Mit versteinerter Miene stellte sich José Mourinho nach Tottenhams 0:3-Niederlage nach Verlängerung gegen Dinamo Zagreb vor die Mikrofone der TV-Anstalten. 120 Minuten musste der 58-jährige Portugiese zuvor mitansehen, wie sich seine Mannschaft vom Aussenseiter an die Wand spielen liess.
«The Special One» suchte nach den richtigen Worten, um das Unerklärliche zu erklären. «Gute Frage …», sagte Mourinho, als er auf die Gründe für die Blamage angesprochen wurde, und legte eine kurze Pause ein. Als er seine Worte gefunden hatte, begann er seine beispiellose Abrechnung mit der eigenen Mannschaft.
«Ich komme gerade aus der Dinamo-Kabine», berichtete der «Spurs»-Coach bei «BT Sport». «Ich habe die Jungs gelobt und bedauere, dass eine Mannschaft – nicht meine Mannschaft – das Spiel wegen der Einstellung gewonnen hat.»
Tottenham liess in Zagreb tatsächlich fast alles vermissen: Zwar hatten auch die «Spurs» einige Torchancen, doch fehlte es komplett an Energie in ihrem Spiel. Ein Hattrick von Mislav Orsic reichte Dinamo am Ende zum verdienten Weiterkommen.
Jose Mourinho, what a guy! He came to Dinamo’s locker room after the game to congratulate Dinamo Zagreb lads for beating his team fair&square.
— PCM (@PeytonCity) March 18, 2021
A true champ! 👍🏻👍🏻👍🏻 @gnkdinamo @SpursOfficial pic.twitter.com/ZMYXmH7Jrb
«Wenn ich mal die letzten Minuten der Verlängerung vergesse, gab es nur eine Mannschaft, die sich entschieden hatte, alles auf dem Platz zu geben», setzte Mourinho seine Abrechnung fort. «Sie haben Schweiss, Energie und Blut auf dem Platz gelassen und ihn am Ende sogar mit Freudentränen verlassen. Sie waren sehr demütig, sehr hingabevoll. Ich kann sie nur beglückwünschen. Auf der anderen Seite: meine Mannschaft. Ich wiederhole: meine Mannschaft. Sie sah nicht so aus, als spiele sie ein wichtiges Spiel.»
«Es reicht nicht zu sagen, dass ich traurig bin. Ich fühle mehr als Traurigkeit. Ich fühle mich in meiner Ehre verletzt. Unsere Leistung war inakzeptabel.», so Mourinho weiter. «Meiner Mannschaft haben nicht nur die Basics des Fussballs gefehlt, sondern die Basics des Lebens, nämlich unseren Job zu respektieren und alles zu geben.»
Die «Spurs» haben mittlerweile acht der letzten 15 Pflichtspiele verloren. Nach dem 0:3 nach Verlängerung in Zagreb ist zudem ein Weg, sich für die Champions League zu qualifizieren, schon einmal verbaut. In der Premier League liegt man momentan nur auf Rang 8, sechs Punkte hinter dem Viertplatzierten Chelsea.
"It's just a disgrace. I hope everyone in the changing room feels responsible."
— Football on BT Sport (@btsportfootball) March 18, 2021
Hugo Lloris didn't hold back following Tottenham's Europa League exit.#UEL pic.twitter.com/dl7JZYS8am
«Wenn das für irgendeinen von denen kein wichtiges Spiel war, für mich ist es eins», polterte Mourinho weiter. «Aus Respekt vor meiner Karriere und aus Respekt vor dem Spiel ist jedes Spiel wichtig. Ich glaube, für jeden Tottenham-Fan zu Hause ist jedes Spiel wichtig und es braucht eine andere Einstellung.» Er könne sich bei den Fans nur entschuldigen, sagte Mourinho. «Ich hoffe, sie fühlen sich genauso wie ich. Heute hiess es leben oder sterben, und in diesem Moment sterben wir.»
Ein eigenes Schuldeingeständnis kam dem Portugiesen nicht über die Lippen, obwohl er mit Heung-Min Son und Gareth Bale zwei Superstars zunächst geschont hatte und so vielleicht ein falsches Zeichen gesetzt hatte. «Ich hatte mit meinen Spielern über das Risiko gesprochen, so zu spielen, wie wir gespielt haben», sagte Mourinho nur. «Doch dieses Risiko ist ihnen erst beim zweiten Gegentor bewusst geworden.»
1 - Tottenham are the first English side to take a two goal lead into the second leg of a European knockout tie and fail to progress since Manchester City against Monaco in the last 16 of the 2016-17 UEFA Champions League. Stunned. #UEL pic.twitter.com/rdWw3vJO8R
— OptaJoe (@OptaJoe) March 18, 2021
Fraglich bleibt, ob die Tottenham-Fans tatsächlich das Gleiche fühlen wie Mourinho. Viele wünschen sich nach den enttäuschenden letzten Wochen längst einen neuen Trainer. Doch Mourinho, der noch einen Vertrag bis 2023 hat, zu entlassen, ist aus finanziellen Gründen schwierig. Gemäss der britischen Presse würde ein Rauswurf die «Spurs» rund 30 Millionen Euro kosten. In der aktuellen Situation ohne Zuschauereinnahmen eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Son ist verletzt und wurde nicht geschont.
Zitat von JM:
"Sonny has no chance for this match, no chance at all. I even feel it’s very doubtful for the weekend. I believe he will need the international break to recover totally."