Ancillo Canepa hat den FCZ in die Challenge League geführt.Jetzt will er den Karren aus dem Dreck ziehen.Bild: KEYSTONE
Ancillo Canepa, Präsident des Super-League-Absteigers Zürich, bleibt Präsident des FCZ. Es gelte nach dem Cupfinal gegen Lugano eine klare Analyse vorzunehmen.
27.05.2016, 09:1227.05.2016, 12:15
Zwei Tage nach dem Sturz in die Zweitklassigkeit trat FCZ-Präsident und Mehrheitsaktionär Ancillo Canepa erstmals in der Öffentlichkeit auf und äusserte sich zum Absturz des zwölffachen Schweizer Meisters.
Der 63-Jährige, für viele Medien und Fans der Hauptschuldige am Abstieg der Zürcher, gestand «Fehler gemacht zu haben» und kündigte nach dem Cupfinal gegen Lugano am Sonntag im Letzigrund eine kritische interne Analyse an. «Wir werden die Strukturen überdenken und Personalentscheide vorantreiben.»
Bleiben an der Macht: Ancillo und Heliane Canepa.
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Rücktritt kein Thema
Canepa machte klar, dass ein Rückzug für ihn als Präsident nach knapp zehnjähriger Tätigkeit kein Thema ist. «Wenn du etwas an die Wand gefahren hast, dann kannst du nicht einfach den Bettel hinwerfen, sondern musst die Verantwortung übernehmen.» Wie lange er dem FCZ, der erstmals seit 1990 nicht mehr erstklassig ist, vorstehen wird, liess er offen. «Ein kurzfristiger Verkauf kommt nicht in Frage, aber ich werde die Aktien auch nicht ins Grab nehmen.» In der Vergangenheit habe es immer wieder Anfragen, vor allem auch aus dem Ausland, gegeben, ein Verkauf sei aber nie zur Debatte gestanden.
Zwei Tage nach dem Abstieg und zwei Tage vor dem Cupfinal gegen Lugano sprach Canepa von einer «absurden Situation». Der Cupfinal sei auch im Hinblick auf die Zukunft «extrem wichtig», schliesslich spielt der Sieger nächste Saison in der Gruppenphase der Europa League. «Wir haben die Chance einen von nur zwei Titeln in der Schweiz zu gewinnen», so Canepa. Für jeden Spieler sei das Erreichen des Cupfinals ein Highlight in der Karriere.
Nächste Woche ist die grundlegende Analyse geplant, bei der sich Canepa auch von externen, kompetenten Personen, die ihm und dem FCZ nicht nahe stehen, beraten lassen will. Canepas Ziel ist klar: «Wir streben in der nächsten Saison den sofortigen Wiederaufstieg in die Super League an.» (sda)
Keine Fragen mehr. Die PK ist beendet. Canepa zum Abschluss: Drückt uns am Sonntag die Daumen.
Ja, in meinem Kopf schon. Aber den werde ich hier nicht kommunizieren. Jetzt geht es um den Cupfinal. Ab Montag werden wir intensiv arbeiten. Trainingslager wird Mitte/Ende Juni sein, dann will ich das Kader beisammen haben.
Und nochmals: Wir wollen mit dem FCZ zurück auf die Erfolgsspur. Verantwortung heisst für mich nicht, den Bettel hin zu schmeissen, sondern gute Lösungen zu bieten.
Das kann ich im Moment nicht beantworten. Das werden wir sehen, sobald die sportliche Leitung bestimmt ist.
Das sind 25 Spieler. Da ist nicht jeder gleich. Wir werden das auch im neuen Team beachten. Diese Planung lief aber auch schon seit Monaten. Am Ende ist es immer eine Frage des Charakters des Spielers.
Am Willen fehlte es nicht. Vielleicht gab es Situationen mit gehemmten Darbietungen. Aber hätten wir eine annähernde Konstanz vom Cup in die Meisterschaft übernommen – wir wären viel weiter oben. Irgendwann kommst du in eine Negativspirale und jeder, der auch schon mal Fussball spielte weiss: Dann wird es schwierig.
Das ist eine gute Frage. Da wird Uli Forte gefordert sein. Am Donnerstag war die grosse Depression, heute haben die Spieler frei. Ab morgen Früh wird die Vorbereitung beginnen. Ich bin überzeugt, dass es positive Entwicklungen geben wird.
Ein Profiklub hat viele stille Reserven im Kader. Wenn jemand irgendwann den Verein kaufen möchte, dann wird das nicht für den symbolischen Franken geschehen. Solche Angebote sind gelinde gesagt «absurd». Geplant ist kein Verkauf. Ich werde die Aktien aber auch nicht ins Grab mitnehmen.
Da kann ich nicht zufrieden sein. Das muss man analysieren. Es gibt auch äussere Einflüsse, aber ja: Da sind Fehler passiert. Entlassen wird Präsident Canepa seinen Sportchef Canepa aber nicht. Irgendwie bleibt Canepa dabei. Wie genau wird die Analyse ergeben.
Die gab es immer wieder, primär aus dem Ausland. Das ist für mich kein Thema.
Wir brauchen einen neuen Hauptsponsoren. Mit dem aktuellen werden wir eine Partnerschaft eingehen. Wir haben aber auch schon Meldungen von Interessenten, die in der Challenge League mitmachen wollen. Natürlich werden die Beträge tiefer sein. Gehen wir aber in die Europa League, hätte das einen werterhöhenden Einfluss.
In einem normalen Unternehmen hast du eine gewissen Planungssicherheit. Im Fussball hängt sehr viel – nicht alles, aber sehr viel – vom sportlichen Erfolg ab. Das ist der Dynamo. Bist du oben, hast du mehr Zuschauer, besseres Marketing, TV-Gelder. Im umgekehrten Fall brechen diese Kennzahlen alle ein. Am Ende bist du von dem abhängig, was auf dem Rasen passiert. Ich dachte bisher immer, dass dafür die Spieler verantwortlich sind. Tore schiessen und verhindern liegt immer noch an den Spielern.
Das liegt nicht an mir, diese zu verteilen. Wir werden das analysieren und dann handeln.
Der Dialog gab es vorher und den wird es auch weiterhin geben.
Das habe ich versucht, zu erklären. Es geht um Verantwortung. Wenn man etwas an die Wand fährt, tritt man nicht einfach zurück. Wir wollen den FCZ zurückbringen.
Leute, die etwas vom Fussballgeschäft verstehen. Namen nenne ich nicht.
Wie erwähnt. Jetzt ist der Cupfinal und das Personal werden wir danach anschauen.
Durfte vor zwei Jahren schon den Cupfinal erleben. Das war ein Highlight. Die Vorfreude ist jetzt etwas getrübt. Im Moment schalte ich noch ab und verarbeite, was passiert ist. Ich versuche die Vorfreude auf den Cup herauszuholen. Der Titel ist extrem wichtig. Es gibt nur zwei Titel in der Schweiz – Meister und Cup. Aber ja: Momentan ist die Situation etwas absurd.
Durfte vor zwei Jahren schon den Cupfinal erleben. Das war ein Highlight. Die Vorfreude ist jetzt etwas getrübt. Im Moment schalte ich noch ab und verarbeite, was passiert ist. Ich versuche die Vorfreude auf den Cup herauszuholen. Der Titel ist extrem wichtig. Es gibt nur zwei Titel in der Schweiz – Meister und Cup. Aber ja: Momentan ist die Situation etwas etwas schwierig.
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Mit Freude nimmt man diese Äusserungen von Fans und Journalisten nicht zur Kenntnis. Vielleicht haben die medialen Kommentare das geschürt. Ich habe aber auch viele positive Reaktionen erhalten. Mit Druck muss man umgehen können. Angst hatte ich um mich persönlich nie. Ich kann mich schon wehren. Hatte mehr Angst um Frau, Familie und Hund.
Vielleicht haben wir gewissen Hinweise zu wenig beachtet. Das ist natürlich ein grosses Feld. Wir haben sehr viele Informationen erhalten, die haben wir im Team dann besprochen. Aber klar: Steigt man ab, hat man Fehler gemacht. Das tut mir auch leid.
Es gibt keine Schuldzuweisung, das hilft nicht. Sicher nicht öffentlich. Es ist nicht das Gleiche, ob man entscheide treffen muss oder auf die Vergangenheit schauen kann. Wir werden da intern klar und offen sprechen.
Ziel ist sofortiger Wiederaufstieg, wir wollen die unternehmerische Struktur so oder so weiterführen. Hauptaktionäre bleiben ich und meine Frau.
Wie erwähnt, wir machen die interne Analyse, dann bestimmen wir das Personal für die sportliche Führung. Die nimmt die Kaderplanung sofort in Angriff. Ob ein Sportchef kommt, lässt Canepa offen.
Die primäre Frage ist nicht, ob wir Spieler los werden. Wir werden Lösungen finden, um auch teure Spieler zu verkraften.
Das Ziel ist der sofortige Wiederaufstieg. Das wird nicht ganz einfach, aber die Kaderplanung ist darauf ausgerichtet. Wenn wir eine starke Mannschaft für den Aufstieg haben, dann kann diese auch im Europacup bestehen.
Zum Cupfinal kann ich im Grundsatz keine Auskunft geben.
Das waren aber keine schönen Szenen. Unsere Verantwortlichen haben gut reagiert, wir wurden von der Polizei dafür gerühmt.
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1. Wir wollen sofort zurück in die Super League. Dort gehören wir hin.
2. Die finanziellen Ressourcen für die nächste Saison sind da.
3. Wir werden die Struktur der sportlichen Leitung überprüfen und gegebenenfalls handeln.
4. Wir werden dann das Personal der Saison bestimmen und verpflichten.
5. Das Kader: Drei Spieler haben auslaufende Verträge, alle anderen haben keine Ausstiegsklausel im Abstiegsfall. Die Kaderplanung machen wir nach sportlichen und wirtschaftlichen Kriterien.
6. Die Academy (Junioren) und der Frauenfussball werden durch den Abstieg nicht tangiert.
7. Die Ticketpreise werden wir prüfen und so rasch wie möglich kommunizieren.
8. Weitere Herausforderungen werden wir intern und ohne Hektik vornehmen.
9. Wir haben viel zu tun. Ich werde nicht persönlich für Interviews zur Verfügung stehen.
Wir geben nicht auf und ich werde nie sagen, ich trete zurück. Wir kommen zurück.
Einen Klub in der Schweiz zu führen, ist eine Herkulesaufgabe. Wir haben das übernommen und finanzieren den Klub primär. Aber auch die Öffentlichkeit trägt ihren Teil bei.
Wir werden keine schnellen Entscheidungen treffen, aber versuchen so bald wie möglich Antworten und Massnahmen zu liefern. Ich verstehe das Leid und den Frust der Fans. Das tut mir leid.
Wir haben Fehler gemacht, da nehme ich logischerweise nicht aus. Vielleicht waren wir nicht immer kritisch genug.
Ich denke, dass ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in Wirtschaft und Sport, gelernt habe mit Niederlagen umzugehen. Ich kann diese analysieren. Das werden wir beim FCZ in den nächsten Tagen und Wochen machen. Das werden wir wie immer im Team machen, aus mit Personen, die eine gewisse Distanz zu mir und dem FCZ tun.
Es ist nicht ganz einfach für mich, jetzt hier vor ihnen zu sitzen. Mich beschäftigt der Abstieg natürlich. Damit muss ich mich erst abfinden. Dazu kommt der Cupfinal am Sonntag. Darüber würde ich lieber sprechen. Drittens habe ich gegenüber den Journalisten ein persönliches Empfinden. Ihr habt fast nur auf den Mann gespielt. Das war meist respektlos.
Medienchef Patrick Lienhart begrüsst die Anwesenden. Jetzt wissen wir gleich mehr.
Unzählige Mikrofone stehen auf dem Tisch vor Canepa. Der Präsident sitzt auch schon da. Neben ihm Medienchef Patrick Lienhart.
Ancillo Canepa wird hier gleich erscheinen. Im Hotel Sheraton warten die Journalisten auf Antworten des FCZ-Machthabers.
Gut 37 Stunden nach dem Abstieg des FC Zürich tritt Präsident Ancillo Canepa heute um 11 Uhr im Hotel Sheraton vor die Medien und gibt bekannt, wie es beim Zürcher Stadtklub nach der Relegation in die Challenge League weitergehen wird.
Der ausgemachte Sündenbock der FCZ-Krise hat drei Möglichkeiten:
1. Canepa bleibt Präsident und führt den FCZ zusammen mit Frau Heliane weiter wie gehabt.
2. Canepa bleibt Präsident, gibt die operative Führung des Klubs aber in andere Hände.
3. Canepa verkauft die 90 Prozent seiner FCZ-Aktien an neue Investoren.
Wie hat sich Canepa entschieden? Ab 11 Uhr gibt es hier Antworten.
Bild: TI-PRESS
Die Chronologie des FCZ-Niedergangs
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Die Chronologie des FCZ-Niedergangs
Es ist passiert: Nach 26 Jahren im Oberhaus steigt der FC Zürich in die Challenge League ab. So ist es zum Niedergang gekommen.
quelle: keystone / walter bieri
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Die Pressekonferenz habe ich live auf SRF gesehen und war doch über drei Aussagen, aber auch wie Canepa damit umgeht, relativ angenehm überrascht :
Er räumt immerhin eigene Fehler durchaus ein, will sich künftig durch einen "distanziert an ihn und die Vereinsführung herangehenden" Sportdirektor absichern, keine einsamen Entschlüsse mehr treffen und versucht mit allen Mitteln schon kommende Saison den Wiederaufstieg zu schaffen.
Er wirft den Bettel also nicht hin, übernimmt Verantwortung.