Am kommenden Wochenende setzt er sich wieder in Bewegung, der bedeutendste Motorsport-Wanderzirkus der Welt. Die Formel 1 starte nach monatelanger Zwangspause wegen des Coronavirus in Österreich doch noch in die neue Saison. Wir sagen dir, was du wissen musst.
Der Kalender der neuen Formel-1-Saison bleibt ein vages Werk. In einer ersten Version nach der Anpassung sind wohl acht Grands Prix mit fixen Terminen vermerkt, doch ob und allenfalls mit welchen Rennen das Programm erweitert wird, steht noch nicht fest.
In Spielberg und in Silverstone wird als Novum in der 70-jährigen Geschichte der Formel 1 an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden auf der gleichen Strecke gefahren. Geht es nach dem Willen der Veranstalter, soll die am Sonntag beginnende Weltmeisterschaft im Minimum 15 Grands Prix umfassen.
Die Formel-1-Teams setzen 2020 weitgehend auf bewährtes Personal. Von den zehn Equipen haben lediglich Williams und Renault einen Fahrer getauscht. Zum Teilnehmerfeld gehören ein Neuling und ein Rückkehrer.
18 Fahrer konnten ihren Status als Stammfahrer aufrechterhalten und stehen im Sold ihres bisherigen Arbeitgebers. Mit Nicholas Latifi mischt ein neues Gesicht das Fahrerlager auf. Der Kanadier mit iranischen Wurzeln ersetzt bei Williams den Polen Robert Kubica, der fortan in der DTM und als Ersatz- und Testpilot für Alfa Romeo tätig sein wird.
Beim zweiten «Neuling» im Starterfeld handelt es sich um einen Rückkehrer. Esteban Ocon hatte nach drei Jahren als Grand-Prix-Fahrer von Manor und Racing Point in der vergangenen Saison die Rolle des Ersatzfahrers bei Mercedes innegehabt. Viele dachten deshalb, der talentierte Franzose würde auf diese Saison hin im Weltmeister-Team zum Stammfahrer aufsteigen und Valtteri Bottas als zweiten Fahrer hinter Lewis Hamilton ablösen.
Das Reglement erfährt auf die mit vier Monaten Verspätung beginnende Saison hin nur wenige Retuschen. Die von der FIA vorgenommenen Änderungen im Detail:
Wenn die Formel 1 am Sonntag in Spielberg den Rennbetrieb aufnimmt, werden 112 Tage seit dem einst geplanten Auftakt vergangen sein. Fast vier Monate, während denen die Angestellten der Teams ihre Arbeit zu einem grossen Teil niederlegen mussten. Auf Geheiss der Formel-1-Oberen blieben die Werkhallen während neun Wochen geschlossen.
Noch länger zurück liegen die bisher einzigen direkten Vergleiche auf der Rennstrecke, so dass die prognostizierte Hierarchie im Kreis der Favoriten beinahe schon in Vergessenheit geraten ist. Zum letzten Mal sassen die Fahrer Ende Februar während der offiziellen Testfahrten in Montmeló in den aktuellen Autos.
Auf dem Rundkurs in der Nähe von Barcelona hatten Weltmeister Lewis Hamilton und Valtteri Bottas den besten Eindruck hinterlassen. Zeitlich am nächsten kam dem Mercedes-Duo Max Verstappen im Red Bull. Ferrari mit Sebastian Vettel, dem wohl auch in seiner sechsten und letzten Saison mit den Roten der Titel verwehrt bleiben wird, und Charles Leclerc war lediglich die dritte Kraft.
Der Formel-1-Tross verliess Australien nach der Absage des Saisonstarts mit Zweifeln, Ungewissheit und vielen offenen Fragen. Die Antworten liessen nicht lange auf sich warten. Die bittere Wahrheit folgte auf dem Fuss. Aus der Corona-Krise gab es kein Entrinnen, erst recht nicht für einen weltumspannenden Sport wie die Formel 1. Das Pensum der mit 22 Grands Prix als Rekordsaison angekündigten Weltmeisterschaft schrumpfte stetig. Die ersten zehn im ursprünglichen Kalender fixierten Rennen wurden allesamt abgesagt.
Mit jeder Absage wurden die Sorgenfalten und das Minus auf der Einnahmen-Seite grösser. Die Quellen, aus denen Liberty Media als Inhaber der kommerziellen Rechte den grössten Teil der Erträge generiert, sind in den vergangenen Monaten praktisch versiegt. Knapp 40 Prozent spülen die Übertragungsrechte der Fernsehanstalten in die Kasse. Die durch die Rennorganisatoren zu entrichtenden Antrittsgebühren machen rund 30 Prozent des Erlöses aus – sofern es denn Rennen gibt.
Stillstand bedeutet in der Formel 1 also so gut wie keine Einnahmen. Dass Liberty Media fürs erste Quartal einen Umsatzverlust von rund 200 Millionen Dollar vermeldet hat und mit ähnlichen Zahlen für das zweite Jahresviertel rechnet, überrascht nicht. Das amerikanische Unternehmen vermag die ausbleibenden Zuschüsse zu verkraften. Die finanzielle Stabilität ist vorhanden, um diese Krise zu überstehen.
Härter trifft die Zwangspause vereinzelte Teams. Die ohnehin nicht auf Rosen gebettete Equipe von Williams denkt ernsthaft über einen Verkauf nach. Neben der Corona-Pandemie haben dem Traditionsrennstall auch die vorzeitige Vertragsauflösung mit dem Hauptsponsor und die anhaltende Erfolglosigkeit arg zugesetzt.
McLaren hatte erwägt, weitere Anteile seines Rennstalls zu veräussern, nachdem offenbar der Antrag auf Staatshilfe von der britischen Regierung abgelehnt worden war. Mittlerweile konnte die Schieflage aber entschärft werden. Die Nationalbank von Bahrain stellt der McLaren Gruppe, zu der neben dem Formel-1-Team der gleichnamige Sportwagen-Hersteller gehört, umgerechnet 175 Millionen Franken als Kredit zur Verfügung. Die Hilfe aus dem Königreich im Persischen Golf kommt nicht überraschend. Die Mumtalakat Holding Company, der Staatsfonds der Regierung des Inselstaates, hält einen Anteil von 62,55 Prozent an der McLaren Gruppe und ist mit einer Beteiligung von 44 Prozent auch Haupteignerin der Nationalbank. (abu/sda)