Lionel Messi ist auch mit 34 Jahren noch immer einer der besten Fussballer der Welt. An der Copa America hat er Argentinien am Wochenende zum Titel geführt. Wie überragend Messi war, zeigt die Tatsache, dass er sämtliche Offensiv-Statistiken des Turniers anführt.
Those who topped each category of statistics in the recent Eurocopa and Copa América. You see something particular, right? that guy is the seventh Ballon d'Or winner Lionel Messi. pic.twitter.com/EQE28DyGGg
— Barça Worldwide (@BarcaWorldwide) July 13, 2021
Damit hat Lionel Messi seinen grossen Traum, endlich mal einen grossen Titel mit Argentinien zu holen, erfüllt. Mit dem FC Barcelona hat er ja bereits unzählige Titel geholt, darunter zehnmal die Meisterschaft, siebenmal den Cup und viermal die Champions League. Seit über 20 Jahren ist Messi bereits in der Organisation der Katalanen, dribbelte sich durch die berüchtigte Jugendakademie «La Masia» und spielt seit 2005 in der ersten Mannschaft des FC Barcelona.
Seit dem 1. Juli ist Lionel Messi allerdings offiziell vereinslos, da sich der FCB mit dem Superstar bisher nicht über eine Vertragsverlängerung einigen konnte. Wie verschiedene spanische Medien gestern berichteten, ist diese Einigung nun endlich erfolgt. Die Nummer 10 von Barcelona erhalte einen neuen 5-Jahresvertrag und habe dafür sogar eine Gehaltskürzung von 50 Prozent akzeptiert.
Also am Ende doch alles gut in der Causa Lionel Messi? Mitnichten. Denn so ein Lionel Messi ist natürlich auch bei einer Gehaltskürzung nicht ganz billig und die finanzielle Situation bei Barcelona ist, um es milde auszudrücken, angespannt.
Im Geschäftsbericht zur Saison 2019/20 war ersichtlich, dass sich bei Barça ein Schuldenberg von 1,17 Milliarden Euro angesammelt hat. Dieser ist in der aktuellen Saison nochmals deutlich angestiegen. Rund eine halbe Milliarde Euro weniger hat man auch in der abgelaufenen Saison wegen der Corona-Pandemie eingenommen. Joan Laporta, der seit März 2021 Barcelona-Präsident ist, sagte kürzlich über den Zustand der Klubkasse: «Es ist viel schlimmer als befürchtet.»
Der grösste Teil der Barcelona-Ausgaben geht auf die immensen Lohnkosten der Spieler zurück. Rund 70 Prozent der Einnahmen gehen bei den Katalanen nämlich für die fürstliche Entlöhnung ihrer Stars drauf. Das könnte dem FCB nun zum Verhängnis werden.
Die spanische Liga hat gar keine Freude an den astronomischen Lohnsummen und reguliert diese deshalb mit einem eigenen Financial Fairplay. So gibt es für jeden Klub eine individuelle Obergrenze für die jährlichen Lohnkosten – je nachdem, wie gut der Klub wirtschaftet. Bei Barcelona war dieses Lohndach vor der Pandemie noch bei 671 Millionen Euro, verkleinerte sich letzte Saison auf 347 Millionen und soll nun noch bei 170 Millionen Euro liegen. Bei Dauerrivale Real Madrid liegt diese Grenze aktuell übrigens bei rund 400 Millionen Euro.
Ist die Salärgrenze überschritten, dürfen laut der Liga keine neuen Spieler verpflichtet respektive eingeschrieben werden. Weil Lionel Messi derzeit aber offiziell vertragslos ist, gilt er bei einem neuen Vertrag als Neuzugang. Wie der Tages Anzeiger schreibt, muss Barça 200 Millionen Euro an Löhnen und Amortisationen einsparen, bevor überhaupt daran zu denken ist, Messi einzuschreiben.
Barcelona muss also dringend Geld sparen. Das Problem ist jedoch, dass bereits Sergio Agüero, Memphis Depay, Eric Garcia und Emerson verpflichtet wurden, die allesamt nicht für ein Butterbrot spielen werden.
Auf der Abgangsseite hat Barcelona zwar Junior Firpo (für 15 Mio. Euro zu Leeds United), Jean-Clair Todibo (für 8,5 Mio. zu Nizza) und Carles Alena (für 5 Mio. zu Getafe) stehen, doch für die grossen Lohnkosten waren diese Spieler nicht verantwortlich.
Deshalb steht Barcelona nun vor einem riesigen Problem. Es muss entweder massiv Lohnkosten einsparen oder hohe Transfereinnahmen generieren, um Lionel Messi überhaupt einschreiben zu lassen.
Am besten geht das natürlich durch den Verkauf eines hoch veranlagten Spielers, der sowohl eine saftige Ablösesumme generiert und dessen Lohn hoch ist, damit man diesbezüglich einsparen kann. Ligapräsident Javier Tebas sagte in Interviews, dass Barcelona wohl zehn Spieler, darunter Grossverdiener, abgeben müsse, um Messis Vertrag verlängern zu können. Das Problem dabei: Barcelonas Verhandlungspartner wissen um die angespannte finanzielle Situation und sitzen damit am längeren Hebel. Bereits letzte Saison hatte Barça ein ähnliches Problem und verscherbelte die Grossverdiener gleich reihenweise: Luis Suarez (für 7 Mio. zu Atlético Madrid), Arturo Vidal (für 1 Mio. zu Inter) und Ivan Rakitic (für 1,5 Mio. zum FC Sevilla) wurden alle deutlich unter Marktwert verkauft.
Die Frage ist nun, wer bei Barcelona zum Bauernopfer wird, um den neuen Vertrag von König Messi zu ermöglichen. Ganz oben auf der Liste steht Antoine Griezmann. Über einen Abgang des Franzosen wird in den spanischen Gazetten seit Wochen spekuliert. Derzeit am wahrscheinlichsten sei eine Rückkehr von «Grizou» zu Atlético Madrid. Im Gegenzug soll Saul Niguez zu Barcelona wechseln.
Gerne loswerden würde man in Barcelona auch Philippe Coutinho. Der Brasilianer kam 2018 für 120 Millionen Euro vom FC Liverpool. Der offensive Mittelfeldspieler kam in 90 Spielen aber bloss auf 23 Tore, konnte selten überzeugen, hat sich zuletzt einen Meniskusriss zugezogen und jetzt noch einen Marktwert von 30 Millionen Euro. Kein Wunder, hat Barça Mühe, einen Abnehmer für den 29-jährigen Coutinho zu finden.
Über die Abgänge der Innenverteidiger Clément Lenglet (soll gemäss «Sport» bei Everton ein Thema sein) und Samuel Umtiti (er könnte gemäss «Marca» 5 bis 10 Millionen einbringen) wird ebenfalls spekuliert.
Und da ist ja noch Miralem Pjanic, der gemäss der Mundo Deportivo in den Plänen von Ronald Koeman keine Rolle mehr spielt. Der Bosnier wurde im September 2020 im Tausch für Arthur von Juventus geholt. Bilanziert wurde sein Wert damals mit 60 Millionen Euro – nun sei er unter Umständen sogar ablösefrei zu haben, heisst es.
Barcelona wird in den nächsten Wochen alles dafür tun, um so viel Geld wie möglich einzusparen. Oberste Priorität hat schliesslich, dass man Vereinsikone Lionel Messi halten kann.
Den FC Barcelona ausschliessen? Zwangsabstieg? Da lachen ja die Hühner.
Vielleicht gibt es ein paar symbolische Strafen (gegen die Putzfrau oder so) und that's it.
Alles kein Problem also für den FCB. Messi engagieren, weitermachen wie bisher!