Ein Sieg folgt dem nächsten. Die ersten zwei Siege sind noch Pflichtübungen: 4:2 in Visp und 4:3 gegen das Farmteam in Bellinzona. Doch dann rockt Ambri: 4:3 nach Penaltys auswärts gegen die Lakers und in Sursee 3:1 gegen Lulea. Die Schweden werden einen Tag später Zug mit Leonardo Genoni im Tor gleich 6:3 zersausen.
Aber eben: Wen die Hockey-Götter lieben, den züchtigen sie. Gegen Mountfield aus dem tschechischen Königgrätz verliert Ambri in Sursee am Samstag 1:5 und Verteidiger Tim Heed, Spielmacher Michael Spacek sowie den Zauberflügel Dominic Zwerger.
Ob die drei Schlüsselspieler beim Saisonauftakt am 15. September gegen die Lakers wieder fit sind, vermag Sportchef Paolo Duca auch am Montag noch nicht zu sagen: «Wir warten auf die Resultate der medizinischen Abklärungen.» Sorgen macht er sich um Dominic Zwerger. Der österreichische Nationalstürmer mit Schweizer Lizenz musste in der Vergangenheit schon Gehirnerschütterungen auskurieren. Und nun hat es ihn nach einem Rumpelcheck in der Partie gegen Mountfield erneut erwischt. Paolo Duca sagt: «Er hat einfach einen Check ‹gefressen›. Es war kein Foul.»
Ambri gehört zu den Teilnehmern der «Keller-Meisterschaft» um Rang 10 (Pre-Playoffs). Die Besonderheit der voraussichtlichen «Keller-Meisterschaft-Teams» (Langnau, Ajoie, Kloten und Ambri): Die Playoffs beginnen bereits im September. Das bedeutet: Wenn es nicht gelingt, gleich im September und Oktober fleissig zu punkten, ist die Hoffnung schon im November verflogen. Diese Teams haben weniger Kadertiefe und weniger Talent als die Titanen. Ausfälle von wichtigen Spielern haben viel stärkere Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit.
Die ZSC Lions oder Zug können den Ausfall von Schlüsselspielern viel besser verkraften und im Herbst ein paar Spiele verlieren und dann in der Tabelle wieder nach oben klettern und die Saison retten. Für Langnau, Ajoie, Kloten und Ambri bedeutet ein Fehlstart im Herbst schon fast eine verlorene Saison.
Tim Heed und Michael Spacek sind zwar Ausländer und können zumindest theoretisch ersetzt werden. Aber auf dem Markt gibt es Ende August und Anfang September keine kurzfristig erhältlichen ausländischen Spieler mit ihrer Kragenweite. Michael Spacek ist gar einer der besten Spielmacher der Liga (letzte Saison hinter Roman Cervenka und Linus Omark am drittmeisten Assists). Und Dominic Zwerger ist als Lizenz-Schweizer überhaupt nicht zu ersetzen.
Aber Ambris Geschichte ist schon immer von Dramaturgen geschrieben worden. Es hat schon seinen Grund, warum Ambris magische Siegeshymne «La Montanara» melancholisch und nicht euphorisch klingt.