Darin sind sich eigentlich alle einig: Nationaltrainer Patrick Fischer (43) müsste mindestens 600 000 Franken brutto verdienen. Sein Wert als «Poster Boy» unseres Hockeys kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Patrick Fischer hat der Nationalmannschaft die Wertschätzung zurückgegeben, die sie verdient. Die NHL-Stars eilen nach einer langen Saison herbei, um bei der WM zu helfen. Es gibt kein Absagen-Theater mehr. Und inzwischen stimmen die Resultate wieder: WM-Final 2018, WM-Viertelfinal-Drama 2019.
Aber Patrick Fischer dürfte der meistunterbezahlte Eishockey-Trainer der Welt sein. Das hat mit seiner Vergangenheit zu tun.
Im Herbst 2015 erlöste ihn der Verband nach der Entlassung in Lugano aus der Arbeitslosigkeit. Und im Dezember 2017 verlängerte Raeto Raffainer den per Saisonende auslaufenden Kontrakt vorzeitig um zwei Jahre bis 2020.
Der kluge Verband-Sportdirektor Raeto Raffainer (inzwischen in Davos tätig) hatte trotz einer missglückten WM (Moskau 2016) und einem mässigen Turnier (Paris 2017) das enorme Potenzial Patrick Fischers erkannt. Sonst niemand. Und so gelang es ihm, den Vertrag praktisch zu den gleichen Konditionen bis 2020 zu prolongieren. Patrick Fischer war froh um den Vertrauensbeweis und die Stärkung seiner Position.
Unser Nationaltrainer verdient nicht ganz 300'000 Franken brutto. Und auch die Prämien halten sich im Rahmen: Die Finalqualifikation von 2018 hat ihm weniger als 100'000 Franken eingebracht. Jeder Trainer in der National League verdient mehr und Arno Del Curtos Gehalt in Davos war zuletzt dreimal so hoch wie das von Patrick Fischer.
Logisch also, dass Verbandspräsident Michael Rindlisbacher und sein neuer Sportdirektor Lars Weibel den nun Ende Saison auslaufenden Vertrag gerne zu den bisherigen Konditionen vorzeitig bis und mit zur Olympia-Saison 2021/22 verlängern möchten. Sie wollen richtigerweise verhindern, dass im Vorfeld oder während der WM 2020 im Mai jeden zweiten Tag spekuliert wird, ob der Nationaltrainer bleiben wird.
Tatsächlich bestätigt der grosse Verbands-Vorsitzende Michael Rindlisbacher das Vertrag-Pokerspiel. Er sagt: «Kontinuität ist uns sehr wichtig und wir haben grosses Interesse an einer vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Patrick Fischer. Die Verhandlungen und Gespräche mit Patrick Fischer sind zurzeit im Gange und wir werden, sobald diese abgeschlossen sind, entsprechend informieren.»
Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches sitzt Patrick Fischers Agent und Freund Daniel Giger. Er ist ein kluger Verhandler. Er weiss, dass er mit himmelhohen Forderungen nicht durchkommen wird und sagt auf Anfrage: «Wir werden einen Weg finden.»
Aber als Grundsatz gilt in der Branche: der Marktwert von Patrick Fischer liegt bei mindestens 500 000 Franken. Das entspricht ziemlich genau einer Verdoppelung des bisherigen Gehaltes.
Die etwas naive Hoffnung von Michael Rindlisbacher und seinem Sportchef-Zauberlehrling Lars Weibel: Patrick Fischer hat kaum Alternativen.
Richtig ist: Patrick Fischer ist kein Trainer für die Niederungen des Klub-Alltages in unserer höchsten Liga.
Aber die National League ist ohnehin nicht das nächste Ziel unseres charismatischen Nationaltrainers. Er hat gute Chancen auf einen Job in der NHL. Dort kann er als Assistent zwar nur etwa 200'000 Dollar verdienen und davon kassiert der Staat in den USA und in Kanada gleich die Hälfte wieder ein.
Aber bekommt er diese Chance, dann wird er sie packen. Gibt es einen neuen Vertrag mit dem Nationaltrainer, wird mit ziemlicher Sicherheit eine Ausstiegsklausel für die NHL drinstehen. Ein Abstecher in die wichtigste Liga der Welt ist zwar kurzfristig finanziell nicht lukrativ, mehrt aber langfristig den Marktwert enorm und bei einer Rückkehr stehen später alle Türen offen.
Und dann gibt es noch eine Option, die bisher weder Michael Rindlisbacher noch Lars Weibel auf der Rechnung haben. Zugs Präsident Hans-Peter Strebel baut für rund 100 Millionen das modernste Leistungssportzentrum des Landes. Der Multimillionär hält sehr, sehr grosse Stücke auf Patrick Fischer. Der Nationaltrainer würde als «Poster Boy» dieses «Versailles des Eishockeys» sehr gute Figur machen. Und mit dem Salär würde nicht geknausert.
Die Zusammenarbeit mit Sean Simpson, dem Silberschmied von 2013, scheiterte einst im Sommer 2014 an der Geldgier des Nationaltrainers und seines Assistenten Colin Muller und so wechselte die beiden in die KHL. Es folgte Scheitern in der KHL, Scheitern in der DEL und nun geniesst Sean Simpson Beschäftigungslosigkeit im Wohlstand. Und Colin Muller trainiert derzeit die Frauen-Nationalmannschaft.
Sean Simpson Fehler wird Patrick Fischer nicht machen. Geld treibt ihn nicht um. Es ist die Leidenschaft. Die Leidenschaft fürs Eishockey. Aber eben auch die Suche nach neuen Herausforderungen. Deshalb sollten Michael Rindlisbacher und Lars Weibel nicht zu sehr pokern.
Kommt es zur erhofften vorzeitigen Verlängerung mit dem Nationaltrainer, so wird der Chronist getreulich berichten, ob er die halbe Million im neuen Vertrag bekommt, die er wahrlich wert ist.
aber nein: 2x abgelehnt?
warum? meine nähe zu fischi? wer autorisiert hier die beiträge? du klaus? wenn ja: ganz schwach! austeilen wie ein grosser aber sensibel beim einstecken.