Sport
Fussball

Basel: Zwischen der FCB-Führung und den Fans sind alle Bande zerschnitten

Die Botschaft der FCB-Fans ist deutlich.
Die Botschaft der FCB-Fans ist deutlich.Bild: zvg

Wie Kontroversen den FCB und seine Fans immer weiter auseinander treiben

Verkaufsgerüchte befeuern den Konflikt zwischen Fans und FCB-Führung. Alle Bande sind zerschnitten.
17.07.2020, 07:3217.07.2020, 08:34
benjamin rosch / ch media
Mehr «Sport»

Manchmal kann alles ganz schnell gehen. Am Mittwochabend veröffentlichte die «Handelszeitung» eine Recherche zu einem möglichen Verkauf von FCB-Anteilen. Noch in der darauffolgenden Nacht reagierte die Muttenzerkurve: In roten Lettern sprayten die Fans ihre jüngste Klage an die Geschäftsstelle.

Am nächsten morgen folgte die Antwort des Clubs, er hatte bereits einen Reinigungstrupp aufgeboten. Es ist dies inzwischen scheinbar alles, was es noch gibt an Kommunikation zwischen Club und Basis. Wer gedacht hatte, nach dem offenen Brief der Kurve von Ende Juni würde so etwas wie eine Aufarbeitung stattfinden, sieht sich getäuscht: Alle Bande sind zerschnitten.

Entfremdung erreicht neuen Höhepunkt

Der jetzige Konflikt dreht sich um die Gerüchte, wonach die FCB-Führung um Präsident Bernhard Burgener bis zu dreissig Prozent der Anteile am FC Basel an eine britische Firma namens Centricus verkaufen möchte.

Das läuft allen Idealen der Fankurve zuwider: Eine Vermögensverwaltungsfirma mit Sitz in London soll fast einen Drittel an Rotblau halten? Ein Unternehmen ohne Bezug zu Basel, dafür mit Verbindungen zu Fifa-Präsident Gianni Infantino und seinen Plänen einer globalen Clubmeisterschaft? Unvorstellbar für den harten Kern der Fans, aber auch für viele darüber hinaus. «Für immer Rotblau», der Wahlspruch der neuen FCB-Ägide, ad absurdum.

Arbeiter versuchen den Schriftzug zu entfernen.
Arbeiter versuchen den Schriftzug zu entfernen.Bild: Nicole Nars-Zimmer

Es ist freilich nicht das erste Mal, dass die Muttenzerkurve öffentlich ihren Unmut an der FCB-Führung zum Ausdruck bringt. Im Mai 2018 sah die Fankurve schwarz, als sie mit dunklem Rauch gegen Influencer-Marketing und E-Sport-Offensiven protestierte. Das war der Beginn einer Entfremdung, die jetzt kulminiert ist.

Lange hielten die Fans mit dem Ärger hinter dem Berg

Der Widerstand brandete nur dort öffentlich auf, wo um die klassischen Kurventhemen gestritten wurde. Dies täuscht vielleicht über eine Tatsache hinweg: Lange gab es einen Dialog zwischen der Muttenzerkurve und dem FCB. Die Fans bastelten ihre Banner am Fahnentag im Stadion und versteigerten gemeinsam mit dem Club Devotionalien im Rahmen einer Corona-Solidaritätsaktion. Zwar herrschte schon von Beginn weg eine gewisse Skepsis gegenüber der neuen Führung vor, doch die grossen Konflikte blieben hinter verschlossenen Türen.

Selbst im vergangenen Sommer, als es unter den FCB-Fans brodelte. Anlass gab das Laientheater um den Posten als Cheftrainer: Marcel Koller war bereits geschasst, als der irrlichternde Club in einer Kehrtwende doch zu ihm zurückfand und stattdessen Sportdirektor Marco Streller verabschiedete. Zu diesem Zeitpunkt verspielte Burgener in weiten Teilen der FCB-Anhängerschaft seinen Kredit und auch der Ton der Medien wurde zunehmend schärfer. Doch die «MK» hielt selbst dann noch dicht, als die Geschäftszahlen immer besorgniserregender wurden.

FCB-Praesident Bernhard Burgener waehrend der Medienkonferenz des FC Basel 1893 zum Saisonauftakt 2017/18 am Donnerstag, 20. Juli 2017, in Basel. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
FCB-Präsident Bernhard Burgener fällt bei den Fans immer mehr in Ungnade.Bild: KEYSTONE

Im Oktober kommt es zum Kräftemessen

Das hat sich geändert. Corona-bedingt der üblichen Stadion-Kommunikation beraubt, griff die Kurve im Juni zum letzten Mittel: Sie sprach den Club-Repräsentanten die Legitimation ab. Es sei «Zit zum goo», Zeit zu gehen, für die FCB-Führung in corpore, forderte die Muttenzerkurve. Sie nimmt inzwischen für sich in Anspruch, für einen grossen Teil der FCB-Fans zu sprechen. Der Club hat darauf mit einem Communiqué reagiert und mitgeteilt, dass man auf das Anliegen nicht eintreten werde. «Die Führung des FCB ist auch mit Vertretern der Muttenzerkurve im regelmässigen Austausch», stand darin, und man sei bereit für den Dialog. Exakt ein Monat ist seither verstrichen und mit Blick auf die jüngste Auseinandersetzung wird deutlich: Es blieb bei der Ankündigung.

Im Oktober will der FCB – Stand jetzt – die Generalversammlung nachholen. Es wird ein richtungsweisender Abend für beide Seiten. Sowohl die Muttenzerkurve, die bei weitem keine Mehrheit unter den Vereinsmitgliedern darstellt, als auch Bernhard Burgener werden ihren Rückhalt in der breiten Anhängerschaft spüren – oder eben nicht.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
FC Basel 1967/68
1 / 18
FC Basel 1967/68
Auf Facebook teilenAuf X teilen
FCB-Stürmer Dimitri Oberlin sprintet um sein Leben
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P.
17.07.2020 08:43registriert August 2018
Kann Burgener nicht einfach wieder Videos ausleihen ? Ok, braucht zwar niemand, aber er richtet so keinen Schaden an.

Fussballklubs verkommen zu Spielzeugen gelangweilter Scheichs, Oligarchen und dem globalen, zwielichtigen Grosskapital.

Das spüren die FCB - Fans.


@Burgener

Geh doch deine Videokassetten sortieren. Tu irgendwas, aber nicht beim FCB.
19218
Melden
Zum Kommentar
avatar
niklausb
17.07.2020 07:49registriert März 2015
Der Fahnentag war oder ist von der MK für die Kinder nicht für sich selbst, da können und sollen Kinder Fahnen für sich machen können mit hilfe von Leuten aus der MK.
1266
Melden
Zum Kommentar
avatar
Göönk
17.07.2020 14:11registriert Februar 2015
Ich hoffe einfach, dass der FCB kriegt sein Führungschaos schneller in den Griff, als das GC getan hat. Man sieht, was Wirren über mehrere Jahre hinweg anrichten können. Ich freue mich wirklich auf neue Duelle von Weiss/Blau gegen Rot/Blau (von mir aus auch unter Beteiligung von Grünn/Weiss und Gelb/Schwarz) um die Tabellenspitze. Nur mit mehreren Topteams kommt die Schweizer Liga weiter!
231
Melden
Zum Kommentar
20
Saudi-Arabien erhält die Fussball-WM – was ist aus den Mega-Stadien in Katar geworden?
Vor zwei Jahren fand die umstrittene Fussball-Weltmeisterschaft in Katar statt. Sechs Stadien wurden extra dafür gebaut. Seither hat sich im arabischen Golfstaat einiges verändert. Eine Spurensuche vor Ort.

Beim Lusail Iconic Stadion in Katar herrscht in diesen Tagen keine Fussballstimmung. Noch vor zwei Jahren stemmte hier Lionel Messi für Argentinien den WM-Pokal vor fast 90'000 Zuschauenden in die Höhe. Wenig später legte ihm der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, einen traditionellen arabischen Umhang um. Das Bild von Messi im sogenannten «Bischt» ging um die Welt.

Zur Story