Verbands-Sportdirektor Raeto Raffainer wechselt nach der Saison zum HC Davos. Drei Kandidaten bewerben sich um seinen Job beim Verband. Schiedsrichterchef Andreas Fischer, Luganos Bürogeneral Jean-Jacques Aeschlimann und der ehemalige Torhüter Lars Weibel, der heute für den EV Zug arbeitet.
So weit, so gut. Verbandspräsident Michael Rindlisbacher prüft nun die Kandidaten. Dabei ist der freundliche, aber politisch ein bisschen naive «Apparatschik» kurios vorgegangen. Die Bewerber mussten bei ihm und einem Mitglied der Leistungssport-Kommission vortraben und wurden im direkten Gespräch auf Herz und Nieren geprüft.
Kurz vor dem Start zum Playoff-Final zwischen dem SC Bern und Zug musste Schiedsrichterchef Andreas Fischer zum Bewerbungsgespräch antraben. Er staunte nicht schlecht. Neben Michael Rindlisbacher sass ... Zugs Sportchef Reto Kläy.
So etwas hat es in einer Profiliga noch nicht gegeben: Der Chef der Schiedsrichter bewirbt sich um einen neuen Job und muss beim Sportdirektor eines Finalteilnehmers einen tipptoppen Eindruck machen. Ja, er muss den Sportchef eines Finalisten für sich einnehmen.
Wenn nun ausgerechnet der Schiedsrichterchef beim Sportchef des Finalisten EV Zug zum Jobgespräch antreten muss, so ist das, um es freundlich auszudrücken, politisch nicht klug. Und polemisch können wir sagen: Wenn die Hockeyfunktionäre nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.
Die alten Preussen sagten, es genüge nicht, wenn ein Beamter unbestechlich sei. Es müsse auch alles vermieden werden, was den Eindruck von Korruption erwecken könnte.
Wir haben das grosse Glück, dass die Schiedsrichterabteilung unter der Führung von Andreas Fischer und Brent Reiber sehr gut funktioniert. Schaden durch diese verbandspolitische Eselei ist also nicht zu befürchten. Aber Verschwörungstheorien gibt es immer wieder. Ach, welch ein Spektakel gäbe das in den Kulissen, wenn der SCB durch einen fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheid benachteiligt werden sollte.
Reto Kläy bestätigt freimütig sein Jobgespräch mit dem obersten Schiedsrichter und sagt auch, warum er und nicht ein anderes Mitglied der Leistungssport-Kommission am Tisch sass: «Wir hatten die Teilnehmer für dieses Gespräch bestimmt, bevor klar war, dass wir im Final spielen werden.» Flexibilität ist halt kein Merkmal von Verbands-Administrationen. Er ist sich inzwischen bewusst, dass die Sache politisch schon etwas heikel ist und beschwichtigt: «Ein Problem ist es nicht.» Er liefert auch die erste offizielle Bestätigung, dass sich Lars Weibel, Andreas Fischer und Jean-Jacques Aeschlimann beworben haben.
Was sagt Michael Rindlisbacher zur ganzen delikaten Angelegenheit? Er wünscht, dass seine Antwort zu 100 Prozent ungekürzt und unredigiert wiedergegeben wird. Dem Wunsch entsprechen wir gerne.
Bleibt noch die Frage, wer denn von den drei Kandidaten die besten Aussichten hat, den Job von Raeto Raffainer zu bekommen. Ein Kenner der Verbandsadministration, der seinen Namen hier nicht gerne lesen würde, sagt es so: «Der Kandidat, der sich am besten als Opportunist präsentieren kann. Die Klubs wollen auf dieser Position keinen starken Mann.»
Am 23. April soll der neue Sportdirektor des Verbandes ernannt werden.
wenn ich schreibe Klaus Zaugg hat nicht mehr alle Tassen im Schrank
ist Zensur!!!
Klaus Zaugg