Wie erwartet ist die Schweiz gegen Nordirland ganz anders aufgetreten als noch gegen Italien. Doch trotz des vielen Ballbesitzes fehlten die zwingenden Torchancen. Dies bemängelte auch der Trainer nach seinem zweiten Pflichtspiel: «Wir wussten, dass wir dominant auftreten können und einen Grossteil des Ballbesitzes haben werden. Doch haben die Präzision und die nötige Durchschlagskraft im letzten Drittel gefehlt.»
Als Grund dafür führte Murat Yakin unter anderem den tiefstehenden Gegner an: «Sie waren sehr gut organisiert und haben uns die Räume eng gemacht. Dadurch wurde es extrem schwierig, Überzahlsituationen zu schaffen oder auch freie Räume zu finden.» Einen Vorwurf wolle er seiner Mannschaft deshalb nicht machen.
Der Knackpunkt der Partie war der verschossene Penalty von Haris Seferovic. Das sah auch Yakin so: «Wären wir in Führung gegangen, hätten sie offensiver agieren müssen, wodurch wiederum Möglichkeiten für uns entstanden wären.» Am Ende zeigte sich der 46-Jährige aber zufrieden mit dem Unentschieden: «Wir haben hinten zu null gespielt und auswärts einen Punkt geholt. Trotzdem müssen wir in der Offensive viel konkreter und präziser werden.»
Nach den ersten Länderspielen zieht Yakin eine positive Bilanz: «Wir haben gute Spiele gezeigt, wie wir uns das vorgenommen haben. Um eine Partie zu gewinnen, braucht es einen entscheidenden Moment und diesen haben wir mit dem Penalty nicht genutzt. Trotzdem war es insgesamt eine positive Zeit.»
Der Innenverteidiger stand wie schon gegen Italien über die volle Distanz auf dem Feld. Darüber, dass die Nati erneut kein Gegentor zugelassen hat, konnte er sich jedoch nicht so richtig freuen: «Es war einfach zu wenig. Wir haben keine klare Torchance zugelassen, aber nach vorne ist von der ganzen Mannschaft zu wenig gekommen. Ich kann mich bis auf den glücklich entstandenen Penalty an keine klare Chance erinnern.»
«Wir waren nicht mutig genug, haben zu wenig Eins-gegen-Eins-Situationen gesucht und es war viel zu wenig Bewegung im Spiel», so Akanji weiter. Auf die Ausfälle von Spielern wie Shaqiri wollte es der BVB-Akteur nicht schieben: «Jeder hier ist ein Nationalspieler und muss Gas geben. Im nächsten Spiel muss definitiv mehr kommen, denn wir wollen an die WM. Um dieses Ziel zu erreichen, darf uns so etwas wie heute nicht noch einmal passieren.»
«Wir wollten eigentlich über die Aussen ins Eins-gegen-Eins gehen, aber das ist gegen ihre Fünferkette leider nicht so gut aufgegangen», sagte der Flügelspieler nach dem Spiel. Die Nordiren haben den Schweizern das Leben schwergemacht, indem sie zu elft verteidigt haben. «Es wird für jeden Gegner schwer hier. Unser Ziel war es zu gewinnen, doch das hat heute leider nicht geklappt», zeigte sich Ruben Vargas enttäuscht. Auch Vargas bemängelte den fehlenden Mut sowie die Kreativität in der Offensive.
Steffen wurde in der 60. Minute für Fabian Frei eingewechselt. Er sollte dem Offensivspiel neue Impulse geben. Doch auch mit dem Wolfsburger hatten die Schweizer grosse Schwierigkeiten. «Es war ein extrem frustrierendes Spiel, weil wir teilweise ohne richtiges Konzept angerannt sind.» Yakin habe die Mannschaft zwar sehr gut eingestellt, aber ab und zu habe die Schnelligkeit und auch der Mut etwas gefehlt, wie Steffen nach Abpfiff sagte. Dies hing wohl auch mit der veränderten Zusammensetzung des Teams zusammen.
«Als der Match zu Ende ist, sind die Schweizer wenigstens einmal schnell unterwegs. Innert Sekunden verdrücken sie sich vom Platz im Belfaster Windsor Park. Es gibt wirklich keinen Grund, sich länger in der Öffentlichkeit zu zeigen. Das 0:0 gegen Nordirland ist ein erster Offenbarungseid der jungen Ära von Murat Yakin. Was sie bieten, ist nicht einfach nur dürftig, es ist kraftlos, ideenlos, leidenschaftslos, kurz: furchtbar.»
«Was für ein Schweine-Spiel. Das Spiel in Nordirland ist richtig zäh. Das Spielsystem Yakins geht schon in der ersten Halbzeit nicht auf. Dann zeigt der Schiedsrichter nach einem Rempler gegen Vargas auf den Penaltypunkt. Haris Seferovic übernimmt die Verantwortung, schiesst allerdings so schwach, dass Goalie Bailey Peacock-Farrell problemlos pariert. In der zweiten Halbzeit passt Yakin das System an. Die Durchschlagskraft fehlt aber weiter: Ein harmloser Freistoss von Rodriguez (74.) bleibt die einzige Chance.»
«Es war eine harte Landung, die Yakin und seine Mannschaft nach der Euphorie in Basel erlitten gegen Nordiren, die aus ihren bescheidenen Möglichkeiten das Optimum herausholten. Die Schweizer waren zwar dominant. Aber eben nicht so, wie sich das Yakin vorgestellt hatte. Sie hatten den Ball während 76 Prozent der Spielzeit. Doch sie wussten nichts mit diesem Ball anzufangen.»
«Die Nati kann nie verbergen, dass eben doch zu viele etablierte Kräfte fehlen. Sie schafft es nicht ein einziges Mal, gegen die biederen Nordiren auch nur eine einzige reelle Torchance herauszuspielen. Es ist der erste Tolggen im Reinheft unter Nationaltrainer Yakin und auch für ihn zu wenig. Die Schweizer spielen schlecht, die Offensive sieht kein Land.»
(nih)