Blatter bevorzugte für den Wahlkongress ein Datum im kommenden Jahr. Vor allem die Gegner im Exekutivkomitee aus Europa um UEFA-Präsident Michel Platini und DFB-Chef Wolfgang Niersbach pochten auf eine Kür noch vor Weihnachten. Der 79-jährige Walliser konnte sich durchsetzen und gewann damit Zeit, seine Reformpläne durchzubringen und einen Nachfolger aufzubauen. Nicht zuletzt dürfte es ihm auch darum gehen, Kronfavorit Platini als kommenden FIFA-Boss zu verhindern.
Bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung des Exekutivkomitees kam Blatter erst mit Verzögerung dazu, seine Gedanken mitzuteilen. Der als Journalist getarnte britische Komiker Simon Brodkin warf ein Bündel falscher Geldnoten in Richtung des FIFA-Chefs und sorgte damit für einen Unterbruch der Konferenz. «Das hat nichts mit Fussball zu tun», kommentierte Blatter die Aktion und kündigte an, nun müsse erst mal saubergemacht werden.
Comedian Simon Brodkin crasht Blatters PK. #ssnhd #fifa
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— Sky Sport News HD (@SkySportNewsHD) 20. Juli 2015
Nach einer knapp halbstündigen Pause sprach Blatter dann die geplanten Reformen an, die eine elfköpfige Task Force ausarbeiten wird. Unter anderem sollen in Zukunft die Gehälter der Funktionäre offengelegt werden. Die Frage nach seinem Lohn wollte Blatter dann aber nicht beantworten. Die Task Force wird ihre Ideen dem Exekutivkomitee im September vorlegen.
Eine weitere Amtszeit, von der gerüchteweise in den letzten Wochen die Rede war, schloss Blatter aus: «Am 26. Februar wird die FIFA einen neuen Präsident haben.» Platini gilt als aussichtsreichster Kandidat. Der Franzose will sich in den nächsten zwei Wochen zu einer möglichen Bewerbung äussern. Vier von sechs Kontinentalverbände haben ihm die Unterstützung zugesagt, meldeten diverse Medien und beriefen sich dabei auf eine Quelle im näheren Umfeld von Platini. Nur Afrika und Ozeanien verweigern dem 60-Jährigen die Unterstützung.
Bislang hat erst der Brasilianer Zico seine Kandidatur offiziell angekündigt. Der Jordanier Prinz Ali sagte, er stehe zur Verfügung. Ali war bei der ordentlichen Präsidentschaftswahl im letzten Mai der einzige Gegner von Blatter gewesen. Damals hatte sich der Schweizer trotz der Korruptionsvorwürfe gegen die FIFA durchgesetzt, aber nach vier Tagen seinen Verzicht auf eine fünfte Amtszeit bekannt gegeben. (si/cma/pre)
(pre/si/cma)