Hat Dominik Kubalik eine Zukunft in der NHL? Diese Frage hat Ambris Sportchef Paolo Duca während des ganzen Sommers auf Trab gehalten. Und Anfang Juli war klar: Bekommt Dominik Kubalik keinen neuen Vertrag in der NHL, dann wechselt er nach Ambri. Einen neuen NHL-Vertrag wird er nur unterschreiben, wenn das Gehalt mindestens eine Million Dollar beträgt. Weil die Hälfte durch Steuern verloren geht.
Nun kehrt Dominik Kubalik zu Ambri zurück. Aber die eingangs gestellte Frage kann eben noch nicht mit „Nein“ beantwortet werden. Bis zum 15. Dezember darf er bei Ambri wieder aussteigen und in die NHL zurückkehren. Wenn bis dahin doch noch eine Vertragsofferte kommt. Kommt eine solche Offerte? Eine Prognose wäre unseriös. Weil alles passieren kann.
Ambri ist mit Dominik Kubalik eine andere Mannschaft. Aber eben: Was ist, wenn er mit Ambri im Herbst die Liga rockt und dann doch wieder geht? Klar, dann hatte Ambri einen schönen Herbst, für den es den Hockeygöttern auf den Knien danken sollte. Aber dann wird die winterliche Depression umso grösser sein. Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Sonne spätestens ab Mitte Dezember nicht mehr hinter den Bergen hervorkommt, um den Talboden der Leventina und die Seelen und Herzen der Menschen zu erleuchten und zu erwärmen. Ach, so oft schon beginnt dann bei Ambri die Zeit der sportlichen Depression. Wenn dann ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt auch noch Dominik Kubalik doch wieder gehen sollte, dann stünde Ambri vor der gefühlt grössten Depression der Neuzeit.
Trainer Luca Cereda steht so oder so vor der heikelsten Situation seit seinem Amtsantritt im Sommer 2017. Er hat nun gleich beim Saisonstart schon sage und schreibe acht Ausländer zur Verfügung. Acht! Dominik Kubalik ist in jedem Spiel gesetzt. Also müssen von sieben Ausländern Abend für Abend zwei auf die Tribüne. Keiner der Ausländer wird glücklich sein, wenn er auf die Tribüne muss. Da werden auch noch so schöne Flötentöne der Heuchelei – man sei Profi, man akzeptiere den Entscheid des Trainers, wichtig sei, dass das Team gewinne etc. – nicht darüber hinwegtäuschen.
Es ist eine doppelte Herausforderung für Luca Cereda: Er muss den Frieden in der Kabine mit acht Ausländern wahren, von denen immer zwei mit Groll ganz tief im Herzen, dort wo Sportchef Paolo Duca und der Trainer nicht hineinsehen, auf der Tribüne schmoren. Dazu kommt: Acht Ausländer, von denen sechs eingesetzt werden dürfen – ergeben verschiedene taktische Varianten: Mit oder ohne Ausländer im Tor? Vier Stürmer und zwei Verteidiger oder vielleicht doch besser drei Verteidiger und drei Stürmer? Und wenn Janne Juvonen im Tor steht: Drei Verteidiger und zwei Stürmer oder vielleicht dann nur zwei Verteidiger und drei Stürmer? Oder gar der offensive Wahnsinn: ein Verteidiger, vier Stürmer?
Viel, viel Stoff für Polemik in einem emotionalen Umfeld. Die Versuchung ist gross, jeden Abend alle vier ausländischen Stürmer einzusetzen und den defensiven Schwächen davonzulaufen, egal ob Janne Juvonen im Tor steht. Vorwärts mit Energie, Mut und Tempo – das ist Ambris taktische DNA. Aber heisst es denn nicht, die Defensive sei wichtiger? Das würde bedeuten: Ein Ausländer ins Tor, drei in die Verteidigung, vorne nur noch zwei im Sturm und Schablonenhockey.
Eine Rückkehr des offensiven tschechischen Märchenprinzen ohne Garantie. Was, wenn Dominik Kubalik bis zum 15. Dezember doch wieder geht? Diese Situation rund um sein ausländisches Personal hat Ambri so noch nie erlebt. Aber wenn ein Klub und ein Trainer wissen, dass es für nichts eine Garantie gibt – dann wohl Ambri und Luca Cereda.