das Terrain für einen, der unternehmerisch und sportlich noch erfolgreicher sein wird: Für Marc Lüthi, der den SCB als Geschäftsführer ab 1998 definitiv und dauerhaft zum Titanen unseres Hockeys macht und seit letztem Herbst dem SCB als Präsident vorsteht. Selbst in grantigen Momente ist er im Vergleich zu Fred Bommes ein freundlicher Diplomat und Chronistenversteher.
Die Eigenwilligkeit von Fred Bommes ist legendär. Wenn denn einer einen harten Berner Schädel hatte, dann Fred Bommes: Nachdem er sein Amt 1995 seinem Nachfolgern Kurt Dallmaier überlassen hat, betritt er das Stadion nie mehr. Nur selten hat einer den Grundsatz «Servir et disparaitre» so konsequent umgesetzt.
Fred Bommes, in Düsseldorf geboren, war gelernter Chemigraf und Fotolithograf mit bester Abschlussprüfung seines Jahrganges und baute ab 1966 ein erfolgreiches Unternehmen in der graphischen Industrie auf. Nach seinem Abschied aus dem Eishockey führte der passionierte Concours-Reiter in Uetendorf bis zuletzt das Tennis- und Squashzentrum. Am 24. November 2022 feierte er seinen 89. Geburtstag. Nun ist Fred Bommes in der Nacht auf Freitag verstorben.
Du hast den SCB zu dem gemacht was er heute ist!!!!
Habe Spass wo Du jetzt bist!
Saison 90/91 Nie wieder hat eine Mannschaft so gepowerd wie Dein SCB!
Du bist der SCB!
Think big do bigger!
Häb Sorg!