Eine Partie in der National League. Es spielt ein berühmter Klub gegen einen fast so berühmten. Das Spiel ist nicht sonderlich aufregend. So kommt es zwischen zwei alten Kennern zu einem Gespräch über Hockey-Basel. Hier eine Zusammenfassung. Es ist eine Unterhaltung, die uns zeigt, welche Wertschätzung Kevin Schläpfer in der Szene nach wie vor geniesst. Nennen wir die Protagonisten Waldorf und Statler. Die zwei von der «Muppet Show». Das passt zu dieser unterhaltsamen Hockey-Geschichte.
Waldorf: Du kennst doch den Kevin gut.
Statler: Ja sicher.
W: Es ist unfassbar, dass die den Kevin in Basel nicht als Trainer wollen.
S: Da bin ich gleicher Meinung.
W: Ich war kürzlich bei einem Spiel der Langenthaler und habe auf die Spielerbank geachtet. Der Kevin und der Jeff (Assistenztrainer Jeff Campbell – die Red.) machen das perfekt.
S: Der Kevin müsste in Basel halt zusammen mit dem Jeff Trainer und nicht Sportchef werden.
W: Es ist verrückt. Seit Jahren suchen die Basler den richtigen Trainer und finden ihn nicht. Nun haben sie mit Kevin und Jeff endlich einen Lotto-Sechser und lösen ihn nicht ein.
S: Lotto-Sechser ist vielleicht etwas übertrieben.
W: Nein. Jeff ist als detailversessener Taktiker die perfekte Ergänzung zum Kevin. Kevin ist ein Chaot und auf einen guten Assistenten angewiesen. Die beiden ergänzen sich in idealer Weise. Kommt dazu, dass der Jeff die Swiss League aus jahrelanger Erfahrung als Spieler durch und durch kennt. Basel hat ein gutes, entwicklungsfähiges Team und mit Kevin und Jeff an der Bande wäre nächste Saison sehr vieles möglich, vielleicht sogar der Gewinn der Swiss League.
S: Also doch ein Lotto-Sechser.
W: Ja, aber ob die den einlösen werden?
S: Ich vermute, der Schäublin (Geschäftsführer Olivier Schäublin – die Red.) will das nicht. Die Sache mit dem Kevin ist doch seinerzeit vom Präsidenten forciert worden und der Schäublin hat dazu gute Miene zum bösen Spiel gemacht.
W: Schäublin-Schläpfer sozusagen als Hockey-Zwangsehe.
S: Du hast es auf den Punkt gebracht.
Die Frage, ob die Verantwortlichen beim EHC Basel den Lotto-Sechser vielleicht doch einlösen und Kevin Schläpfer zum Trainer machen werden, hat den Chronisten dann doch umgetrieben. Er hat ein wenig nachgefragt.
Kevin Schläpfer reagiert auf dieses Thema inzwischen ungehalten. «Ich habe einen Vertrag als Sportchef unterschrieben.» Dann ist ja alles klar. Der Sportchef bestimmt den Trainer und Basel hat für nächste Saison noch keinen Trainer unter Vertrag. Also kann er doch als Sportchef im Sinne von Pedro Lenz sagen: «Der Trainer bin ig.»
Solche Sprüche nerven ihn: «Ich will zu diesem Thema einfach nichts mehr hören. Ich kann doch in Basel nicht hingehen und sagen, ich wolle Trainer werden und Jeff als meinen Assistenten haben. Das geht einfach nicht. Das wäre arrogant. Ich weiss ja nicht einmal, was Jeff nächste Saison plant. Und überhaupt will ich mich jetzt bis zum Saisonende auf meine Arbeit in Langenthal konzentrieren.»
Aber es ist förmlich zu spüren: Natürlich möchte Kevin Schläpfer auch nach dem Ablauf seines Vertrages in Langenthal weiterhin an der Bande und auf dem Eis stehen. Charisma, Leidenschaft und eine immense Erfahrung an der Bande machen ihn zum idealen Trainer. Basel ist vielleicht die letzte Gelegenheit, doch noch ins Trainergeschäft zurückzukehren. Aber er darf es so nicht sagen. Er ist darauf angewiesen, dass ihm andere – Basels Geschäftsführer Olivier Schäublin – zum Glück verhelfen.
So hat sich der Chronist an Olivier Schäublin gewandt. Mit der Frage: Wäre es nicht besser, Kevin Schläpfer nächste Saison zum Trainer statt zum Sportchef zu machen? Solche Erkundigungen hellen Olivier Schäublins Laune etwa so auf wie die Frage nach seinem nächsten Zahnarzttermin. Er sagt unmissverständlich: «Wir brauchen Kevin Schläpfer als Sportchef.»
Aber das kann ja nicht ernst gemeint sein. Was soll denn Kevin Schläpfer den ganzen Tag machen? Der Geschäftsführer könnte doch den administrativen Kram für die wenigen Transfers auch erledigen und ab und zu einen Spieler beobachten. Oder? Eine solche Bemerkung empfindet Olivier Schäublin schon fast als Beleidigung. «Wir sind auf der Geschäftsstelle sehr knapp besetzt und kaum dazu in der Lage, die Arbeit zu bewältigen. Ich kann nicht auch noch Sportchef machen. Wenn bei einem Klub in der National League der Sportchef am Vormittag in aller Ruhe einen Kaffee im Büro trinkt, dann tun wir das hier zwar auch. Aber wir laufen dann mit der Tasse in der Hand durchs Büro, um auch während der Kaffeepause zu arbeiten.»
Protokoll eines Eishockey-Wunders: Am 3. Januar bittet Cheftrainer Jeff Campbell seinen Sportchef nach dem 5:7 gegen Olten das Traineramt zu übernehmen, tritt in die zweite Reihe zurück und wird Assistent. Seither haben die Langenthaler 7 von 9 Partien gewonnen. Vorher hatten sie 6 von 9 Spielen verloren. Kevin Schläpfer, der «Hockey-Gott» von Langenthal.
Sehen wir die Lage einmal ohne jede Boshaftigkeit und enthalten uns jeder Polemik. Hier eine durchschnittliche Arbeitswoche, die Kevin Schläpfer in Basel nächste Saison bei ruhig dahinplätscherndem Meisterschaftsbetrieb erwartet.
Vormittag: Telefon mit Partnerteam-Sportchef Andrew Ebbett über die Leistungen der ausgeliehenen SCB-Talente. Wasser in der Büro-Kaffeemaschine nachfüllen. Nachmittag: Ab 15.00 Uhr mit einer Nachwuchsmannschaft auf dem Eis. Mit der Ermahnung an einen talentierten, aber etwas vorlauten Dreikäsehoch: «Nimm di zäämä. So goots eifach nid.»
Vormittag: Beobachten des Aufwärmtrainings fürs Heimspiel am Abend. Taktischer Kaffeeklatsch mit dem Trainer, der sowieso weniger über Hockey weiss als er.
Nachmittag: Bis 17.00 Uhr zur freien Verfügung. Am Abend Beobachten des Spiels des eigenen Teams. Ein Loch im Eis muss während des Spiels geflickt werden. Besprechung mit dem Eismeister: «Nimm di zäämä. So goots eifach nid.»
Vormittag: Ausschlafen nach dem Spielbesuch vom Vorabend und um 10.15 Uhr Klub-Leasingauto in die Garage bringen. Vor der Mittagspause Wasser in der Büro-Kaffeemaschine nachfüllen.
Nachmittag: Telefon mit Andrew Ebbett über die Leistungen der ausgeliehenen SCB-Talente und eine Besprechung mit dem Basler Spielerberater Joël Wüthrich. Thema: Der von ihm vermittelte Ausländer muss besser werden. Er fordert Joël Wüthrich auf, einen Ersatzausländer zu präsentieren und mahnt: «Nimm di zäämä. So goots eifach nid.»
Vormittag: Bis 11.00 Uhr zur freien Verfügung. Über Mittag ein Vortrag beim Lunch der Sponsorenvereinigung.
Nachmittag: Gespräch mit einem der leihweise in Basel spielenden SCB-Talente mit der Ermahnung: «Nimm di zäämä. So goots eifach nid». Nachher Kapseln für die Büro-Kaffeemaschine einkaufen.
Vormittag: Zur freien Verfügung.
Nachmittag: Einer Sitzung mit einem möglichen neuen Sponsor beiwohnen. Die Verhandlungen laufen schleppend. Nach der Sitzung ermahnt er den fürs Sponsoring verantwortlichen Olivier Schäublin: «Nimm di zäämä. So goots eifach nid.» Am Abend Reise zu einem Spiel der National League.
Vormittag: Beobachten des Aufwärmtrainings des eigenen Teams und nachher taktischer Kaffee-Klatsch mit dem Trainer, der sowieso weniger über Hockey weiss als er, und mahnt einen Sieg an: «Nimm di zäämä. So goots eifach nid.»
Nachmittag: Zur freien Verfügung. Am Abend Besuch des Heimspiels des eigenen Teams.
Vormittag: Basel hat am Samstagabend verloren. Die Match-Nachbesprechung mit dem Captain endet mit der Ermahnung: «Nimm di zäämä. So goots eifach nid.»
Nachmittag: Zur freien Verfügung.
Und das soll für einen Kerl, einen Vollblut-Trainer wie Kevin Schläpfer eine Herausforderung sein? Die Behauptung sei gewagt: Es ist nicht die Frage, ob, sondern wann Basel den Lottosechser entweder vor oder während der nächsten Saison doch noch einlösen und Kevin Schläpfer zum Trainer machen wird.