Die Medien berichten über einen «Balkan-Graben». Die Stimmung in der Schweizer Nationalmannschaft sei vergiftet. Valon Behrami und Peter Stadelmann dementieren die Enthüllung vehement. Wir haben vor der heutigen Partie gegen Österreich ein exklusives Gespräch mit dem renommierten Wissenschaftler geführt, der den Graben entdeckt haben will.
Herr Professor, Sie wollen also der
Entdecker des sogenannten «Balkan-Grabens» in der Schweizer Nati
sein?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Mit wollen hat das wenig zu tun. Ich bin im Rahmen meiner geologischen Forschungen im Dorfsandkasten von Feusisberg auf stichfeste Beweise für diese wissenschaftliche Anomalie gestossen. Da sich momentan keine Sau für die Nati interessiert, hielt ich es für meine Pflicht, die Entdeckung sofort den Medien zuzuspielen.
Mit Verlaub: Sie sind in akademischen
Kreisen völlig unbekannt. Sind Sie wirklich ein seriöser
Wissenschaftler – oder nur ein Scharlatan?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Dieser Vorwurf ist eine bodenlose Frechheit. Ich habe wesentliche Beiträge zu zahlreichen internationalen Forschungsprojekten geleistet. Dabei haben wir spektakuläre Entdeckungen gemacht.
Zum Beispiel?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Dass es Nessie, den Yeti und gute
Autofahrer im Aargau vielleicht wirklich gibt. Unabhängig davon
würde ich mich als ausgewiesenen Spezialisten für Gräben aller Art
bezeichnen.
Warum das? Woher rührt Ihre Expertise?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Ich habe als
Student in Bern mal ein halbes Semester in der Nähe des Bärengrabens
gewohnt.
Aha.
Prof. Dr. Hans R. Funde: Ja, in einer
Kommune. Das waren die wilden 70er: LSD und freie Liebe. Da gab es
dieses Bündner Hippie-Mädchen, Eveline Widmer-Trumpf – oder
sowas. Die hatte es faustdick hinter den Ohren – und Augen so tief
wie der Marianengraben. Ich frage mich oft, was aus ihr geworden ist.
Kommen wir doch bitte zum Thema zurück.
Wie sind Sie denn nun auf den «Balkan-Graben» in der Nati
gestossen?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Erste Indizien
habe ich beim Testspiel gegen Jamaika vor der WM 2014 entdeckt. Da
war ich im Stadion, um mir diese lustigen Afrikaner anzuschauen.
Nordamerikaner.
Prof. Dr. Hans R. Funde: Bitte?
Jamaika gehört zur Karibik und wird
geographisch dem nordamerikanischen Kontinent zugerechnet.
Prof. Dr. Hans R. Funde: Wie auch
immer. Auf jeden Fall habe ich das Spiel in Begleitung meines
koreanischen Assistenten Dr. Bünz Lee beobachtet und uns sind bald
stichfeste Anhaltspunkte für die Existenz eines «Balkan-Grabens» in der Mannschaft aufgefallen.
Die da wären?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Stephan
Lichtsteiner hat aus einer Pet-Flasche getrunken und sie danach fein
säuberlich zerdrückt, zugeschraubt und in der Sammelbox entsorgt.
Valon Behrami hingegen, hat seine achtlos fallen lassen.
Und daraus konstruieren Sie gleich einen «Balkan-Graben»?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Nein, das war
ja erst der Startschuss. Durch unsere akribische wissenschaftliche
Recherche haben wir zahlreiche Beweise zusammengetragen, welche die
These stützen. Zum Beispiel macht Yann Sommer jedes Mal ein «Seeli», wenn der Nati-Koch Härdöpfelstock kocht. Haris Seferovic nimmt
hingegen gar keine Sauce. Oder Fabian Schär, der bündelt sein
Altpapier immer vorbildlich – ganz im Gegensatz zu Pajtim Kasami, der seines einfach in den normalen Hausmüll wirft.
Irgendwie überzeugt uns das nicht.
Prof. Dr. Hans R. Funde: Die Liste ist
fast endlos. Die Secondos streuen sich nie Aromat auf die Rüebli.
Admir Mehmedi singt unter der Dusche – aber nie etwas von Mani
Matter. Valentin Stocker trinkt Rivella, Xherdan Shaqiri Coca Cola.
Und so weiter und so fort!
Das sind doch einfach unterschiedliche
Vorlieben unterschiedlicher Menschen?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Nein, es gibt
auch klares Gruppenverhalten, welches sich den beiden Fraktionen
zuschreiben lässt. Die Spieler mit Migrationshintergrund geben in
der Kabine immer lautstark mit ihren Millionengehältern an. Die
gebürtigen Schweizer schweigen dann verklemmt und tun so, als ob sie
einen Landwirtschafts-Simulator auf dem Handy spielen. Die echten
Eidgenossen schicken sich gegenseitig Nacktbilder von Steffi Buchli,
die Balkan-Fraktion steht mehr auf Rita Ora. Das ist wissenschaftlich
evident!
Was ist mit gutschweizerischen
Traditionen? Gejasst wird doch in der Nati immer noch.
Prof. Dr. Hans R. Funde: Ja, und jetzt
raten Sie mal, wer da dabei ist. Lustenberger, Schär, Klose und
Zuffi. Josip Drmic hat einmal mitgespielt, doch er wurde sofort
wieder rausgeworfen, weil er ständig lauthals «Blackjack, Brate!» gerufen hat.
Heute spielt die Schweiz gegen
Erzrivale Österreich. Werden wir den «Balkan-Graben» da wieder
beobachten können?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Ja, sehr
deutlich. Die Ur-Schweizer werden während der Nationalhymne lachen,
weil sie noch an den Ösi-Witz von Stephan Lichtsteiner aus der
Kabine denken. Die Balkan-Fraktion guckt grimmig, weil sie ihn gar
nicht verstanden hat.
Das klingt wirklich nach einer
Herausforderung für Vladimir Petkovic.
Prof. Dr. Hans R. Funde: Absolut. Er
muss sich den Witz erst auf Italienisch übersetzen lassen.
Zum Abschluss: Was lässt sich gegen den «Balkan-Graben» unternehmen?
Prof. Dr. Hans R. Funde: Wenn sich jeder Spieler in der Mannschaft eine Schaufel schnappen würde, dann liesse sich der Graben vielleicht wieder zuschütten. Das Problem ist nur, dass sich die richtigen Eidgenossen nicht so gern die Hände schmutzig machen.
Herrlich