Wer ist gut? Wer ist wichtig? Wir können wochenlange Seminare veranstalten und doch finden wir in dieser Frage keine Einigkeit. Tore, Assists, Strafminuten und die Plus-/Minus-Statistik sagen zwar viel. Aber bei weitem nicht alles. Wäre die Beurteilung von Spielern so einfach, dann hätten die Sportchefs ein geruhsames Leben.
Die Statistiken sagen zum Beispiel nicht, welche Bedeutung ein Spieler für die Chemie einer Mannschaft hat. Welche Verdienste aus der Historie. Welche Ausstrahlung auf die Fans. Und erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur das Talent entscheidet. Die Persönlichkeit spielt eine fast so wichtige Rolle. Sportchefs holen Spieler, aber es kommen Menschen. Junge Männer, die dafür bezahlt werden, um zu spielen.
Wer mag also in einer so komplizierten Wissenschaft von einem Chronisten verlangen, keinem Irrtum zu unterliegen? Nicht berücksichtigt sind die Spieler, die nur als Gäste hier waren und bereits wieder in die NHL-Trainingscamps abgereist sind.
Wir zeigen die Top 50 der besten Spieler der ersten Qualifikationshälfte 2020/21 in einer fünfteiligen Serie. Hier der zweite Teil:
Es gibt in unserer Liga bessere, komplettere, explosivere, kreativere und dominantere Stürmer. Aber keiner hat eine so gute Schusstechnik – er hätte mit dem Puck Wilhelm Tells Walterli den Apfel mit einem Direktschuss vom Kopf geholt. Nach Dominik Kubalik ist Sportchef Paolo Duca erneut ein Kaisertransfer geglückt. Der Tscheche blieb zwei Jahre. Es ist offen, ob auch Finnlands Antwort auf Alexander Owetschkin eine zweite Saison bleiben und bei der Eröffnung der neuen Valascia dabei sein wird.
Es gab leise Zweifel, ob er gut und belastbar genug ist, um die Nummer 1 in der höchsten Liga zu sein. Aber seit dem Abgang von Robert Mayer nach Davos hat Ajoies Meistergoalie von 2016 den Zweiflern auf eindrückliche Art und Weise eine Antwort geliefert: Sechs Jahre nach dem NL-Debüt und Lehr- und Wanderjahren in Martigny, Ambri, Ajoie und Biasca ist er eine taugliche Nummer 1 geworden. Er führt die Statistiken an und war im Herbst einer der besten der Liga. In dieser Form ein WM-Kandidat.
An der WM 2017 in Paris ist er eine «Nullnummer» (7 Spiele, 0 Punkte), später wird er gar temporär aus dem Nationalteam verbannt. Ein bisschen ist er seither vergessen worden. Manchmal spielte er in der NHL und manchmal sass er auf der Tribüne. Aber nun ist der langjährige ZSC-Junior zurück – und wie! Er führt Lausannes Offensive an. Gelingt es Lausanne, Malgin die ganze Saison zu halten (er ist von den Toronto Maple Leafs nur ausgeliehen), könnte er das entscheidende Teilchen im Meisterpuzzle sein.
In der NHL wäre Leonardo Genoni (33) ein perfekter Transferkandidat: er würde gegen drei, vier junge Spieler oder einen Superstar eingetauscht. Luca Hollenstein ist 13 Jahre jünger als Genoni, drauf und dran, diesen zu überflügeln und gut genug, die Nummer 1 zu sein. Wäre Genoni nicht der teuerste Schweizer in Zugs Geschichte und bis 2024 gebunden: es wäre Zeit für eine unterhaltsame Goalie-Kontroverse. Luca Hollenstein hat diese Saison auch schon mehrmals hinter der Lotter-Verteidigung des Farmteams gehext.
Vorne ist Linus Omark für die Kunst zuständig, hinten stabilisiert sein schwedischer Landsmann nun schon in der vierten Saison die Mannschaft mit den längsten Eiszeiten und oft dreht sich Servettes Spiel diese Saison um die Achse Tömmernes-Omark. Ein smarter Ingenieur der Defensivarbeit ohne Fehl und Tadel. Er kann alles, sogar Penalty, und wir können auch in seinem vierten Jahr in Genf keine Schwächen ausmachen, nehmen sachdienliche Hinweise auf Unzulänglichkeiten aber gerne entgegen.
Nichts ist für einen jungen Spieler so schwierig wie eine Saison der Bestätigung, begleitet von hohem Medieninteresse inklusive Transfergerüchten. Auch wenn Dominik Egli nicht mehr ganz so produktiv ist: Den himmelhohen Erwartungen ist der Überflieger der letzten Saison erstaunlich gut gerecht geworden. Nun muss er die Antwort auf die Frage finden: Was ist für seine Entwicklung – die ist nämlich noch lange nicht abgeschlossen – besser? Bei den Lakers bleiben, ein Wechsel nach Davos – oder gar nach Schweden?
Acht Jahre, nachdem er in Zug Liga-Topskorer war (und von Doug Shedden im entscheidenden und verlorenen Playoff-Halbfinalspiel in Bern trotzdem auf die Tribüne gesetzt worden ist), hat Chris McSorley vor seiner Absetzung als Sportchef den kreativsten, elegantesten Flügel ausserhalb der NHL nach Genf geholt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der schwedische Zauberflügel erneut Topskorer wird. Wieso haben eigentlich die Sportchefs in der Deutschschweiz diesen Transfer verschlafen?
In seiner dritten Saison in der höchsten Liga hat er sich weiter gesteigert, trägt das Festkleid des Topskorers und es gehört zu den Kuriositäten des Hockeys, dass er alle Radarschirme der NHL-Scouts unterflogen hat und im NHL-Draft übergangen worden ist. Die Ehrenbezeichnung «Roman Josi im Westentaschenformat» trifft durchaus zu: er hat dieses Gefühl für die Offensive, mit dem nur ganz wenige Verteidiger gesegnet sind. Die Vertragsverlängerung bis 2024 ist die bisher grösste Tat von Sportchef Martin Steinegger.
Der HCD-Captain und Leitwolf zelebriert mit 37 den goldenen Herbst einer grandiosen Karriere: er hat 2000/01 in der höchsten Liga debütiert und zuletzt 16 Mal hintereinander pro Saison mindestens 20 Punkte gebucht, 11 Mal sogar mehr als 30. Der perfekte Spieler für unsere Tempo- und Laufliga. Kleine (175 cm), smarte und schnelle Stürmer altern eben weniger schnell. In dieser Verfassung hat er gute Chancen, den WM-Weltrekord von Mathias Seger (16 WM-Teilnahmen) zu egalisieren.
Beim SCB mag es bisweilen drunter und drüber gehen – aber er behält kühlen Kopf und lässt sich nicht beirren: Philipp Wüthrich ist so gut, dass er in den Schuhen seiner berühmten Vorgänger (René Kiener, Jürg Jäggi, Renato Tosio, Marco Bührer) stehen kann. Was ihm an Postur fehlt, macht er mit Coolness, Spielintelligenz und Winkelspiel bei weitem wett. Er war schon vor einem Jahr NL-reif und trotzdem verschwendet der SCB Geld und eine Ausländerlizenz für Tomi Karhunen.
made my day
Wir wurden nicht enttäuscht 😂😂😂