Was wurde nicht alles geschrieben über das Jahrhunderttalent Martin Ödegaard. Kein Teenager startete seine Karriere mit so vielen Vorschuss-Lorbeeren wie der heute 20-jährige Norweger.
Der Start in seine Profi-Karriere ist aber auch beeindruckend. Mit 15 Jahren spielt Ödegaard in der ersten norwegischen Liga bei Strömsgodset IF, wo er in 23 Spielen 5 Tore erzielt. Es folgt das Aufgebot für die norwegische Nationalmannschaft – wo er gleich über 90 Minuten ran darf. Im Winter 2015 reissen sich die Topklubs Europas um Ödegaard. Bayern und Manchester United ziehen den Kürzeren, Ödegaard wechselt für 2,8 Millionen Euro zu Real Madrid. Satte zwei Millionen Euro verdient er dort jährlich, der Vertrag läuft bis 2021.
Das norwegische Märchen geht vorerst weiter. Ödegaard kommt am 23. Mai 2015 beim 7:3-Sieg gegen den FC Getafe zu seinem Debüt – er wird nach 58 Minuten für keinen Geringeren als Cristiano Ronaldo eingewechselt. Mit 16 Jahren und sechs Monaten ist er seither der jüngste je eingesetzte Real-Spieler in der Primera Division.
Doch die 32 Minuten, die er damals auf dem Platz stand, bleiben seine einzigen Liga-Minuten für die erste Mannschaft der Königlichen, die Karriere des Teenagers gerät ins Stocken. Auch deshalb, weil sich Ödegaard weigert, mit der zweiten Mannschaft zu trainieren, aber dort spielen muss.
Bei Real Madrid hat Ödegaard vorerst keine Zukunft mehr. Im Januar 2017 wird er für eineinhalb Jahre zum SC Heerenveen nach Holland ausgeliehen, wo er Spielpraxis sammeln darf.
Weil sich Ödegaard in Holland gut entwickelt, entscheidet man bei Real Madrid im Sommer 2018, den Teenie noch einmal nach Holland zu verleihen. Bei Vitesse Arnheim spielt er als Rechtsaussen oder offensiver Mittelfeldspieler – und blüht auf. In 25 Partien kommt er auf bisher je 6 Tore und Assists.
Gestern erzielte er diesen Prachtstreffer gegen PSV.
Dass der «nordische Messi» aufdreht, ist diversen Topklubs nicht verborgen geblieben. Ajax Amsterdam hat alleine durch die Sommer-Verkäufe von Frenkie de Jong (für 75 Millionen Euro zum FC Barcelona) und Maximilian Wöber (für 10,5 Millionen Euro zum FC Sevilla) ordentlich Geld in der Transferkasse. Weitere Stars der Mannschaft wie Matthijs de Ligt, David Neres und Hakim Ziyech sind heiss umworben.
Dem Champions-League-Viertelfinalisten steht also ein grosser Umbruch bevor, neue Talente müssen her. Wie die Marca berichtet, sei Ajax Amsterdam deshalb bereit, 20 Millionen Euro für den talentierten Linksfuss zu bezahlen.
So viel hat der holländische Traditionsklub noch nie für einen Spieler ausgegeben – 20 Millionen Euro wären sogar Liga-Rekord. Der bisher teuerste Ajax-Spieler war im Sommer 2008 der heutige YB-Spieler Miralem Sulejmani, der für 16,25 Millionen Euro von Heerenveen nach Amsterdam wechselte.
Ödegaard selbst gibt sich diplomatisch. Zu voetbalprimeur.nl sagte er: «Wenn man gut spielt und Tore macht, reden die Leute über dich. Wir sprechen im Sommer mit Real und treffen dann Entscheidungen. Ajax ist ein toller Klub, aber ich will nicht mehr Spekulationen anfachen.»
Es scheint, als habe der 20-Jährige realisiert, dass es nicht ganz eifach ist, (zu) hohe Erwartungen zu erfüllen. Die 20 Millionen Euro, die für ihn im Raum stehen, kann er zumindest nicht nachvollziehen «Die Beträge, die in der Fussballwelt bezahlt werden, sind ausser Kontrolle. Das ist zu viel Geld. Ich denke nicht, dass ich so viel wert bin.»