Drei Minuten vor Schluss der Partie erwischt Killian Mottet Klotens Nationalverteidiger Eric Blum bei Fribourgs 2:4 im ersten Playoff-Halbfinalspiel mit einem Check. Das Geschnatter im TV-Studio von Teleclub ist gross.
Die beiden Experten Morgan Samuelsson und Kent Ruhnke sind sich einig. Samuelsson poltert: «Ausgerechnet der feigste Hockeyspieler der Schweiz, der sich bei jeder Kleinigkeit am Boden wälzt, setzt zu diesem Check an. Dass die Schiedsrichter dies nicht bestrafen, kann ich nicht verstehen. Mottet ist ein Schwalbenkönig. Ich kann diese Aktion nicht nachvollziehen, denn es geht Mottet nur darum, den Gegner zu verletzen.»
Kent Ruhnke legt nach: «Gut möglich, dass sich Eric Blum eine Gehirnerschütterung zugezogen hat und die Serie damit für ihn zu Ende ist. Solche Checks gehören nicht zum Eishockey, Mottet muss hart bestraft werden.»
Das Einzige, was an diesen Aussagen stimmt: Eric Blum zeigt Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Sein Einsatz am Samstag ist noch ungewiss. Der Rest ist barer Unsinn.
Erstens: Eric Blum führt die Scheibe auf offenem Eis und darf daher gecheckt werden.
Zweitens: Der Check geht nicht gegen den Kopf.
Drittens: Killian Mottet setzt weder Stock noch Ellenbogen ein.
Viertens: Der Check erfolgt nicht von hinten. Oder noch anders formuliert: Was nicht von hinten kommt, ist heute regulär. Selbst der Begriff «Blinde-Side Hit» wird heute auch in der NHL bei der Beurteilung von diskutablen Checks nicht mehr stark gewichtet.
«Der Check war hundertprozentig regulär» sagt denn auch Schiedsrichter-Chef Reto Bertolotti kurz und bündig. Eric Blum hat sich auf die Scheibe konzentriert und ist in einem Check auf offenem Eis gelaufen. Diese Checks sind die gefährlichsten. In der NHL ist die Ursache bei rund 70 Prozent aller Gehirnerschütterungen ein Check auf offenem Eis in der neutralen Zone.
Morgan Samuelsson und Kent Ruhnke haben zwar höchsten Unterhaltungswert. Sie verbreiten einen Hauch von «Don Cherry» und haben so etwas wie Kultstatus. Aber sie sind Vertreter des Hockeys von gestern. Weshalb sie ja im Eishockey von heute keine Trainerjobs mehr bekommen. Clowns im TV- Studio, die zumindest in diesem krassen Fall nicht mehr wissen, was sie sagen.
Sie könnten sich trotzdem gelegentlich mit dem Regelwerk des Hockeys von heute vertraut machen. Das wäre professionell. Behauptungen wie Verletzungsabsicht bei einem fairen Check in die Welt zu posaunen ist zum Schaden des Hockeys und diskreditiert die Arbeit der Schiedsrichter.