Die FIFA hat rund um die WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 eine Ethikkommission eingesetzt, die untersuchen sollte, ob bei der Vergabe alles mit rechten Dingen zu und her gegangen ist. Chefermittler dieser Ethikkommission ist Michael J. Garcia, der zum Thema einen 420-seitigen Untersuchungsbericht geschrieben hat.
Der Vorsitzende der FIFA-Ethikkommission, Hans Joachim Eckert, hat den Bericht von Michael J. Garcia gelesen und ist vor einer Woche zum Schluss gekommen, dass bei der Vergabe der WM 2018 und 2022 alles mit rechten Dingen zu und her gegangen ist. Garcia ist mit Eckerts Resümee jedoch nicht zufrieden. Er möchte den ganzen 420-seitigen Bericht veröffentlicht haben. Dagegen wehrt sich Eckert vehement.
Angeblich haben «kriminelle Verschiebungen von Vermögenswerten» stattgefunden. Die FIFA hat aber nicht bekanntgegeben, wer dahinter steckt. Sie hat nur mitgeteilt, dass Schweizer Bankkonten betroffen sind. Gut möglich, dass einzelne Personen im Verdacht stehen, Geldwäscherei betrieben zu haben. Hier soll die Untersuchung nun wahrscheinlich ansetzen.
Seit den WM-Vergaben im Jahr 2010 haben fünf der damaligen Komitee-Mitglieder die FIFA wegen Korruption verlassen müssen: Jack Warner, Chuck Blazer, Ricardo Teixeira, Mohamed bin Hammam und Nicolas Leoz.
Wir wissen, dass diese fünf Männer nicht mit Michael Garcia, der den Untersuchungsbericht zu den Korruptionsvorwürfen verfasst hat, zusammengearbeitet haben. Es ist allerdings nicht bekannt, ob es eine Überlappung dieser Gruppen mit derjenigen, gegen die ermittelt wird, gibt.
«Wenn wir irgendetwas zu verheimlichen hätten, würden wir die Angelegenheit sicher nicht zur Bundesanwaltschaft ziehen», so Sepp Blatter. Dennoch scheint es beim Bericht noch einige ungeklärte Sachlagen zu geben, zu deren Prüfung die FIFA-Ethikkommission keine Befugnisse hat.
So kann die Bundesanwaltschaft zum Beispiel Menschen verhaften, Zeugen verhören oder Hausdurchsuchungen durchführen. Derartige Zwangsmassnahmen kann die FIFA natürlich nicht selbst durchführen. Es scheint so, als ob im Bericht von Garcia nur deshalb niemand definitiv angeschwärzt werden konnte, weil nicht genug Beweismaterial vorliegt. Die Bundesanwaltschaft könnte nun behilflich sein, die nötigen, zusätzlichen Evidenzen zu besorgen.
Selbst FIFA-Chef Sepp Blatter ist nicht zu 100 Prozent im Reinen mit dem Bericht und deswegen damit zur Bundesanwaltschaft gegangen. Dies erhöht das Interesse am Bericht natürlich nochmals merklich. Offenbar gibt es doch Unstimmigkeiten.
Doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Bericht veröffentlicht wird, ist durch diesen Schachzug kleiner geworden. Sepp Blatter und Hans Joachim Eckert, welche sich gegen eine Publikation aussprechen, können nun behaupten, dass der Bericht momentan von der Polizei untersucht werde und deswegen auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen dürfe.
Zudem müsste beim Bericht viel geschwärzt werden. Leuten, denen bei ihrer Aussage Anonymität garantiert wurde, müssten zum Beispiel geschützt werden. Falls also jemals eine Version des Berichts ans Tageslicht kommt, dann wohl in einer überarbeiteten Form.