Wenn die Schweiz heute im Viertelfinal gegen Spanien antritt, ist sie Aussenseiterin – klar. Die Zahlen sprechen auch diesmal eine deutliche Sprache. Doch bereits gegen Frankreich hat das Team von Vladimir Petkovic der Statistik ein Schnippchen geschlagen. Und: Ganz so entmutigend wie vor dem Erfolg im Achtelfinal ist die Ausgangslage nicht.
Nachdem die Buchmacher der Schweiz gegen Frankreich noch eine 1:7-Chance auf einen Sieg in der regulären Spielzeit einräumten, ist es diesmal ein 1 zu 5,5. Ein Weiterkommen der Schweiz wird sogar – trotz Granit Xhakas Fehlen – mit 1 zu 3,1 berechnet. Anders gesagt: Würde das Spiel dreimal gespielt, gingen die Schweizer statistisch gesehen einmal als Sieger vom Platz. Immerhin!
Doch keine Frage: Wer sich die Transferwerte der beiden Teams anschaut, muss um die Schweizer bangen. Gleich zwölf spanische Spieler werden von der Plattform transfermarkt.com als wertvoller eingeschätzt als die teuersten Schweizer, Manuel Akanji und Denis Zakaria. Der Blick auf die Mannschaftsteile zeigt besonders in der Offensive grosse Wertunterschiede. Diese Beobachtung wird gestützt von Zahlen aus den bisherigen EM-Partien der beiden Teams. Sowohl was Tore, Abschlüsse als auch gefährliche Pässe in den Strafraum angeht, lassen die Spanier die Schweiz deutlich hinter sich.
Das statistische Material der UEFA stützt das Gefühl, das während der Spiele der Spanier entsteht: Da ist stete Gefahr und Unruhe. Und erst das spanische Spiel mit dem Ball! Kein anderes Team der EM hatte mehr Ballbesitz (67,5 Prozent), nur Deutschland hatte eine grössere Passgenauigkeit, und gelaufen ist das spanische Team ebenfalls viel – mit 10,8 Kilometern pro Spieler und Partie um 900 Meter mehr als jeder Schweizer.
Zu finden ist im UEFA-Statistikfundus aber auch Erbauendes. Da wird Steven Zuber als bester EM-Assistgeber geführt (vier Assists). Was Flankenpräzision und Zweikämpfe angeht, liegt die Schweiz vor Spanien – Tugenden, die gegen Frankreich mit ausschlaggebend waren für den Erfolg.
Es gibt ihn also, den Strohhalm, der mit Blick auf die mentale Verfassung nach dem Achtelfinalerfolg noch dicker wird. Auch was den Ausgang der bisher acht Schweizer Spiele gegen Spanien angeht, gibt’s Hoffnung. Dem WM-Sieg 2010 stehen drei Unentschieden und vier Niederlagen gegenüber. Zuletzt hielten die Schweizer mit Spanien mit, als sie in der Nations League 2020 einmal 1:1 spielten und einmal nur 0:1 verloren.
Und dann gibt es da noch jene goldene Regel, die sich für die Schweiz vielversprechend anhört: Seit 2004 holte sich an grossen Turnieren stets jener den Titel, der Frankreich in einem K.-o.-Spiel bezwang. An der EM 2004 war das so (Griechenland), aber auch an der WM 2006 (Italien), der EM 2012 (Spanien), der WM 2014 (Deutschland) und der EM 2016 (Portugal). So gesehen: Es kann nichts schiefgehen heute Abend.
Die einzigen die wirklich Zählen, sind die auf der Resultattafel und diese Zahl sollte Ende Spiel auf Schweizer Seite höher sein als die der Spanier.
Wie viel Ballbesitz oder wie teuer das Team, ist in einem Spiel, in dem es darum geht, mehr Tore als der Gegner zu schiessen, nur Spielerei.