Gerüchte über ein mögliches Engagement des charismatischen Kanadiers gibt es seit seiner stillosen Entmachtung in Genf. Nun ist es konkret: Luganos Sportchef Hnat Domenichelli, Geschäftsführer Marco Werder und Präsidentin Vicky Mantegazza haben sich geeinigt: Der neue Trainer heisst Chris McSorley. Und damit die Spieler gar nicht erst auf den Gedanken einer Revolte kommen wird die Stellung des neuen Chefs gleich mit einem Dreijahresvertrag «betoniert».
Lugano bekräftigt mit dieser Trainerwahl den Willen zur Rückkehr an die nationale Spitze. Es ist für beide Seiten erst einmal der perfekte Deal: Lugano will erstmals seit 2006 wieder Meister werden. Und Chris McSorley sucht seit seinem Engagement bei den Rittern von London (London Knights) in der Saison 1999/00 ein Team, mit dem er eine nationale Meisterschaft gewinnen kann. Ein Coach auf der Suche nach einem Meisterteam findet eine meisterliche Hockey-Firma – fast zu romantisch, um wahr zu sein. Eine Traumhochzeit. Aber halt doch eine auf der rutschigen Unterlage, auf der Hockey gespielt wird.
Die ganz grosse Frage: Kommt diese Chance für Chris McSorley gerade rechtzeitig oder zu spät? Wird er der Sergio Pellandini des Tessiner Hockeys oder der nächste John Slettvoll?
Kennen Sie Sergio Pellandini? Wir erlauben uns diesen Vergleich mit einer grossen Persönlichkeit der Tessiner Sportkultur.
Sergio Pellandini, mit Jahrgang 1955, ist einer der grössten Rennfahrer der Schweizer Töffgeschichte. Jahrelang vollbrachte er auf käuflichen Rennmaschinen in der Königsklasse fahrerische Heldentaten. Immer am Limit. Aber einfach immer ein paar PS zu wenig gegen die Piloten auf den grossen Werksmaschinen.
Allen ist klar: Bekommt er eine Werksmaschine, dann rockt er die Töffwelt. Und tatsächlich bekommt er 1983, noch nicht 30 Jahre alt, diese Chance. Suzuki-General Roberto Gallina holt ihn ins Werksteam. Er hat schon Marco Lucchinelli und Franco Uncini zu Weltmeistern gemacht.
Aber das Glück kommt zu spät. Suzuki ist nicht mehr eine weltmeisterliche Höllenmaschine und Sergio Pellandini hat, inzwischen von Sturzverletzungen gezeichnet, seine ganz grosse Zeit hinter sich. Zu Siegen reicht es nicht mehr.
Ist also Lugano immer noch eine meisterliche Hockey-Organisation? Ist Chris McSorley mit 59 nach wie vor ein Coach, der ein Maximum aus einer Mannschaft herauszuholen versteht?
Wir können beide Fragen mit «Ja, aber…» beantworten. Ja, Lugano hat die Mittel, die Kultur, die Erfahrung und das Wissen, um erneut meisterlich zu werden. Aber noch nicht diese Saison. Mit der Mannschaft und den Torhütern, die Serge Pelletier diese Saison zur Verfügung hatte, wird auch Chris McSorley nicht Meister. Auch deshalb macht der Dreijahresvertrag Sinn.
«Ja, aber…» noch aus einem anderen Grund. In Genf hat Chris McSorley das erfolgreichste Sportunternehmen der Westschweiz aufgebaut und ein Maximum herausgeholt: zweimal Finalist (2008, 2010) und zweimal Spengler Cup-Sieger. Weil er zeitweise alles war: Coach, Sportchef und Hauptaktionär.
In Lugano ist es anders. Wer mit dem neuen Trainer nicht klarkommt, kann sich bei Sportchef Hnat Domenichelli beschweren. Findet er dort kein Gehör, so hat Präsidentin und Klubbesitzerin Vicky Mantegazza für die Spieler immer ein offenes Ohr. Das grosse Verständnis für die Klagen des spielenden Personals ist die einzige Schwäche dieser klugen, starken Hockey-Powerfrau.
Womit wir beim Kern der Sache angelangt sind: Steht in Lugano die Unternehmensführung so geschlossen hinter Chris McSorley wie einst hinter John Slettvoll, dem Schöpfer des «Grande Lugano» mit den Titeln von 1986, 1987, 1988 und 1990 – dann wird der eloquente Kanadier der neue John Slettvoll und im Laufe der nächsten drei Jahre mindestens einmal Meister.
So oder so: Es wird ein rauer Wind unter den Palmen im Kalifornien unseres Hockeys wehen.
P.S. Nebenbei bleibt Chris McSorley der Koordinator des geplanten Arena-Projektes in Sierre.
Er schafft es ein System zu spielen, das auf das vorhandene Spielermaterial passt. Auch wird er ein Leistung auch unter Palmen durchsetzen. Aber das wichtigste, er lebt es vor. Er isst, trinkt und atmet Eishockey.
Er macht alles für den Erfolg. Mit dem Dreijahresvertrag und dem nötigen Kleingeld, kann er ein Team aufbauen, das wieder Grande werden kann.
Endlich dürfen wir an der Bande wieder einen Vulkan erleben.
Viel Glück Chrissie
Ich freue mich darauf "Jesus Chris" wieder an der Bande zu sehen. Ob er wohl immer noch so toll Rumpelstielzen kann?