Eigentlich darf ein Chronist seine Quellen niemals verraten. Es wäre eine Todsünde. Hier aber macht er für einmal eine Ausnahme. Also: Er sitzt am frühen Montagabend vor dem «Pöstli», einer Kultbeiz im oberaargauischen Huttwil. An Hockey mag er nicht denken. Er ist gerade am werweisen, ob er eine Pizza oder einen Flammkuchen bestellen oder besser verzichten sollte.
Da kommt einer der häufigen Gäste und redet doch über Hockey. Er freut sich: «Jetzt haben wir endlich wieder einen Huttwiler in der höchsten Liga.» Das interessiert den Chronisten nun doch. Denn tatsächlich kommt eines der grössten Verteidigertalente unseres Landes aus Huttwil: Luca Christen. Eigentlich müsste Luca ja jetzt schon in der National League spielen. Aber Langenthals Sportchef Kevin Schläpfer hat ihn im letzten Frühjahr mit einem Zweijahresvertrag an Langenthal gebunden. Allerdings mit einer Ausstiegsklausel per Ende dieser Saison. Dass er diese Ausstiegsklausel hat, wissen nur wenige.
Diese Klausel hat Luca Christen nun aktiviert und er darf den SC Langenthal per Ende Saison verlassen. So erzählt es jedenfalls der Gast vor dem «Pöstli». Der Luca habe in Biel einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Potz Donner! Das ist eine Neuigkeit, die den Chronisten denn doch überrascht und er entgegnet: «Bist Du sicher? Der SCB will den Luca ja auch. Die haben jetzt einen Ober- und Untersportchef und schaffen es nicht, Luca zu verpflichten? Das kann nicht sein. Und was ist denn mit Langnau?» «Nein, nein», entgegnet der «Pöstli»-Stammgast. «Der Luca hat in Biel für zwei Jahre unterschrieben.»
Nun weiss der Chronist aus langer Erfahrung, dass man Wirtshaus-Gerede niemals trauen kann. Weder im Hockey noch im richtigen Leben. Also macht er, obwohl schon die Nacht sich über das Städtchen senkt, ein paar Hosentelefonate und erkundigt sich bei seinen Gewährsleuten. Und siehe da: Es stimmt! Langnaus Marc Eichmann und Berns Raëto Raffainer und Andrew Ebbett haben den Kürzeren gezogen. Luca Christen wechselt am Ende der Saison für zwei Jahre bis 2024 nach Biel.
Martin Steinegger bestätigt den Transfer nicht. Wohlweislich nimmt er am Montagabend das Hosentelefon für einmal nicht ab. Wahrscheinlich sitzt er gerade beim Nachtessen oder er ist früh zu Bett gegangen oder er ahnt, dass sich der Chronist nach seiner neusten Verpflichtung erkundigen könnte. Und da Biels Sportchef zu den wenigen Männern in diesem Geschäft gehört, die nicht lügen, nimmt er das Hosentelefon nicht ab.
Aber der Chronist braucht seine Bestätigung nicht. Das Wirtshausgerede ist – wie manchmal auch im richtigen Leben – Wahrheit. Biel bekommt ein riesiges Talent. Luca Christen hat für Langenthal in der Swiss League schon letzte Saison in 45 Qualifikationspartien 34 Punkte gebucht. Und diese Saison ist er noch besser unterwegs: bereits 3 Punkte in 5 Spielen.
Von der Spielanlage her ist der Huttwiler eine Mischung aus Mika Henauer und Yannick Rathgeb. Offensiv noch begabter als Mika Henauer und defensiv seriöser als Yannick Rathgeb. In drei Jahren wird er in der Nationalmannschaft spielen. Wie seine Schwester Lara. Lara Christen (18) verteidigt für das Frauenteam der ZSC Lions und gehört zum WM-Team, das kürzlich den Halbfinal erreicht hat.
Der Chronist hat sich vorgenommen, künftig öfter Mal im «Pöstli» vorbeizuschauen. Vielleicht vernimmt er ja wieder mal eine interessante Hockey-Neuigkeit.
Die 3 Punkte in 5 Spielen machen hochgerechnet auf 45 Spiele mal gerade 27 Punkte. Was unter dem Punkteschnitt von letztes Jahr ist. Ist nicht mal schwer zu rechnen.
Trotzdem ist Luca ein Talent und ich mag es ihm auch gönnen, falls dies stimmt und er sich in der NL durchsetzt.
…..3 Punkte aus 5 Spielen gäbe hochgerechnet 27 Punkte aus 45 Spielen……