Vor dem Heimspiel gegen Maccabi ist die Situation für den FCB komfortabel. Die «Bebbi» haben ihre bisherigen acht Ernstkämpfe in dieser Saison allesamt gewonnen. Durch den Sieg im Duell mit Lech Poznan in der letzten Champions-League-Qualifikations-Runde haben sie sich zumindest die Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase gesichert.
Aber für die Basler ist klar: Sie wollen auch Maccabi Tel Aviv bezwingen und in die lukrativere Gruppenphase der Champions League. In der Königsklasse ist allein die Startgage mit 12 Millionen Euro fünfmal höher als in der Europa League, und die Bühne für die Spieler ist weitaus attraktiver.
FCB-Trainer Urs Fischer ist guten Mutes vor dem Playoff. Was ihn besonders positiv stimmt, ist der Teamgeist. Fischer sagt: «Es fängt damit an, dass die Stimmung in der Kabine sehr gut ist. Dementsprechend tritt die Mannschaft auch auf dem Platz solidarisch auf. Jeder ist bereit, einen Fehler eines Teamkollegen auszubügeln. So muss es sein.» Am Erfolgshunger sollte es gegen Maccabi auch nicht mangeln. Für einige aus dem FCB-Kader wäre es bei einem Triumph in den Playoffs die erste Teilnahme an der Champions League – so auch für Urs Fischer oder seinen Aussenverteidiger Michael Lang.
Langs Devise für das Hinspiel gegen den israelischen Double-Gewinner lautet: «Maccabi ist eine Stimmungs-Mannschaft. Deshalb ist es entscheidend, dass wir von Anfang an klarmachen, wer die Chefs auf dem Platz sind. Wir müssen sie unter Druck setzen.» Sein Trainer Fischer sieht Maccabi als eine Equipe, die gut organisiert ist und ihr Potenzial eher in der Vorwärtsbewegung hat. Gegen die Israeli sei es wichtig, aktiv zu bleiben.
In diesem Zusammenhang wünscht er sich eine Steigerung gegenüber dem Heimspiel gegen Lech Poznan, das zwar mit 1:0 gewonnen wurde, aber einen verhaltenen FCB zeigte. Zu den Ausfällen des gesperrten Taulant Xhaka und des verletzten Zdravko Kuzmanovic, die fürs zentrale Mittelfeld infrage gekommen wären, meinte Fischer, dass er glücklicherweise genug Alternativen habe. Für die Flügel ist offenbar auch Jean-Paul Boëtius eine Option. Der holländische Neuzuzug soll sich von seiner Zerrung erholt haben.
Maccabi Tel Aviv ist für den FC Basel kein unbekannter Gegner. In der vorletzten Saison hatte man sich mit diesem Klub sogar zweimal im Europacup gemessen; sowohl in der Champions-League-Qualifikation als auch in den Europa-League-Sechzehntelfinals – und aus beiden Duellen ging der Schweizer Branchen-Leader als Sieger hervor. Vor allem auswärts war es für die Basler damals aber kein Zuckerschlecken. Im Bloomfield-Stadion, einem regelrechten Hexenkessel, gab es zwei Unentschieden. Und das eine Mal holte Maccabi unter der Leitung von Trainer Paulo Sousa (der später nach Basel weiterzog) innerhalb von nur 21 Minuten einen Drei-Tore-Rückstand auf.
Urs Fischer mag diesen Erinnerungen kein allzu grosses Gewicht geben: «Es bringt nichts, zu viel aus der Vergangenheit ableiten zu wollen. In der Zwischenzeit hat sich ja bei beiden Teams so einiges verändert. Von den damaligen Siegen können wir uns in der Gegenwart nichts mehr kaufen. Nun gut, sicher kein Nachteil ist, dass der eine oder andere von unseren Spielern schon mal die besondere Stimmung im Bloomfield-Stadion kennengelernt hat.»
Die grösste Gefahr aus dem Maccabi-Kader dürfte von Captain Eran Zahavi ausgehen. Der offensive Mittelfeldspieler ist der Dreh- und Angelpunkt bei den Gästen. Er war es, der es überhaupt erst möglich machte, dass Maccabi diese Playoffs gegen Basel bestreiten darf. Als sein Team in der letzten Quali-Runde gegen Viktoria Pilsen scheinbar hoffnungslos im Hintertreffen gelegen hatte, holte er in der Schlussphase des Rückspiels einen Penalty heraus, den er gleich selbst verwertete, und wenig später fixierte er mit einem weiteren Tor das Weiterkommen.
Zahavi traf auch doppelt, als Maccabi am vergangenen Wochenende im israelischen Supercup Hapoel Kiryat Shmona nach Penaltyschiessen unterlag. In der letzten Saison hatte sich Zahavi in der israelischen Liga zum Torschützenkönig gekrönt. In der Schweiz ist von Maccabi Avi Rikan am bekanntesten. Der Mittelfeldspieler verliess erst kürzlich den FCZ, um nach Tel Aviv zu wechseln. Ex-Grasshopper Michael Lang hatte es mit ihm in den Zürcher Derbys jeweils zu tun bekommen. Lang sagt über Rikan: «Er steht für den israelischen Fussball mit seinen schnellen Spielern in der Offensive. Er spielt frech und aggressiv, und er ist technisch beschlagen.»
Maccabi Tel Aviv, das in der Heimat erst am kommenden Wochenende in die neue Meisterschaft startet, möchte nun zum zweiten Mal nach 2004/05 in die Champions League einziehen. Vor elf Jahren war man in der Gruppenphase gegen die übermächtige Konkurrenz mit Bayern München, Juventus Turin und Ajax Amsterdam chancenlos. Der Trainer bei Maccabi heisst seit dieser Saison Slavisa Jokanovic. Der serbische Ex-Internationale führte zuletzt Watford mit Almen Abdi in die englische Premier League. Zwischen Jokanovic und Paulo Sousa war Maccabi von zwei Spaniern betreut worden, Oscar Garcia und Pako Ayestaran. Der Sportchef ist nach wie vor Jordi Cruyff, der Sohn des legendären Johan Cruyff. Alimentiert wird der Verein vom vermögenden kanadischen Geschäftsmann Mitchell Goldhar. (dux/si)