In den letzten Monaten hat Shaqiri, zurzeit körperlich leicht angeschlagen, nicht mehr oft mit Journalisten geredet. Die Kritik an seinem Transfer von Inter Mailand zu Stoke goutierte weder er noch sein Umfeld – auch wenn er heute behauptet, dass ihm die negativen Kommentare «relativ egal waren».
Im SFV-Camp wich er von seiner selbst gewählten defensiven Linie ab. Am Rande eines Sponsoren-Termins hielt der an guten Tagen spektakulärste Schweizer Internationale nun Hof. Er sprach über den nicht aufgebotenen Captain Gökhan Inler und über sein persönliches Hoch in England.
Inlers Nichtnominierung taxiert Shaqiri als «Überraschung für alle». Der Trainer habe sich wohl wegen der fehlenden Spielpraxis gegen den langjährigen Stammspieler entschieden, mutmasst Shaqiri. Die Wertschätzung Inlers sei indes nach wie vor gross: «Ich kenne ihn seit 2010. Er ist ein super Mensch, sehr professionell, hilft jedem. Gökhan ist ein Leader in der Mannschaft. Er war für uns immer ein sehr guter Captain.»
Shaqiri glaubt nicht, dass im Fall des degradierten Leicester-Mittelfeldspielers die Würfel endgültig gefallen sind: «Er wird sicherlich alles daran setzen, noch einmal zurückzukehren. Es könnte für ihn doch noch für die EM reichen.»
Anders als Inler hat Shaqiri die Zeit als enttäuschter Reservist hinter sich. Seine schwierigen Monate in Mailand sind kein Thema mehr, dem Stillstand folgte der Auf- und Durchbruch in der Premier League. Das Selbstvertrauen des 23-Jährigen ist entsprechend: «Ich wollte in die beste Liga der Welt. Jetzt spiele ich dort jedes Wochenende und bringe gute Leistungen.»
Kurzum: «Es gefällt mir, ich habe richtig entschieden.» Er setze um, was ihm der Coach Mark Hughes geraten habe: «Der Trainer sagt mir immer, ich soll es geniessen, in dieser Liga zu spielen. Ich soll einfach Freude haben.» Mehr oder weniger gelinge ihm das, schmunzelt er.
Stoke spielt auch dank dem Ex-Bayern-Professional die beste Premier-League-Saison der Vereinsgeschichte. In 23 Runden gelangen Shaqiri acht Skorerpunkte und einzelne Topspiele. Shaqiri selber wertet das erste Jahr als überaus positiv.
In der Liga der «vielen Überraschungen» schätzt Shaqiri, dass «immer alles möglich ist. Liverpool führt bis kurz vor Schluss 2:0 und verliert dann noch.» Anders als in Deutschland oder Italien werde weniger taktisch gespielt. «Es ist mehr Power im Spiel, man muss mehr einstecken, aber auch mehr laufen.» (sda/syl)