Sie kam überraschend. Der FC Barcelona kassierte am Samstagabend die erste Heimniederlage seit dem 21. April 2012 (1:2 gegen Real Madrid). Trotz früher Führung und dem ersten Treffer von Lionel Messi im neuen Jahr unterlag die Blaugrana Valencia 2:3. Der Patzer gegen Valencia war der dritte in den letzten vier Spielen und Messis Rückkehr ins Team.
Der argentinische Superstar, der sich Anfang November einen Muskelriss im Oberschenkel zuzog, betont zwar, dass ein paar Dinge mit seiner Fitness falsch gelaufen seien. «Nun ist aber alles vergessen und ich bin wieder fit. Es war einfach kein guter Tag für uns», erklärt der Superstar, der einen Penalty souverän verwandelte und zum 1:0 von Pedro den Assist gab.
Doch ganz der Alte war Messi noch nicht. Hinzu kommt, dass Barça momentan auf Neymar verzichten muss. Der Brasilianer, der wegen einer Knöchelverletzung noch rund zwei Wochen ausfällt, war in Messis Abwesenheit in dessen Rolle als Spielantreiber und Schaltstation im Barça-Spiel aufgestiegen. Die Mini-Krise als Folge des Machtwechsels auf dem Feld? Vielleicht.
Fakt ist: Neuer Leader ist seit dem Wochenende Atlético Madrid. Zum ersten Mal seit 18 Jahren. Die «Rojiblancos» erstaunen in dieser Saison mit beeindruckender Konstanz und machen aus dem üblichen Duell zwischen Barcelona und Madrid endlich wieder einmal einen Dreikampf um den spanischen Meistertitel.
Dass das Team von Diego Simeone oben mitspielen kann, grenzt eigentlich an ein Wunder. Regelmässig musste der zweifache Europa-League-Champion in den letzten Jahren seine besten Stürmer abgeben. Doch Diego Forlan, Sergio Agüero und auch Falcao konnten stets valabel ersetzt werden. Die Millionen-Erlöse aus den Transfers wurden nicht verschleudert, sondern geschickt eingesetzt.
Momentan sorgt Diego Costa mit seinen 20 Saisontoren für den meisten Gesprächsstoff, doch auch David Villa und Raúl García skoren regelmässig. Mit den Wintertransfers von Diego (von Wolfsburg) und José Ernesto Sosa (von Metalist Charkiw) hat Atlético das Kader noch einmal breiter abgestützt. Ob es für den Titel reicht? Der königliche Nachbar hat sicher etwas dagegen.
Real Madrid schien im Titelkampf schon früh zu weit zurückgebunden. Doch Cristiano Ronaldo und Co. liessen sich einfach nicht abschütteln. Dank der Beharrlichkeit und der verbesserten Defensive (nur ein Gegentreffer in den letzten sechs Spielen) liegt das Team von Carlo Ancelotti nun punktgleich mit Erzrivale Barcelona drei Punkte hinter Leader Atlético.
Zwar patzte auch Real am Wochenende (1:1 bei Athletic Bilbao) und verlor dabei Cristiano Ronaldo, der nach einer Tätlichkeit Rot sah und wohl für drei Spiele aussetzen muss. Doch wenn die Entscheidung um den Titel fällt, ist der Weltfussballer 2013 wieder zurück.
Als erstes Direktduell der Titelaspiranten steht am 2. März das Derby Real gegen Atlético auf dem Terminplan. Ein Sieg im Estadio Vicente Calderon ist für den Titel aber für beide Mannschaften wohl Pflicht. Ebenso wie drei Punkte aus dem Duell mit Barcelona. Real muss zuerst ran: Der «Clásico» steigt am 23. März im Estadio Santiago Bernabeu.
Erst am letzten Spieltag treffen Barça und Atlético aufeinander. Ist der Titelkampf dann schon entschieden? Profitiert Real, weil sich die beiden Konkurrenten wie schon beim 0:0 in der Vorrunde wieder gegenseitig Punkte wegnehmen? Schafft Atlético die Sensation und es holt zum ersten Mal seit 2004 ein anderes Team als Real oder Barça den Titel? Oder erleben wir in Spanien eine richtige «Titel-Finalissima»? Spannung scheint garantiert. Endlich wieder einmal mit drei Teams.