Das Interesse an der zweithöchsten Liga ist auch nach dem Verlust der zwei attraktivsten Teams durch Aufstieg (Kloten, Ajoie) erstaunlich gross. Nach wie vor locken vier Teams pro Spiel mehr als 2000 Zuschauende ins Stadion und der Ligaschnitt steht diese Saison bei 1542 pro Partie. Weniger als in der zweithöchsten Liga im Fussball (2182). Aber immer noch ordentlich. Mit Teams im Tessin, im Wallis, im Welschland, im Mittelland, in der Ostschweiz und im Züribiet ist die nationale Verteilung gut. Kurzum: Eine Liga, aus der sich weiterhin etwas machen lässt.
Die National League ist heute juristisch selbständig und hat keinen Einfluss mehr auf die Swiss League. Die zweithöchste Liga ist in den Verband integriert, der das gesamte Hockey ausserhalb der National League inkl. Frauen orchestriert. Die Swiss League ist in unserer Hockeykultur die Schnittstelle zwischen dem reinen Profibetrieb der National League und dem durch den Verband organisierten Rest des Hockeys. Eine Zusammenarbeit zwischen National League und Verband ist für das Funktionieren der Swiss League und damit für unser Hockey matchentscheidend.
Es ist zwar richtig, dass die National League eigentlich von 14 wieder auf 12 Teams reduziert werden müsste. Aber der Sündenfall – während der Pandemie kein Abstieg, aber zwei Aufsteiger (Kloten, Ajoie) – ist nun mal nicht mehr rückgängig zu machen. Jeder Versuch einer Reduktion ist reine Energieverschwendung: Weil die Reduktion der inzwischen selbständigen höchsten Liga unmöglich ist. Kein Klub stimmt einer Reduktion zu und bringt sich so in Abstiegsgefahr. Das bedeutet: Die Swiss League sollte 12 bis 16 Teams umfassen. Dann hat die höchste Liga wieder eine solide Basis und der Auf/Abstieg mit Liga-Qualifikation kann weitergeführt werden.
Eine Erhöhung der Anzahl Teams in der Swiss League von jetzt 10 (ab nächster Saison nach dem Ausstieg von Langenthal noch 9) auf mindestens 12 ist machbar. In der Verantwortung ist der Verband (SIHF) in zweifacher Hinsicht: durch Umstrukturierung und Finanzierung. Zur Umstrukturierung: Die nationale Amateurliga MyHockey League (12 Teams), die 2017 künstlich zwischen die Swiss League und die 1. Liga eingeschoben worden ist (was eine Torheit sondergleichen war), sollte wieder aufgelöst werden. Die besten Mannschaften gehören in die Swiss League, die anderen kehren in den reinen Amateurbetrieb (1. Liga) zurück, der wieder – wie früher vor 2017 – in drei Regionen aufgeteilt wird.
Die Swiss League kann allerdings künftig keine reine Profiliga mehr sein. Im Markt lassen sich neben 14 Profiteams der National League höchstens noch drei oder vier weitere, gut in regionalen Märkten verankerte Profiteams in der zweithöchsten Liga finanzieren. Das bedeutet: Die Swiss League ist eine Hybrid-Liga, in der Amateur- und Profistrukturen in einem sinnvollen Kompromiss zusammengefügt werden. Mit professionellen Trainingsbedingungen und einer guten Infrastruktur bei allen.
Wer ambitioniert ist (oder gar in die National League aufsteigen will) leistet sich ein paar teure Profis. Die anderen stellen ihre Teams aus jungen Spielern zusammen, die parallel zur Ausbildung oder zum Beruf eine zweite Chance auf eine Profikarriere suchen, die in einem Team der National League wenig Eiszeit haben und zusätzliche Spielpraxis benötigen oder als Amateure auf hohem Niveau Hockey spielen wollen. In einer so strukturieren Swiss League sind Budgets bis maximal zwei Millionen für die Teams erforderlich, die nicht nach oben wollen.
Deshalb kann die Swiss League nur noch als «Bauern-Liga» funktionieren. Will heissen: Ein Klub in der zweithöchsten Liga funktioniert gleich wie ein Bauernbetrieb: Selbst der beste, tüchtigste Bauer kann ohne Direktzahlungen (Subventionen) nicht kostendeckend wirtschaften und im Markt nicht bestehen. Er braucht Direktzahlungen (Subventionen). Die Swiss League also als subventionierte «Bauern-Liga».
Die Frage ist also: Woher kommen die Direktzahlungen (Subventionen) für die Klubs der Swiss League? Rund zwei Drittel eines Budgets können die Klubs, die keine Aufstiegsambitionen haben, selbst erwirtschaften (Zuschauende, Werbung, Gönner). Für letzte Drittel benötigen sie Direktzahlungen vom Verband. Das Geld ist längst vorhanden. Ein erster Schritt: Die 3,5 Millionen, die der Verband von der National League im Rahmen des Zusammenarbeitsvertrages bekommt, sind direkt an die Klubs der Swiss League weiterzuleiten.
Um die Swiss League zusätzlich zu stärken, sollte der Verband weitere 2 bis 3 Millionen für die Unterstützung der Swiss League aus der eigenen Kasse beisteuern.
Für das Wohl des Eishockeys ist eine funktionierende zweithöchste Liga wichtig und Investitionen in die zweithöchste Liga sind Investitionen in die Ausbildung der Spieler und damit in die Entwicklung unseres Hockeys. Der Verband, für die zweithöchste Liga verantwortlich, sagt denn auch auf Anfrage: «Für uns ist klar, dass die Swiss League eine Profi-Liga bleiben muss, denn sie ist ein enorm wichtiges Entwicklungsgefäss im Schweizer Eishockey.»
Es würde in diesem Zusammenhang helfen, gewisse Aufwendungen beim Verband ernsthaft zu hinterfragen. Allein der ehrenamtlich tätige Verwaltungsrat um Präsident Michael Rindlisbacher leistet sich pro Jahr offiziell ausgewiesen 260'000 Franken Honorare und Fixspesen. Der Vorsitzende allein gönnt sich für diese ehrenamtliche Tätigkeit 90'000 Franken Honorar und 30'000 Franken Fixspesen. Ein so teurer Verwaltungsrat bei einer nicht gewinnorientierten Organisation ist stossend. Vor allem auch, weil mit der Swiss League die wichtigste Abteilung dieses Verbandes in arger Finanznot steckt.
Gemäss seinen Statuten ist der Verband dazu verpflichtet, dem Wohl des Hockeys, nicht dem Wohlstand der Funktionäre zu dienen. Unser Verband leistet sich zudem neben der NHL und dem internationalen Verband (IIHF) eine der teuersten Hockey-Administration der Welt. Bei einem Gesamtumsatz von inzwischen etwas mehr als 30 Millionen verschlingen die Löhne für Verbandstrainer, Büro- und Beratungspersonal, Entschädigungen für Funktionäre, Taggelder und Prämien über 14 Millionen.
Als zusätzliche Massnahme ist die Struktur des Nachwuchs-Hockeys in Kombination mit der Swiss League dringend neu aufzugleisen. Die Schweiz leistet sich als einzige Hockey-Nation eine «Kinderliga»: In der höchsten Junioren-Meisterschaft sind 4 Spieler pro Team erlaubt, die 22 Jahre alt sind (U 22). In einer Juniorenliga gegen Spieler anzutreten, die bis zu fünf Jahre jünger sind, ist für Talente, die 20 oder älter sind, reine Zeit und Talentverschwendung. In allen grossen Hockey-Nationen spielen die Besten ab 18 Jahren in der höchsten Profi-Liga.
Bei Junioren-Weltmeisterschaften müssen wir immer mehr mit Spielern, die noch nie gegen Erwachsene gespielt haben, gegen Teams antreten, die aus Spielern gebildet werden, die in Finnland, Schweden oder Tschechien längst in der höchsten Liga integriert sind. Inzwischen sind wir deshalb in den Nachwuchs-Titelturnieren wieder dort angelangt, wo wir vor 30 Jahren waren: Chancenlos gegen die Grossen und im Abstiegskampf. Das bedeutet: Die besten Junioren gehören – regional in vier bis fünf Mannschaften zusammengefasst – in den Spielbetrieb der Swiss League. Damit die Besten im Erwachsenenhockey gefordert und gefördert werden, wie in allen anderen wichtigen Hockeynationen.
Die Klubs der National League investieren im Schnitt über 1,5 Millionen in ihre Juniorenabteilungen. Aber seit sechs Ausländer zugelassen sind, ist die Integration in den Spielbetrieb der National League noch schwieriger geworden. Deshalb ist eine Spielgelegenheit in einer Erwachsenenliga (in der Swiss League) für die besten Nachwuchsspieler von zentraler Bedeutung.
Inzwischen wechseln unsere besten Talente mehr und mehr im Juniorenalter nach Schweden oder Nordamerika, um richtig gefordert und gefördert zu werden. Was hier nicht mehr möglich ist.
Wir sehen: Das Problem Swiss League ist lösbar, wenn der Verband und die National League konstruktiv zusammenarbeiten und das reichlich vorhandene Geld vom Verband sinnvoll investiert wird. Die Verantwortung liegt in allererster Linie beim Verband. Jammern ist völlig fehl am Platz.
Denn in diesem Fall wäre seine über die Jahre geleistete "Arbeit" (wenn man diese dann noch so nennen dürfte) all dieses Geld schlicht und ergreifend nicht wert.
Was die reichen Vitamin B Vetterliwirtschaft Schweizer unter ehrenamtlicher Arbeit verstehen: 120'000 Fr. Lohn im Jahr. Mehr als der Durchschnittsschweizer verdient im Jahr.
"Ehrenamtlich"