Sport
Fussball

Dafür setzt es viel Kritik: Bitterarmer Tschad sponsert Ligue-1-Verein FC Metz

Die neuen Metz-Trikots wurden Ende August präsentiert.
Die neuen Metz-Trikots wurden Ende August präsentiert.bild: twitter

Dafür setzt es viel Kritik: Bitterarmer Tschad sponsert Ligue-1-Verein FC Metz

05.09.2016, 07:4205.09.2016, 11:23
Mehr «Sport»

Der Tschad, das viertärmste Land der Welt, ist seit kurzem der Hauptsponsor eines französischen Fussball-Erstligisten. Der afrikanische Wüstenstaat unterstützt den FC Metz in der Hoffnung, damit mehr Touristen ins Land zu locken. Doch das stösst im Tschad selbst auf zunehmenden Widerstand.

«Ist das nicht rausgeschmissenes Geld?», fragt die Zeitung «Le Progrès». Der Vorsitzende des tschadischen Athletikverbandes, Hissène Ngaro, sprach von einem «schlechten Witz.»

Sportminister Betel Miarom wies Berichte zurück, wonach das Sponsoring rund 12 Millionen Euro koste, nannte aber keine andere Summe. Der Fussballverein wollte sich ebenfalls nicht dazu äussern.

Die Vorder- und Rückseite der Ende August vorgestellten Trikots des FC Metz ziert nun die Aufschrift «Tschad, Oase der Sahel-Zone». Der französische Traditionsklub aus Lothringen ist auch der Stammverein des Bayern-Stars Franck Ribéry. Der Deutsch-Ghanaer Anthony Baffoe hat ebenfalls in Metz gekickt.

Das neue Trikots des FC Metz.
Das neue Trikots des FC Metz.bild: twitter

«Worum geht es dem Tschad wirklich?», fragt sich Madeleine Moudalta, eine Lehrerin aus N'Djamena. «Den Tourismus stärken – oder den Hunger bekämpfen und sauberes Trinkwasser für die Menschen zu finden?» Wegen des niedrigen Ölpreises ist die Regierung seit kurzem zu einem scharfen Sparkurs gezwungen.

Die frühere französische Kolonie sieht in dem Fussball-Sponsoring einen Weg, Urlauber aus dem reichen Europa ins Land zu locken. Allerdings verunsichern Schlagzeilen über den Terrorismus, weil dort auch die aus dem Nachbarland Nigeria stammende Islamistentruppe Boko Haram ihr Unwesen treibt.

«Negatives Image aufpolieren»

«Unser Land muss sein negatives Image aufpolieren», sagt Sportminister Miarom. «Wir hoffen, dass dies über den Fussball hinausgehen wird und unsere wirtschaftlichen Beziehungen stärken wird.» Der Regierung zufolge wird das Sponsoring von tschadischen Unternehmen finanziert; Beobachter bezweifeln dies jedoch.

Im Tschad stirbt der Weltbank zufolge etwa jedes siebte Kind vor Erreichen des fünften Lebensjahrs, eine der höchsten Quoten weltweit. Die Lebenserwartung liegt bei 51 Jahren. Knapp 90 Prozent der Landbevölkerung gelten als arm. Von den rund 13 Millionen Einwohnern sind UNO-Angaben zufolge 1,6 Millionen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, 720'000 Kinder gelten als mangelernährt.

Dass Staaten versuchen, durch Trikotwerbung mehr touristische Aufmerksamkeit zu generieren, ist nicht neu. Aserbaidschan sponserte von 2014 bis 2015 den spanischen Champions-League-Finalisten Atlético Madrid. (pre/sda/dpa)

Fussballtrikots mit Sponsoren, die es heute nicht mehr gibt

1 / 19
Wie die Zeit vergeht … Fussballtrikots mit Sponsoren, die es heute nicht mehr gibt
1995: Xamax (Fotolabo Club, heute Ifolor).
quelle: keystone / str
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Hirscher plant Sensations-Comeback – aber nicht für Österreich
Der alpine Ski-Weltcup steht vor einem weiteren spektakulären Comeback. Nach Lucas Braathen erwägt laut Medienberichten auch Marcel Hirscher eine Rückkehr. Allerdings nicht für Österreich.

Nach Informationen der «Tiroler Tageszeitung» soll der achtfache Gesamtweltcupsieger ab kommender Saison für die Niederlande, das Geburtsland seiner Mutter, an den Start gehen. Allerdings müsste der Österreichischer Skiverband (ÖSV) dem Nationenwechsel des 35-jährigen Salzburgers zustimmen. Wie der ORF berichtete, will sich der ÖSV heute Mittwoch zur Angelegenheit äussern.

Zur Story