Mit 310 Punkten weist Verstappen nach seinem zehnten Saisonsieg in der Gesamtwertung bereits 109 Zähler Vorsprung auf seine ersten Verfolger, Teamkollege Sergio Perez und Charles Leclerc im Ferrari auf, was einer Reserve von mehr als vier Siegen bedeutet. Theoretisch könnte Verstappen schon nach den nächsten zwei Rennen (Monza, Singapur) beim Grand Prix von Japan am 9. Oktober in Suzuka wieder Weltmeister werden - vier Rennen vor Saisonende.
Zum Vergleich: Vor einem Jahr reichten 395,5 Punkte zur Entthronung von Lewis Hamilton, der mit acht Punkten Rückstand WM-Zweiter wurde. Gut möglich, dass der in Belgien geborene Verstappen in diesem Jahr den Rekord von Michael Schumacher und Sebastian Vettel übertrifft. Diese schafften 2004 (in 18 Rennen) und 2013 (in 19 Rennen) je 13 Siege.
«Heute war es nicht so einfach, wer hatte schon mit zwei Safety-Car-Phasen gerechnet. Wir mussten ständig pushen, haben aber immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Für die Fans bin ich richtig happy, meine beiden Heimrennen hintereinander gewonnen zu haben», sagte Verstappen.
Mit auf dem Podest standen George Russell (Mercedes) als Zweiter und Leclerc als Dritter. Wegen zwei durch Yuki Tsunoda (Alpha Tauri-Honda) und Valtteri Bottas (Alfa Romeo-Ferrari) ausgelösten Safety-Car-Phasen hielt sich deren Rückstand mit vier und zehn Sekunden in Grenzen. Eine richtige Chance, die orange Party der 105'000 Zuschauer zu crashen, hatten sie allerdings kaum.
Dies hätte wohl einzig der siebenfache Champion Lewis Hamilton tun können. Doch dem Engländer standen die zwei Safety-Car-Phasen im Weg. Durch diese gewann Verstappen beim zusätzlichen Reifenstopp wertvolle Zeit und hatte mit den Soft-Reifen alle Vorteile auf seiner Seite.
Hamilton («Wir hatten heute die Pace, um gewinnen zu können») dagegen wurden Medium- statt Soft-Reifen aufgezogen, was dieser per Boxenfunk so kommentierte: «Vielen Dank. Ich kann nicht glauben, wie sehr ihr mich in die Scheisse geritten habt.» Teamchef Toto Wolff entschuldigte sich nach dem Rennen bei seinem Fahrer: «Wir gingen leider ein falsches Risiko ein.»
Bei Ferrari kamen im Pannen-Register 2022 zwei neue Einträge dazu. Einerseits, weil beim ersten Boxenstopp von Carlos Sainz der linke Hinterreifen nicht bereitstand und über zehn Sekunden verloren gingen. Andererseits, weil der Spanier für eine Behinderung von Alonso eine 5-Sekunden-Strafe aufgebrummt erhielt. Ohne diese Missgeschicke hätte es Sainz aufs Podest statt zu Rang 8 reichen können.
Beim Hinwiler Formel-1-Rennstall Alfa Romeo-Ferrari läuft in dieser Saison derweil nichts mehr rund. Im Grand Prix der Niederlande in Zandvoort bleiben die Piloten zum sechsten Mal in Serie ohne WM-Punkte.
Valtteri Bottas blieb nach 55 der 72 Runden am Ende der Zielgeraden stehen. «Ich hatte plötzlich einen Leistungsverlust. Aus Vorsicht habe ich den Motor sofort abgestellt.» Teamkollege Zhou Guanyu belegte den 16. Rang. Statt Punkte gab es für die beiden Fahrer wegen Tempoüberschreitung in der Boxengasse Strafen: 600 Euro (Bottas im Qualifying) und eine 5-Sekunden-Strafe (Zhou im Rennen).
Positiv ist einzig, dass die Konkurrenz kaum näher kommt. Nur Lance Stroll mit Rang 10 gewann in der Teamwertung für Aston Martin einen Zähler dazu. Alfa (51 Punkte) hat als Sechster 17 Zähler Vorsprung auf Haas-Ferrari. (abu/sda)