Als Adebayo Akinfenwa wegen der getönten Scheiben seines Autos von einem Polizisten angehalten wurde, fragte ihn dieser, was er für einen Beruf ausübe. «Ich spiele Fussball», antwortete der 104-Kilo-Schrank. «Oh, ich habe den Superbowl gesehen», entgegnete der Polizist freundlich, «ich mag Football!». «Nein, nein! Ich spiele richtigen Fussball», entgegnete Akinfenwa. Der Polizist traute seinen Augen nicht: «Was? Fussballfussball? Dafür bist du doch viel zu gross!»
Und tatsächlich: 104 Kilo wiegt Akinfenwa, im Videospiel «FIFA 15» ist er der Spieler mit der grössten Kraft. 97 von 100 möglichen Punkten. Und sein Gewicht ist nicht etwa «tote Masse». In seiner Freizeit stemmt er am liebsten Gewichte – 180 Kilo schafft er im Bankdrücken. An den Schweizer Meisterschaften wäre er damit in seiner Gewichtsklasse Vierter geworden.
Gegen Liverpool hatte er im Cup am letzten Wochenende seinen grossen Moment. Nach einem Eckball für sein Team Wimbledon schaltet er aufgrund seiner Robustheit zuerst den Torhüter aus, danach drückt er den Ball über die Linie. 1:1. Am Ende verliert der Londoner Club dann doch noch mit 1:2. Dafür holt sich Liverpool-Fan Akinfenwa das Shirt von Steven Gerrard.
Ein Tor gegen Liverpool? Da bietet sich doch gleich folgender Vergleich an:
Doch war das 1:1 gegen den grossen FC Liverpool bloss ein Zufallstreffer? Bei Weitem nicht. Bei seinen bisher 371 Einsätzen in der dritt- und vierthöchsten englischen Liga erzielte der Kraftprotz starke 128 Tore.
Seine Karriere begann Akinfenwa 2001 in Litauen bei FK Atlantas – nach einem erfolglosen Versuch, sich bei Watford (wo heute Almen Abdi spielt) durchzusetzen.
Akinfenwa war der erste schwarze Spieler in der litauischen Liga. Sie können sich vorstellen, was er sich in den Stadien anhören musste. Akinfenwa nennt seinen Ausflug ins Baltikum heute «eine Erfahrung».
Seit seinem Ausflug nach Litauen spielte Akinfenwa bei zwölf weiteren Vereinen. Die namhaftesten waren Swansea City (2005-2007), Millwall (2007-2008) und jetzt AFC Wimbledon (seit 2014).
Am meisten Tore erzielte Akinfenwa für Northampton Town. 71 Treffer liess er sich für die «Cobblers», im Herzen Englands, gutschreiben.
Akinfenwas Vater ist ein Moslem, seine Mutter eine Christin. In seiner Jugend war er dazu angehalten worden, Ramadan zu feiern. Später entschied er sich aber für den christlichen Glauben.
Akinfenwa besitzt eine eigene Kleiderlinie mit dem illustren Namen «Beast Mode On». «Meine beiden Brüder sind wie ich gebaut. Ohne meine Grösse würde ich die Familientreffen kaum überleben», scherzte der gebürtige Londoner gegenüber «Sky BET».
Der Stürmer brach sich in der Saison 2006/07 das rechte Bein, was ihn zu einer Umstellung in seinem Spiel zwang. Es war nach diesem Beinbruch, als «Bayo» mit dem intensiven Training im Kraftraum begann.
Neben seiner physischen Präsenz gilt das Kopfballspiel als grösste Stärke des Wimbledon-Spielers. «Ich geniesse es, der grösste Kerl im Team zu sein. Deshalb könnte ich auch nie Rugby spielen.»