Drüben im Bernbiet, in Langenthal beispielsweise, heisst der Meisterpokal «Chübu» oder «Chübel». In Olten «Chöbu».
Seit 1988 «chöblet» es in Olten nicht mehr. Damals bodigten die Oltner im Final Ajoie und stiegen als NLB-Meister in die NLA auf. Nun trösten sich die Fans mit einem ironischen Spruch: «Der einzige Chöbu in Olten steht in der Altstadt.» Das Restaurant «Rathskeller» in der Altstadt, in einem 1673 errichteten Gebäude, wird liebevoll «Chöbu» genannt.
Seit 35 Jahren warten die Fans oben im Kleinholz auf einen «Chöbu». Die Zuversicht war gross: Die Oltner hatten vor einem Jahr den Final gegen Kloten höchst ehrenvoll verloren (1:4). Doch diese Zuversicht hat sich letztlich als Irrtum erwiesen: Nun waren die Solothurner im Final gegen La Chaux-de-Fonds chancenlos (0:4). Dabei hatte sich Olten vor einem Jahr im Halbfinal gegen die Neuenburger noch 4:2 durchgesetzt.
Was nun? Resignieren? Sportlich abrüsten? Nein. Präsident Marc Thommen ist zwar bitter enttäuscht. «Wir haben in vier Spielen verloren. Da müssen wir nicht über Glück oder Pech diskutieren. Es ist ganz einfach so, dass unser Gegner besser war.» Aber er hat den Mut nicht verloren. Wenn der Chef auf der Kommandobrücke erhobenen Hauptes nach vorne blickt, dann wird sich das auf die ganze Belegschaft positiv auswirken. Marc Thommen sagt: «In unserer Strategie ist festgelegt, dass wir nächste Saison noch einmal einen Anlauf nehmen. Strategien sollte man nicht einfach über Bord werfen.»
Somit stellt sich die Frage: Welche Konsequenzen hat das finale Scheitern für die Zukunft? Was ist vorzukehren, dass es 2024 nach 36 Jahren endlich wieder «chöblet»? Einfach wird es ja nicht. Visp, das reichste Hockeyunternehmen der Swiss League, hat zumindest an der Trainerfront massiv aufgerüstet: Heinz Ehlers kommt. Und Geld ist kein Problem. Hockeyzyniker pflegen zu sagen: «Die Stars in Visp arbeiten bei der Lonza.» Will heissen: Der Chemie-Gigant alimentiert grosszügig.
La Chaux-de-Fonds wird bleiben oder im Falle eines Falles durch den Absteiger ersetzt. Basel, befeuert von Sportchef Kevin Schläpfer (der notfalls auch Trainer kann), wird klar besser sein. Nur der ewige Rivale Langenthal – der immerhin 2012, 2017 und 2019 «gekübelt» hat – ist nicht mehr (freiwilliger Abstieg in die höchste Amateurliga). Der lange Schreibe kurzer Sinn: Es wird nächste Saison eher noch schwieriger.
Eine Möglichkeit wäre nun, das Budget von 5,8 Millionen aufzustocken. Also mit Geld nachzuhelfen. Diesen Weg wird Marc Thommen nicht gehen. «Unser Budget ist am Limit.» Die Rechnung werde zwar mehr oder weniger aufgehen. Aber er gibt zu bedenken: «Das Stadion war bei den zwei Finalspielen nicht ausverkauft. Das gibt uns schon zu denken und wir müssen uns auch die Frage stellen: Will Olten überhaupt Spitzenhockey?»
Die Stadionauslastung bei den beiden Finalpartien betrug 91,56 Prozent. Vor einem Jahr gegen Kloten waren beide Finalspiele ausverkauft (also 100 Prozent Auslastung). Während der Qualifikation war der Zuschauerschnitt diese Saison allerdings höher (2979, bester Wert der Swiss League) als letzte Saison (2491). Der Pessimismus des Vorsitzenden ist in dieser Hinsicht zu gross. Die beiden Finalpartien waren wohl nicht ausverkauft, weil die sensiblen Oltner spürten, dass gegen La Chaux-de-Fonds nichts zu machen ist.
Wenn also nicht mit Geld, wie soll dann die Zuversicht für nächste Saison befeuert werden? Der Präsident hat eine klare Vorstellung: «Unser Scheitern ist die Summe von Details. Das bedeutet, dass wir unseren Job besser machen müssen.» Also nicht mehr Geld investieren. Sondern die vorhandenen Mittel optimieren.
Ein solcher Prozess geht im Hockey vorwiegend über Personalentscheide. Beispielsweise mit einem neuen Trainer oder neuen Spielern. Trainer Lars Leuenberger hat bereits bis 2025 verlängert. Er hat nun zum zweiten Mal hintereinander den Final erreicht. In Olten einen doppelten Finaltrainer zu feuern, wäre sportlich und finanziell eine Torheit sondergleichen. Also bleibt die Korrektur bei den Spielern. Der Puck liegt folglich in den nächsten Wochen bei Marc Grieder, der seit zwei Jahren die Sportabteilung führt. Er ist ein getreuer Arbeiter im Weinberg seines Herrn und wie Marc Thommen ein Mann der klugen Analyse und Vernunft.
Die Fans konnten zwar nicht den Gewinn des «Chöbus» feiern. Aber nun haben sie über Wochen gute Unterhaltung: Bei einem «Chöbu»-Bier können sie im Restaurant «Chöbu» darüber diskutieren, wer bleiben darf, wer gehen muss und wer kommen wird und ob die Aussichten auf den Gewinn des «Chöbus» besser oder schlechter geworden sind. Und wenn sie Glück haben, kommt sicher ab und an ein Chronist des Oltner Tagblattes vorbei und versorgt sie mit den neusten Transfergerüchten.
Alles in allem können wir sagen: Olten rockt weiterhin. Obwohl es erneut nicht «gechöblet» hat.
Ich wusste schon von Anfang an, das der HCC die Finalserie gewinnt, weil der EHC letzten Endes immer wieder Wege gefunden hat, auf der Zielgerade erneut alles zu "veroltnern" - mit einem Sweep, hätte ich dann allerdings doch nicht gerechnet und so ist es vielleicht besser wenn Olten da bleibt, wo es hingehört - in die SL.
Die Ausweitung der Sitzplätze (Überbleibsel aus der Pandemiezeit) hat auch ihren teil dazu beigetragen die Stimmung zu dämpfen.
Das der Final nicht ausverkauft war, wundert unter diesem Gesichtspunkt nicht.