Im ersten Jahr des wiedergeborenen Cups (2014/15) wurde die Auslosung den Schwefelgeruch der Manipulation nicht los: Cupchef Willi Vögtlin hatte in der Stadionbeiz VOR der Auslosung die Viertelfinal-Paarung Langnau gegen den SC Bern angekündigt. Es kam dann just zu dieser Paarung, welche der favorisierte SCB 4:1 gewann.
Im zweiten Jahr lachte die Hockey-Schweiz über eine Panne der besonderen Art: Eine Mannschaft, die schon ausgeschieden war, kam in die Auslosung der nächsten Runde – und niemand merkte es, bis das Auslosungsprozedere vorüber war.
Nun, im dritten Jahr, ist es noch schlimmer geworden. In der ersten Runde verkündete der SCB per Medienmitteilung, man nehme den Cup nicht ernst und trete deshalb in der ersten Runde nicht mit den besten Spielern und ohne Ausländer an. Prompt flog der Meister gegen die Ticino Rockets aus dem Wettbewerb. Bis heute der einzige Sieg des NLB-Tabellenletzten in einem Ernstkampf.
Und gestern Abend musste in La Chaux-de-Fonds die Partie abgebrochen werden: Löcher im Eis. Weil es im Cup andere Werbung auf dem Eis hat als während der Meisterschaft, muss jeweils eine neue Werbefläche ausgelegt und wieder mit Eis überdeckt werden.
Cup-Chef Willi Vögtlin, sichtlich aufgebracht: «Der Fehler liegt beim Eismeister in La Chaux-de-Fonds. Wir haben den Fall dem Einzelrichter übergeben. Der soll jetzt entscheiden, wer für die Kosten aufkommt und ob es eine Busse gibt.» Der Match wird heute Abend um 19.30 Uhr erneut angepfiffen. Hoffentlich gibt es keinen Stromausfall.
Möglicherweise ist der «Fall La Chaux-de-Fonds» nicht ganz so einfach, wie es Vögtlin sagt. In Langenthal wurden nämlich die Werbeflächen verspätet angeliefert und es gelang den fleissigen Oberaargauern gerade noch auf den letzten Drücker, das Eis mit der Cup-Werbung für die Partie gegen Lugano spielfähig zu machen. «Das stimmt», sagt Vögtlin. «Die damit beauftragte Firma hat mit Verspätung geliefert. Aber die arbeitet sonst sehr professionell und ist auch für die Hockey-WM und die Champions Hockey League tätig.»
Der Cup ist von der Vermarktungsagentur Infront Ringier erfunden worden, um Werbeplattformen im Hockey-Business zu schaffen. Der Dreijahresvertrag mit dem Verband läuft Ende Saison aus. Bereits am 18. November entscheiden die Nationalliga-Clubs, ob der Kontrakt um weitere fünf Jahre verlängert oder ob der Cup nicht mehr weitergeführt wird.
Dem Wettbewerb droht das Aus. Weil Infront Ringier die TV-Rechte am Cup – ohne den Verband zu informieren – an den Teleclub verkauft hat. Und dieser ist der Erzrivale von «My Sports» (UPC), dem Sender, der ab der nächsten Saison für die TV-Rechte an der Eishockey-Meisterschaft 35,5 Millionen Franken pro Jahr bezahlt. Verbandsdirektor Florian Kohler sagt: «Wir haben in dieser Sache nach wie vor keine Lösung gefunden. Wir können am 18. November aber nur abstimmen, wenn alle offenen Fragen geklärt sind und Lösungen auf dem Tisch liegen.»
Kohler weiss wohl: Kommen an der Nationalliga-Versammlung bei der Abstimmung Emotionen hoch, dann ist der Cup verloren. Nach wie vor gibt es zwei Optionen: Den bereits offiziell verkündeten TV-Deal mit dem Teleclub wieder rückgängig machen oder Zeit gewinnen – mit einer einjährigen Cup-Pause während der Olympia-Saison 2017/18.
Inzwischen jagt eine Cup-Panne die nächste, eine Peinlichkeit die andere. Drei Jahre lang übt nun Infront Ringier schon – es wird immer schlimmer. Schade um einen Wettbewerb, der durchaus eine Chance hätte. Es zeigt sich nämlich inzwischen, dass der Cup seinen sportlichen Reiz hat. Die Niveau-Unterschiede zwischen der NLA und der NLB sind bei weitem nicht so gross wie anfänglich befürchtet.
Wenn der Cup weiterleben, funktionieren und gedeihen soll, dann ist es dringend und zwingend geboten, dass der Wettbewerb endlich, endlich, endlich offiziell vom Verband übernommen und organisiert wird. Und nicht mehr von einer unglücklich gemanagten, mit dieser Aufgabe offenbar überforderten Vermarktungsagentur aus einem Medien-Unternehmen. Nur so ist es doch noch möglich, dass der Cup den Schwefelgeruch des Unseriösen und Dilettantischen verliert.
Wer das jetzt schlussendlich macht, und wie sehr das mit Geld zu tun hat, ist doch egal.