«Es ist für einen Mann, der nach einem harten Arbeitstag ins Training kommt, vielleicht doch besser, sich nicht mit einer Frau auseinandersetzen zu müssen.» So begründete der Vereinspräsident vom TSV Eching, Peter Raab, vor fünf Jahren die Entlassung der damaligen Trainerin Sissy Raith gegenüber der «Süddeutschen Zeitung».
Raith war die erste Frau, welche ein Männerteam auf einem einigermassen hohen Niveau trainierte. Mit Eching meisterte sie den Schritt von der Bezirksliga in die Landesliga, die siebthöchste Spielklasse Deutschlands.
Nun hat Raith eine Nachfolgerin gefunden, die sie sogar klar übertrifft. Die Portugiesin Helena Costa wechselt auf die kommende Saison zum französischen Zweitligaverein Clermont Foot Auvergne 63, wie der Verein auf seiner Homepage mitteilt. Dort hat Régis Brouard nach zwei Jahren seinen Rücktritt bekannt gegeben.
Eine Frau im Männerfussball – geht das? Eigentlich spricht nichts dagegen. Solange die nötige Fachkompetenz und Erfahrung vorhanden sind, werden Trainerin und Spieler auf dem Platz vom Gleichen sprechen: vom Fussball. Erfahrung bringt Helena Costa mit sich. Neun Jahre lang coacht sie schon auf hohem Niveau, seit 2012 als Trainerin der iranischen Frauennationalmannschaft.
Trotzdem: Der Gedanke an eine Frau, welche den Männern die Marschrichtung vorgibt, befremdet viele Fussballfreunde. Es hat sich eingebürgert, dass im Profifussball die Mourinhos, Guardiolas und Simeones dieser Welt regieren. Eine Frau Mourinho? Auch Sie müssen schmunzeln.
Die Aufgabe von Helena Costa wird es sein, sich den nötigen Respekt von Spielern, Verantwortlichen und ganz besonders den Fans zu verschaffen. Sissy Raith bekundete bei den Spielern keine Mühe.
In einem Interview mit dem Magazin «11 Freunde» sagte sie: «Es herrscht die Meinung vor, dass eine Frau im Männerfussball nicht akzeptiert wird. Schliesslich ist das Bild ungewohnt: eine Frau, die vor 20 Männern steht und ihnen die Taktik erklärt. Bei mir und meiner Mannschaft gab es allerdings keine Berührungsängste. Das Team brachte mir Vertrauen entgegen. Ich habe mich ab der ersten Sekunde wohl gefühlt. Es ging uns allen um dasselbe: nämlich um Fussball. »
Einer der wichtigsten Faktoren, die Akzeptanz bei den Fans von Clermont, wird sich von selbst ergeben: Kommt der Erfolg, wird ihnen egal sein, wer an der Seitenlinie steht. Bleibt er aus, wird sich Costa bestimmt den einen oder anderen Spruch mehr anhören müssen, als ihre männlichen Artgenossen.
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