Sport
Eismeister Zaugg

Eismeister Zaugg: Swiss League und die Suche nach der Lösung

Joie des joueurs du HCC apres le deuxieme but marque par Loic In-Albon, en bas au centre, lors de l'acte 5 de la finale de play-off du championnat suisse de hockey sur glace de Swiss League, entr ...
Die Swiss League sucht immer noch nach einer Lösung. Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Kein «Mister Swiss League» – weiterhin nur «Blabla» statt konkrete Lösungen?

Im Mai hätte ein «Mister Swiss League» die Probleme der zweithöchsten Liga anpacken sollen. Daraus wird nichts. Aber es gibt auch eine erfreuliche Entwicklung: Die Löhne sinken und das Niveau wird trotzdem höher.
06.02.2025, 15:0006.02.2025, 16:48
Mehr «Sport»

Kurz ein Blick zurück, um das Problem zu erklären: Im Sommer 2020 hat sich die höchste Liga (National League, nachfolgend NL genannt) vom Verband gelöst und ist juristisch selbstständig geworden. Der Grund: Der Verband hatte zuvor die TV-Verträge für die NL-Meisterschaft ausgehandelt und vom Betrag nur einen Teil an die NL-Klubs abgetreten. Seit der Selbstständigkeit schliesst die NL die TV-Verträge direkt ab, kassiert dafür pro Saison rund 30 Millionen und bezahlt davon den Verband nur noch für Dienstleistungen (Junioren-Meisterschaft, Nationalteams, Schiedsrichter, Lizenz- und Rechtswesen). Seither gibt es für die NL-Klubs viel mehr Geld aus dem TV- und Werbetopf der Liga.

Die Swiss League (nachfolgend SL genannt) ist durch diese Trennung ein Scheidungskind geworden. Bis 2020 bildeten die NL und die SL innerhalb des Verbandes die Abteilung Profihockey. Aus den TV-Einnahmen bekam jeder SL-Klub nicht ganz 400'000 Franken pro Saison. Dieses Geld fliesst nun nicht mehr.

Die Spieler von Kloten jubeln nach ihrem Sieg im fuenften Eishockey Playoff-Finalspiel der Swiss League zwischen den EHC Kloten und dem EHC Olten am Mittwoch 20. April 2022, in der stimo arena in Klot ...
Der EHC Kloten ist das letzte Team, welches aus der Swiss League in die National League aufgestiegen ist.Bild: keystone

Die SL gehört nach einem kurzen, missglückten Versuch der Selbstständigkeit inzwischen wieder zum Verband. Es obliegt also dem Verband, sich um das SL-Wohl zu kümmern. Weil allen klar ist, dass es die SL als Ausbildungsliga braucht, haben sich der Verband und die NL zur Subventionierung der SL zusammengetan. Pro Saison fliessen aber nur noch rund 100'000 Franken in die SL-Klubkassen. Das ist gut eine Viertelmillion weniger als vor 2020.

Die wirtschaftliche Situation der SL-Klubs bleibt also prekär. Zu viel, um aufzugeben, zu wenig, um aufsteigen zu können. Das wird wohl so bleiben. Bei der NL und beim Verband sind höhere Subventionen tabu. Inzwischen hat Olten sportlich redimensioniert und strebt nicht mehr nach dem Wiederaufstieg. Basel hat die Qualifikation gewonnen, aber kein Aufstiegsgesuch gestellt: Man sei wirtschaftlich bislang nicht parat für die höchste Liga.

Aufstiegsberechtigt sind vor den anstehenden SL-Playoffs nur Visp und La Chaux-de-Fonds, und wenn nicht Visp oder La Chaux-de-Fonds SL-Meister werden, gibt es keine Liga-Qualifikation.

Julien Privet (HCC) souleve la coupe de champion de Swiss League lors de l'acte 5 de la finale de play-off du championnat suisse de hockey sur glace de Swiss League, entre HC La Chaux-de-Fonds, H ...
La Chaux-de-Fonds gewann im letzten Jahr den Titel in der Swiss League.Bild: keystone

Ein Aufstieg wäre für beide kaum zu stemmen. Visp-Manager Sébastien Pico sagt, das Budget von rund 6 Millionen müsste mindestens auf 12 Millionen verdoppelt werden. «Davon sind 3 Millionen aus dem Topf der TV-Gelder garantiert. Aber die restlichen 3 bis 4 Millionen müssten bei der Werbung, in der Gastronomie und mit Matcheinnahmen generiert werden.» Das ist für Visp fast und für La Chaux-de-Fonds – die neue Arena ist auch nächste Saison nur ein Luftschloss – unmöglich.

Niemand bestreitet zwar die Bedeutung und Wichtigkeit der SL. Aber sobald eine Verbesserung etwas kostet, haben alle eine Ausrede, warum es halt nicht geht. Viel «Blabla» und keine konkreten Massnahmen.

Also macht es Sinn, wenn der Verband einen «Mister Swiss League» einstellt, der die Interessen der SL vertritt und die Umsetzung von Änderungen und Verbesserungen energisch vorantreibt und durchsetzt. Sozusagen als «Denis Vaucher des armen Mannes» (Denis Vaucher ist NL-Manager).

AVIS - ZU DENIS VAUCHER, DIRECTOR NATIONAL LEAGUE DER SWISS ICE HOCKEY FEDERATION, SIHF, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES NEUES PORTRAIT ZUR VERFUEGUNG. WEITERE BILDER FINDEN SIE AUF visual.keystone-sda.ch ...
Denis Vaucher ist Manager in der National League.Bild: keystone

Eine Findungskommission hat mit mehreren Kandidaten Gespräche geführt. Aber nun kommt überraschend bereits das «Aus». Wunschkandidat Patrick Reber hat abgesagt. Der ehemalige Verbands-Kommunikationschef, NL- und Olten-Manager ist inzwischen Geschäftsführer beim Curling-Verband. Dort geht es auf und neben dem Eis schon etwas geruhsamer zu und her als im Hockey.

Der neue Verbandsmanager Martin Baumann bestätigt auf Anfrage, dass kein «Mister Swiss League» eingestellt wird. Die SL-Klubs wissen noch nichts vom Scheitern des Projekts.

Was nun? Martin Baumann sagt, er werde sein Konzept nächste Woche bei der Ligaversammlung den SL-Klubs vorstellen. Vorher wolle er dieses Konzept nicht verraten.

Nun, der Chronist kennt sein Konzept. Weil sich alle Gespräche um Lösungen seit mehreren Jahren im Kreis drehen und alle Vorschläge zerredet werden, soll nun der Auftrag an eine externe Institution (Marketing-Agentur) gehen, um konkrete Vorschläge auszuarbeiten.

Dieser Lösungsansatz ist logisch: Vorschläge, die aus der «Hockey-Familie» kommen, werden mit dem Hinweis gebodigt, die Idee helfe bloss diesem oder jenem Klub. Stichwort Befangenheit. Kommen hingegen Vorschläge von neutraler Seite, ist die politische Akzeptanz höher.

Geht es mit der Lösung, die Martin Baumann nächste Woche den SL-Klubs vorschlagen wird, endlich vorwärts? Oder bleibt es beim «Blabla»? Es ist eine Chance. Aber die Erwartungen sollten nicht zu hoch sein. Das Problem: Auch diese Lösung kostet etwas.

Der Hoffnungsschimmer: Es gelingt den SL-Klubs immer besser, auch ohne höhere Verbands-Subventionen mit den schwierigen Verhältnissen zu leben.

Langenthals Headcoach Kevin Schlaepfer, waehrend dem Viertelfinal Spiel 5 der Swiss League, zwischen dem EHC Olten und dem SC Langenthal, am Mittwoch 22. Februar 2023, im Eisstadion Kleinholz in Olten ...
Kevin Schläpfer ist aktuell Sportchef beim EHC Basel.Bild: keystone

Das zeigen die Erfahrungen von zwei Persönlichkeiten, die mit der Entwicklung seit Jahren vertraut sind. Sébastien Pico ist seit 2005 Geschäftsführer bei Visp und Basels Sportchef Kevin Schläpfer war bei vier Aufstiegen in die höchste Liga mittendrin: In Olten (1993), Chur (1994) und Langnau (1998) als Spieler sowie als Sportchef in Biel, das 2008 in der Liga-Qualifikation Basels letztes NL-Abenteuer beendete. Er sagt: «Wir haben heute in Basel nicht ganz so viel Geld zur Verfügung wie damals 2008 für das Aufstiegsteam in Biel.» Biel ist damals mit rund 4 Millionen aufgestiegen. Seit 2008 haben sich die NL-Budgets auf über 20 Millionen mehr als verdoppelt. Das mag zeigen, wie die beiden höchsten Ligen wirtschaftlich immer mehr auseinanderdriften.

Während ganz oben nur noch Profis beschäftigt werden, ist die SL ins Niemandsland zwischen Profi- und Amateurhockey geraten: Die Saläre reichen für immer mehr Schweizer Spieler nicht mehr zum Leben als Profi. Allerdings sieht Kevin Schläpfer darin eine positive Entwicklung. «Das Niveau wird besser. Wir haben immer mehr junge, ehrgeizige Spieler, die sich einen Profi-Vertrag in der National League erkämpfen wollen.» Der Aufstieg in die NL mag für SL-Teams immer schwieriger und teurer werden. Für einzelne Spieler ist er bei entsprechender Leistung gut machbar.

Sébastien Pico hat durch seine langjährige Erfahrung einen guten Überblick über die Lohnentwicklung: «In den letzten vier Jahren ist der Durchschnittslohn um rund 30 Prozent zurückgegangen.» Es gibt immer weniger ehemalige NL-Stars, deren Karriere-Herbst in der SL vergoldet wird. Sie werden durch die von Kevin Schläpfer erwähnten jungen Talente ersetzt.

Die SL entwickelt sich also mehr und mehr zu einer Ausbildungsliga. Vom Aufstieg wird noch so gesprochen wie im richtigen Leben von einem Lotto-Gewinn: Es wäre wunderschön. Aber eigentlich rechnet niemand damit. Der letzte wahre Aufstiegsträumer und -Romantiker ist Chris McSorley. Der Kanadier treibt in Sierre mit unzerstörbarem Optimismus ein 80-Millionen-Stadionprojekt voran. Dazu gehört die Aussicht auf ein Team in der höchsten Liga. So rau die Wirklichkeit auch sein mag: Es hat in der SL immer noch genügend Sauerstoff für Träumereien.

Hockey haut dich um!
Auch in dieser Saison können die Schweizer Eishockeyfans ausgewählte Spiele im Free-TV mitverfolgen.

Das ganze Programm von TV24, 3+ und oneplus findest du hier.
TV24 Logo 3plus Logo
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bacchus75
06.02.2025 17:33registriert Oktober 2014
Die Aufblähung der NL hat die Swiss League kaputt gemacht. Man stelle sich die SL mit folgenden Teams vor (aktuell anhand der Tabelle) und nur als Beispiel gemeint.

Ajoie, Servette, Basel, CHDF, Thurgau, Visp, Sierre, Chur, Olten, GCK, Winterthur, Bellinzona und die Ligaquali wäre der Vertreter der NL Biel oder Lugano...
245
Melden
Zum Kommentar
19
    Goalie-Patzer kostet Bayern den Sieg bei Union – Dortmund taucht in Leipzig
    Bayern München gibt in der 26. Runde der Bundesliga erneut Punkte ab und kommt bei Union Berlin nicht über ein 1:1 hinaus. Jonas Omlin verletzt sich beim 4:2-Sieg von Gladbach in Bremen.

    Für Borussia Dortmund dürften die Champions-League-Ränge nach dem 0:2 in Leipzig ausser Reichweite sein. Das Team von Gregor Kobel zeigt in der ersten Halbzeit wieder das «Liga-Gesicht». Erst mit dem Rücken zur Wand dreht die Borussia auf: Das Anrennen im zweiten Umgang bleibt jedoch ohne Erfolg – dreimal treffen die Gäste nur die Torumrandung. Mit nunmehr elf Niederlagen liegt der BVB auf Platz 11 und hat sieben Punkte Rückstand auf Rang 4.

    Zur Story