
Die Nati will auch gegen Spanien hoch hinaus.Bild: keystone
Aussenseiter Schweiz? Daten deuten vor dem Viertelfinal gegen Spanien darauf hin. Doch es gibt Hoffnung. Und eine goldene Regel.
02.07.2021, 11:2702.07.2021, 11:27
ralf streule / ch media
Wenn die Schweiz heute im Viertelfinal gegen Spanien antritt, ist sie Aussenseiterin – klar. Die Zahlen sprechen auch diesmal eine deutliche Sprache. Doch bereits gegen Frankreich hat das Team von Vladimir Petkovic der Statistik ein Schnippchen geschlagen. Und: Ganz so entmutigend wie vor dem Erfolg im Achtelfinal ist die Ausgangslage nicht.
Die möglichen Aufstellungen:

Nachdem die Buchmacher der Schweiz gegen Frankreich noch eine 1:7-Chance auf einen Sieg in der regulären Spielzeit einräumten, ist es diesmal ein 1 zu 5,5. Ein Weiterkommen der Schweiz wird sogar – trotz Granit Xhakas Fehlen – mit 1 zu 3,1 berechnet. Anders gesagt: Würde das Spiel dreimal gespielt, gingen die Schweizer statistisch gesehen einmal als Sieger vom Platz. Immerhin!

Quelle: Uefa, transfermarkt.com/Grafik: mop
Doch keine Frage: Wer sich die Transferwerte der beiden Teams anschaut, muss um die Schweizer bangen. Gleich zwölf spanische Spieler werden von der Plattform transfermarkt.com als wertvoller eingeschätzt als die teuersten Schweizer, Manuel Akanji und Denis Zakaria. Der Blick auf die Mannschaftsteile zeigt besonders in der Offensive grosse Wertunterschiede. Diese Beobachtung wird gestützt von Zahlen aus den bisherigen EM-Partien der beiden Teams. Sowohl was Tore, Abschlüsse als auch gefährliche Pässe in den Strafraum angeht, lassen die Spanier die Schweiz deutlich hinter sich.

quelle: uefa, transfermarkt.com/grafik: mop
Das statistische Material der UEFA stützt das Gefühl, das während der Spiele der Spanier entsteht: Da ist stete Gefahr und Unruhe. Und erst das spanische Spiel mit dem Ball! Kein anderes Team der EM hatte mehr Ballbesitz (67,5 Prozent), nur Deutschland hatte eine grössere Passgenauigkeit, und gelaufen ist das spanische Team ebenfalls viel – mit 10,8 Kilometern pro Spieler und Partie um 900 Meter mehr als jeder Schweizer.
Zu finden ist im UEFA-Statistikfundus aber auch Erbauendes. Da wird Steven Zuber als bester EM-Assistgeber geführt (vier Assists). Was Flankenpräzision und Zweikämpfe angeht, liegt die Schweiz vor Spanien – Tugenden, die gegen Frankreich mit ausschlaggebend waren für den Erfolg.
Die letzten Schweizer Duelle gegen Spanien
Nations League 2020/21: Spanien – Schweiz 1:0
Nations League 2020/21: Schweiz – Spanien 1:1
Testländerspiel 2018: Spanien – Schweiz 1:1
WM-Gruppenphase 2010: Spanien – Schweiz 0:1
WM-Achtelfinal 1994: Spanien – Schweiz 3:0
Es gibt ihn also, den Strohhalm, der mit Blick auf die mentale Verfassung nach dem Achtelfinalerfolg noch dicker wird. Auch was den Ausgang der bisher acht Schweizer Spiele gegen Spanien angeht, gibt’s Hoffnung. Dem WM-Sieg 2010 stehen drei Unentschieden und vier Niederlagen gegenüber. Zuletzt hielten die Schweizer mit Spanien mit, als sie in der Nations League 2020 einmal 1:1 spielten und einmal nur 0:1 verloren.

quelle: uefa, transfermarkt.com/grafik: mop
Und dann gibt es da noch jene goldene Regel, die sich für die Schweiz vielversprechend anhört: Seit 2004 holte sich an grossen Turnieren stets jener den Titel, der Frankreich in einem K.-o.-Spiel bezwang. An der EM 2004 war das so (Griechenland), aber auch an der WM 2006 (Italien), der EM 2012 (Spanien), der WM 2014 (Deutschland) und der EM 2016 (Portugal). So gesehen: Es kann nichts schiefgehen heute Abend.
Bonus
Der Spielstil der Schweizer an der EM:
- Bei Kontern offensiv herausragend.
- Aber auch anfällig auf Konter.
Der Spielstil der Spanier an der EM:
- Viel Ballbesitz und trotzdem viel Tempo in der gegnerischen Platzhälfte.
- Dafür keine Konter und etwas anfällig auf gegnerisches Direktspiel in der Defensive.
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Die Engländerinnen können weiter von der Titelverteidigung träumen. Die Europameisterinnen sichern sich den Platz im Final dank eines 2:1 nach Verlängerung gegen Italien.
Lange sah es in Genf so aus, als dass die Favoritinnen für einen lethargischen Auftritt in der ersten Halbzeit bestraft werden würden. Bis zur 96. Minute lief das Team von Startrainerin Sarina Wiegman einem Rückstand hinterher, ehe die eingewechselte Michelle Agyemang die Lionesses in die Verlängerung rettete. Wie schon im Viertelfinal gegen Schweden brachte die 19-Jährige gemeinsam mit der ebenfalls eingewechselten Chloe Kelly den Umschwung. Die Stürmerin von Arsenal traf in der 119. Minute zum 2:1 für den Favoriten. Erst scheiterte sie vom Punkt an Laura Giuliani, gegen den Nachschuss von Kelly war aber auch die italienische Torhüterin machtlos.
Die einzigen die wirklich Zählen, sind die auf der Resultattafel und diese Zahl sollte Ende Spiel auf Schweizer Seite höher sein als die der Spanier.
Wie viel Ballbesitz oder wie teuer das Team, ist in einem Spiel, in dem es darum geht, mehr Tore als der Gegner zu schiessen, nur Spielerei.