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Sie haben sich im FIFA-Labyrinth verlaufen? Wir weisen Ihnen den Weg

Michael Garcia (links) und Hans Joachim Eckert stehen zurzeit im Fokus der Weltöffentlichkeit.
Michael Garcia (links) und Hans Joachim Eckert stehen zurzeit im Fokus der Weltöffentlichkeit.Bild: AP
Chaos um Ethik-Bericht

Sie haben sich im FIFA-Labyrinth verlaufen? Wir weisen Ihnen den Weg

Seit einer Woche überschlagen sich die Ereignisse rund um die FIFA. Schwierig, da den Durchblick zu behalten. Wir bringen Ordnung in das Chaos beim Weltfussballverband.
19.11.2014, 20:48
Corsin Manser
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1. Was hat den Stein ins Rollen gebracht?

Die FIFA hat rund um die WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 eine Ethikkommission eingesetzt, die untersuchen sollte, ob bei der Vergabe alles mit rechten Dingen zu und her gegangen ist. Chefermittler dieser Ethikkommission ist Michael J. Garcia, der zum Thema einen 420-seitigen Untersuchungsbericht geschrieben hat. 

Chefermittler Garcia hat zur WM-Vergabe einen 420-seitigen Untersuchungsbericht geschrieben und ihn zur Beurteilung an Hans Joachim Eckert weitergegeben. 
Chefermittler Garcia hat zur WM-Vergabe einen 420-seitigen Untersuchungsbericht geschrieben und ihn zur Beurteilung an Hans Joachim Eckert weitergegeben. Bild: AP/KEYSTONE

Der Vorsitzende der FIFA-Ethikkommission, Hans Joachim Eckert, hat den Bericht von Michael J. Garcia gelesen und ist vor einer Woche zum Schluss gekommen, dass bei der Vergabe der WM 2018 und 2022 alles mit rechten Dingen zu und her gegangen ist. Garcia ist mit Eckerts Resümee jedoch nicht zufrieden. Er möchte den ganzen 420-seitigen Bericht veröffentlicht haben. Dagegen wehrt sich Eckert vehement.

Der Vorsitzende der FIFA-Ethikkommission hat den Bericht gelesen, ein Resümee verfasst und verlauten lassen, dass laut Garcias Bericht bei der WM-Vergabe alles mit rechten Dingen zu und her gegangen s ...
Der Vorsitzende der FIFA-Ethikkommission hat den Bericht gelesen, ein Resümee verfasst und verlauten lassen, dass laut Garcias Bericht bei der WM-Vergabe alles mit rechten Dingen zu und her gegangen sei. Bild: AP/KEYSTONE

2. Sepp Blatter hat gestern Strafanzeige erstattet? Gegen wen?

Angeblich haben «kriminelle Verschiebungen von Vermögenswerten» stattgefunden. Die FIFA hat aber nicht bekanntgegeben, wer dahinter steckt. Sie hat nur mitgeteilt, dass Schweizer Bankkonten betroffen sind. Gut möglich, dass einzelne Personen im Verdacht stehen, Geldwäscherei betrieben zu haben. Hier soll die Untersuchung nun wahrscheinlich ansetzen. 

Sepp Blatter ist mit dem 420-seitigen Bericht gestern zur Bundesanwaltschaft gegangen.
Sepp Blatter ist mit dem 420-seitigen Bericht gestern zur Bundesanwaltschaft gegangen.Bild: KEYSTONE

Seit den WM-Vergaben im Jahr 2010 haben fünf der damaligen Komitee-Mitglieder die FIFA wegen Korruption verlassen müssen: Jack Warner, Chuck Blazer, Ricardo Teixeira, Mohamed bin Hammam und Nicolas Leoz. 

Wir wissen, dass diese fünf Männer nicht mit Michael Garcia, der den Untersuchungsbericht zu den Korruptionsvorwürfen verfasst hat, zusammengearbeitet haben. Es ist allerdings nicht bekannt, ob es eine Überlappung dieser Gruppen mit derjenigen, gegen die ermittelt wird, gibt.

3. Also ist bei der Vergabe doch nicht alles korrekt abgelaufen? 

«Wenn wir irgendetwas zu verheimlichen hätten, würden wir die Angelegenheit sicher nicht zur Bundesanwaltschaft ziehen», so Sepp Blatter. Dennoch scheint es beim Bericht noch einige ungeklärte Sachlagen zu geben, zu deren Prüfung die FIFA-Ethikkommission keine Befugnisse hat. 

Die Bundesanwaltschaft hat mehr Kompetenzen als die FIFA-Ethikkommission und kann zum Beispiel Verhaftungen durchführen.
Die Bundesanwaltschaft hat mehr Kompetenzen als die FIFA-Ethikkommission und kann zum Beispiel Verhaftungen durchführen.Bild: KEYSTONE

So kann die Bundesanwaltschaft zum Beispiel Menschen verhaften, Zeugen verhören oder Hausdurchsuchungen durchführen. Derartige Zwangsmassnahmen kann die FIFA natürlich nicht selbst durchführen. Es scheint so, als ob im Bericht von Garcia nur deshalb niemand definitiv angeschwärzt werden konnte, weil nicht genug Beweismaterial vorliegt. Die Bundesanwaltschaft könnte nun behilflich sein, die nötigen, zusätzlichen Evidenzen zu besorgen.

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4. Ist die Wahscheinlichkeit nun gestiegen, dass der 420-seitige Bericht von Garcia veröffentlicht wird?

Selbst FIFA-Chef Sepp Blatter ist nicht zu 100 Prozent im Reinen mit dem Bericht und deswegen damit zur Bundesanwaltschaft gegangen. Dies erhöht das Interesse am Bericht natürlich nochmals merklich. Offenbar gibt es doch Unstimmigkeiten. 

Doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Bericht veröffentlicht wird, ist durch diesen Schachzug kleiner geworden. Sepp Blatter und Hans Joachim Eckert, welche sich gegen eine Publikation aussprechen, können nun behaupten, dass der Bericht momentan von der Polizei untersucht werde und deswegen auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen dürfe. 

Zudem müsste beim Bericht viel geschwärzt werden. Leuten, denen bei ihrer Aussage Anonymität garantiert wurde, müssten zum Beispiel geschützt werden. Falls also jemals eine Version des Berichts ans Tageslicht kommt, dann wohl in einer überarbeiteten Form. 

Wahrscheinlich wird der vollständige Bericht in nächster Zeit nicht veröffentlicht. Alles was es momentan zu lesen gibt, ist die 42-seitige Zusammenfassung von Hans Joachim Eckert. Zum Dokument geht es hier!

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