Der SC Bern hat das gleiche Problem wie ein alter Dieselmotor. Ein Problem, das Schweizer Teams bei internationalen Partien und auch die Nati immer wieder haben. Sie brauchen eine längere Aufwärmphase um internationale Betriebstemperatur zu erreichen. Gestern haben wir erst im zweiten Drittel den wahren SCB gesehen.
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Skandinavische Teams sind in der Regel grösser und kräftiger. Das ist auch in diesem Fall so. Die Männer des finnischen Mittelfeldteams (Platz 9 in der 15er-Liga) messen im Schnitt 185,86 Zentimeter. Die Berner lediglich 181,38. 13 Finnen sind schwerer als 90 Kilo. Aber nur sieben Berner. In Finnland und Schweden verbringen die Spieler halt vom Juniorenalter an mehr Zeit im Kraftraum als bei uns.
Die Berner sind in der ersten Phase chancenlos. Weil sie fast jeden Zweikampf gegen die kräftigeren Finnen verlieren, die mit viel mehr Druck auf dem Stock arbeiten. Und mit ihrer Wucht die Lufthoheit in allen drei Zonen und der Bande entlang haben.
Die Berner, in der heimischen Liga physisch dominant, werden erst einmal kräftig durchgerumpelt. JYP Jyväskylä spielt rauer als einst die meisterlichen «Big Bad Bears». Es ist die internationale Härte und Intensität, die unserer Liga fehlt und auch die Zuschauer irritiert. Nach dem ersten Drittel führt JYP Jyväskylä verdient 2:0.
Die Schweizer können Finnen oder Schweden nicht einschüchtern und vom Eis arbeiten. Dafür sind sie zu klein, zu leicht, zu wenig kräftig und in der Regel auch zu weich. Aber wir sind dazu in der Lage, an einem guten Abend selbst den Finnen, die zu den besten Läufern der Welt gehören und für ihr Lauf- und Tempohockey auf höchster Ebene weltberühmt sind, den Schneid abzukaufen.
Tempo ist seit Anbeginn der Zeiten unser wirksamstes Mittel gegen internationale Konkurrenz. «Speed kills», sagen die Nordamerikaner. Tempo triumphiert über Grösse, Gewicht und Kraft.
Nach der ersten Pause zelebrieren die Berner die besten zehn Minuten seit der Amtsübernahme des finnischen Trainers Kari Jalonen. Sie sausen und brausen über die Finnen hinweg und brauchen nur 31 Sekunden bis zum Ausgleich. Nach knapp fünf Minuten ist das 0:2 in ein 3:2 verwandelt. Erst dann gelingt es dem Gegner nach und nach, mit Härte das Tempo zu drosseln. Am Resultat ändert sich nichts mehr.
Reicht dieses 3:2 fürs Rückspiel? Ja, wenn vier Faktoren stimmen:
Wenn diese vier Punkte erfüllt sind, kommen die Berner nicht nur eine Runde weiter. Dann sind sie sogar dazu in der Lage, die Hockey Champions League zu gewinnen.